Lange Gesichter und nur wenig Erklärungen: Nach einem erneut fehlgeschlagenen Start der unbemannten Mondmission »Artemis 1« sucht die US-Raumfahrtbehörde Nasa fieberhaft nach den Gründen. Bei einer Pressekonferenz am späten Samstagabend deutscher Zeit bemühte sich Nasa-Chef Bill Nelson mit Missions-Manager Mike Sarafin und Nasa-Manager Jim Free um Optimismus. Sie alle konnten aber nur wenige sichere Details und Pläne bestätigen. Fest steht aber, dass es in der kommenden Woche keinen neuen Launchversuch geben wird.
Das Team untersuche derzeit, warum genau es zu den Problemen kam und welche Reparaturen nötig seien, erklärte Free. Noch könne man nicht sagen, ob ein erneuter Startversuch schon im nächsten (19.9. bis 4.10.) oder im übernächsten möglichen Planungszeitfenster (17.10. bis 31.10.) erfolgen werde. Außerdem sehe es laut derzeitigem Stand so aus, als müsste die Rakete mit der »Orion«-Kapsel an der Spitze in den Hangar zurück - eine Freigabe für den Verbleib am Launchpad sei bisher nicht erfolgt, sagte Free. Am Montag und Dienstag will das Team weiter beraten und dann aktualisierte Details und Pläne veröffentlichen.
Zweiter Fehlversuch innerhalb einer Woche
Der Start am Samstag war wegen eines undichten Tankschlauchs abgesagt worden. Mehrere Versuche, dieses Problem während des Betankens mit flüssigem Wasserstoff zu lösen, waren gescheitert. Rund drei Stunden vor dem Beginn eines möglichen Zeitfensters für den Start wurde dieser dann abgesagt. An diesem Punkt seien die Wasserstofftanks zu elf Prozent gefüllt gewesen, hieß es weiter.
Es war bereits der zweite Fehlversuch innerhalb einer Woche. Beim ersten missglückten Versuch vergangenen Montag hatte es mehrere Probleme gegeben, darunter auch bereits ein Tankleck. Außerdem hatte ein Triebwerk nicht auf die nötige Temperatur heruntergekühlt werden können. Sarafin räumte ein, dass das am Samstag neu aufgetretene Leck deutlich größer gewesen sei. Höchstwerte für Wasserstoffkonzentration in der Umgebungsluft seien um das Zwei- bis Dreifache überschritten worden, sagte er.
Sarafin und Free konnten noch nicht absehen, ob nach den nun folgenden Reparaturen möglicherweise auch erneute umfangreichere Generalproben des gesamten Startvorgangs nötig seien.
»Wir hatten zwar heute nicht den Launch, den wir wollten, aber ich kann ihnen sagen, dass diese Teams genau wissen, was sie tun und ich bin sehr stolz auf sie«, sagte Nasa-Chef Nelson bei der Pressekonferenz. Seine eigene Space-Shuttle-Mission sei viermal verschoben worden, hatte er sich kurz nach dem Fehlstart im Webfernsehen der Nasa erinnert. »Der fünfte Versuch war dann eine beinahe fehlerlose sechstägige Mission.«
Bemannte »Artemis«-Mission frühestens 2025
Auch bei noch früheren »Artemis«-Tests waren schon Probleme aufgetreten, die schließlich eine erste wesentliche Verschiebung zur Folge hatten: Mit dem nach der griechischen Göttin des Mondes benannten Programm sollten eigentlich bis 2024 wieder US-Astronauten auf dem Mond landen, erstmals auch eine Frau und eine nicht-weiße Person. Wegen der vielen technischen Probleme ist eine solche bemannte »Artemis«-Mission nun frühestens für 2025 geplant. An diesem Zeitplan halte man fest, bestätigte Nelson am Samstag. Fernziel der Nasa ist es, dass »Artemis« sogar wichtige Grundlagen für erste Mars-Missionen schafft.
Esa-Astronaut Alexander Gerst schrieb am Samstag bei Twitter, dass Probleme bei Teststarts komplexer Systeme nicht überraschend seien. »Nach dem Startversuch ist vor dem Startversuch«, ergänzte er. Ähnlich stimmte Esa-Astronaut Luca Parmitano ein: Elf Space Shuttles hätten nach abgesagten Starts für Reparaturen zurück in die Werkstätten gerollt werden müssen, schrieb er. »Wenn Artemis 1 abhebt, wird sich niemand an die Verzögerungen erinnern - wenn aber heute etwas schief gegangen wäre, dann hätten wir uns für eine lange Zeit daran erinnert.«
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