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Metro: Paris streitet über Preiserhöhung und miesen Service

Wenn die Metro endlich kommt, ist sie heillos überfüllt und jetzt sollen auch noch die Tickets teurer werden. In Paris gibt es Streit um Pläne für eine starke Preiserhöhung des Monats-Abos.

Paris
Wenn die Metro endlich kommt, ist sie heillos überfüllt und jetzt sollen auch noch die Tickets teurer werden. Foto: Jan Woitas
Wenn die Metro endlich kommt, ist sie heillos überfüllt und jetzt sollen auch noch die Tickets teurer werden.
Foto: Jan Woitas

Als Erfolgsmodell der Verkehrswende macht Paris mit neuen Radwegen und mehr Platz für Fußgängern von sich reden - Pläne für eine starke Erhöhung der Metro-Tarife bringen nun aber Menschen in der Millionen-Metropole auf die Palme. Während steigende Preise ohnehin gerade vielen zu schaffen machen, soll das Monats-Abo für den Großraum Paris - der sogenannte Passe Navigo - statt 75,20 Euro von Januar an 80, 90 oder gar 100 Euro kosten. Auch die übrigen Tickets sollen mehr kosten. Hauptgrund sind explodierende Energiekosten zum Betrieb der Bahnen, die mit Ausfällen und extremer Überfüllung in der letzten Zeit viele Pariserinnen und Pariser zur Verzweiflung bringen.

Als Sardinen verkleidet riefen Aktivisten des Collectif Ibiza kürzlich die für die Tarife zuständige Pariser Regionspräsidentin Valérie Pécresse zur Mitfahrt in Metro oder Bus auf, um die Zustände dort zu erleben. Der Service habe sich zusehends verschlechtert, überfüllte Züge und lange Wartezeiten hätten zugenommen. Als »sowohl ungerecht als auch völlig absurd« bezeichnete Grünen-Politiker David Belliard die geplante Tariferhöhung. Während der beschleunigte Klimawandel zu einer möglichst sauberen Mobilität verpflichte, wolle man die zur Kasse bitten, die täglich öffentliche Verkehrsmittel nutzten und zudem unter verschlechtertem Service litten.

950 Millionen Euro Mehrkosten für Energie

Das Problem: Die Pariser Verkehrsbetriebe gehen für 2023 von Mehrkosten für Energie in Höhe von 950 Millionen Euro aus, dazu kommen Gehaltssteigerungen und die Rückzahlung staatlicher Corona-Hilfen. Keine Resonanz fand der Vorschlag, den Ticketpreis einzufrieren oder die Mehrkosten zwischen Reisenden, Kommunen und den Verkehrsbetrieben aufzuteilen - damit hätte die Erhöhung für Pendler bei monatlich 5,60 Euro gelegen. Hinter den Kulissen gibt es ein politisches Tauziehen um den Passe Navigo, den rund sechs Millionen Menschen nutzen. Diesen Mittwoch soll eine Entscheidung fallen.

Für die Fahrgäste unerträgliche Erhöhungen müssten verhindert werden, sagte Transportminister Clément Beaune - konkrete staatliche Hilfen sagte er aber nicht zu. Darauf pocht Regionspräsidentin Pécresse, die eine Erhöhung für »sozial unerträglich und anti-ökologisch« hält. Die Verkehrsbetriebe ständen mit dem Rücken zur Wand und müssten neben dem laufenden Betrieb Investitionen in neue Metro-Linien und den Grand Paris Express stemmen, ein ambitioniertes Schnellbahn-Netz, das ab 2024 zu den Olympischen Spielen in Paris sukzessive in Betrieb gehen soll.

Dass das Gequetschte in den Pariser Metros derzeit oft noch schlimmer ist als üblich und Pendler und Touristen länger am Bahnsteig warten, hat mehrere Gründe, wie die Zeitung »Le Parisien« berichtete. Einer ist Personalmangel, von rund 3000 benötigten Metro-Fahrern fehlen im Moment rund 100, somit müssen Fahrten ausfallen. Und auf manchen Linien sind arg betagte Bahnen unterwegs, bei denen sich nach über 40 Jahren Dienst technische Pannen häufen. Auch das sorgt für Ausfälle oder Probleme beim Beschleunigen der oft proppevollen Bahnen.

© dpa-infocom, dpa:221206-99-795850/2