Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht Europa angesichts von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg in einer wichtigen Zeit beim Kampf gegen psychische Probleme.
»Unsere Region befindet sich in einem umfassenden Umbruch und Wandel«, sagte der Direktor der WHO-Region Europa, Hans Kluge, am Mittwoch in Kopenhagen. Die Pandemie habe ein Schlaglicht auf die psychische Gesundheit geworfen, der bewaffnete Konflikt in der Ukraine wirke sich auf das geistige Wohlbefinden von Millionen von Menschen aus. »Zehn Wochen Krieg in der Ukraine haben zu unberechenbarer Ungewissheit, Unsicherheit, Trauer und Verlust geführt«, sagte Kluge. Fast 190 Angriffe auf das Gesundheitswesen in der Ukraine hätten unzähligen Menschen Hoffnung und den Zugang zu Gesundheitsdiensten geraubt.
Weniger Hilfe als nötig wäre
Kluge leitete mit seinen Worten die erste Sitzung der sogenannten Paneuropäischen Koalition für Psychische Gesundheit ein. Ziel dieser Koalition sei es, dass auf allen Ebenen Initiativen ergriffen werden, um vernachlässigten mentalen Gesundheitsbedürfnissen in der Region Europa zu begegnen, sagte der WHO-Regionaldirektor. Zur europäischen WHO-Region zählen neben Deutschland und dem Rest der EU auch weiter östlich gelegene Staaten, darunter auch Russland und die Ukraine.
Die Paneuropäische Koalition für Mentale Gesundheit (Pan-European Mental Health Coalition) war im September 2021 ins Leben gerufen worden. Das Netzwerk besteht aus Vertreterinnen und Vertretern aus den 53 Mitgliedstaaten der WHO-Region, internationalen Nichtregierungsorganisationen, Experten und Menschen, die von psychischen Gesundheitsproblemen betroffen sind.
Nach WHO-Angaben lebten 2021 mehr als 150 Millionen Menschen in der Region mit psychischen Gesundheitsproblemen. Nur jeder dritte Mensch mit Depressionen erhalte die Hilfe, die benötigt werde. Psychische Probleme beträfen alle Altersgruppen und alle sozialen Schichten.
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