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»Layla«-Sexismusdebatte geht weiter

Nun verzichtet auch die größte Kirmes am Rhein auf den umstrittenen Nummer-1-Hit »Layla«. Selbst ein Bundesminister schaltet sich ein. Es geht um die Frage: Sollte ein Partysong wirklich verboten werden?

Düsseldorfer Kirmes
Alles dreht sich, blinkt und schallt auf der Düsseldorfer Rheinkirmes - alles, bis auf ein ganz bestimmtes Lied. Foto: Jana Bauch
Alles dreht sich, blinkt und schallt auf der Düsseldorfer Rheinkirmes - alles, bis auf ein ganz bestimmtes Lied.
Foto: Jana Bauch

Die Sexismusdebatte um den Partysong »Layla« zieht immer größere Kreise. Nun soll das Lied auch auf der anstehenden Düsseldorfer Kirmes mit bis zu vier Millionen Besuchern nicht gespielt werden. Eine entsprechende Entscheidung haben die Veranstalter vom Schützenverein St. Sebastianus getroffen. »Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört - nur nicht auf unseren Festplatz«, sagte Schützen-Chef Lothar Inden der Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor hatte die Gleichstellungsstelle der Stadt Düsseldorf wegen »Layla« bei den Veranstaltern vorgesprochen. Nachdem die Schützen zugesagt hätten, dass das Lied in Festzelten und Fahrgeschäften unterbunden werden soll, habe man vonseiten der Stadt keinen Anlass für ein Verbot gesehen, so eine Sprecherin. Man habe als Verwaltung dafür aber »auch keine Rechtsgrundlage« gesehen.

In dem Ballermann-Hit von DJ Robin & Schürze, zurzeit auf Platz 1 der deutschen Charts, heißt es unter anderem: »Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...).«

Buschmann: Verbot wäre »eins zu viel«

Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (44) meldete sich in der »Layla«-Debatte zu Wort. »Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel«, schrieb der FDP-Politiker am Dienstagabend bei Twitter.

Kirmes-DJ Marc Pesch (47) reagierte auf die Entscheidung in Düsseldorf alles andere als begeistert. Er legt bei der »Mallorca-Party« zur Kirmes-Eröffnung auf: »Das Stück ist immerhin die Nr. 1 in Deutschland und die erwarten die Menschen zu Recht«, sagt er. Pesch sieht sich als DJ im Dilemma: »Das ist wie Fußball, wenn man kein Tor schießen darf.« Dabei gebe es schlimmere Mallorca-DJs mit sehr viel schlimmeren Texten, sagte Pesch: »Dagegen ist «Layla» ein Lied für die Kirchweihe.«

Kirmes-Organisator Thomas König erläuterte, dass das Verbot des Schützenvereins für das Festzelt der Schützen gelte und an die Schausteller lediglich eine Empfehlung gegangen sei, das Lied nicht zu spielen. Warum an diesem Stück jetzt ein Exempel statuiert werden solle, erschließe sich ihm persönlich nicht ganz, bekannte er. »Der Gangster-Rap ist deutlich frauenfeindlicher. Meine Kinder haben mich für bekloppt erklärt.«

DJ Robin sieht keinen Sexismus

Zu Wochenbeginn war bekanntgeworden, dass »Layla« auf dem Würzburger Kiliani-Volksfest auf Drängen der Stadt nicht gespielt werden darf. Ein Stadtsprecher sagte, als Veranstalter des Volksfestes habe man den Festzeltbetreiber darum gebeten.

DJ Robin kann die Aufregung nicht verstehen, in dem Lied gebe es keinen Sexismus. »Früher haben die Leute «Skandal im Sperrbezirk» gesungen oder «Wir fahren in den Puff nach Barcelona»«, zitierte ihn die »Bild«-Zeitung. »Natürlich ist das Lied sexistisch«, sagte Musikfachmann Michael Fischer von der Universität Freiburg. Dass die Protagonistin des Videoclips offensichtlich ein Mann in High Heels, schwarzem Minirock und mit blonder Perücke ist, ändere nichts am Charakter des Liedes. Dies sei jenseits von Ironie oder Transaspekten.

Tweet Marco Buschmann

© dpa-infocom, dpa:220713-99-01973/4