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Großbritannien nimmt Abschied von »Captain Tom«

Mit militärischen Ehren wird der im hohen Alter zum nationalen Held aufgestiegene Weltkriegsveteran »Captain Tom« bestattet. Ein Wunsch konnte ihm aber nicht gewährt werden.

Captain Tom nach Corona-Infektion gestorben
Das Kreuzfahrtschiff Spirit of Adventure fordert im Hafen von Tilbury in London zum Applaus für den verstorbenen Kapitän Sir Tom Moore auf. Foto: The Port Of Tilbury
Das Kreuzfahrtschiff Spirit of Adventure fordert im Hafen von Tilbury in London zum Applaus für den verstorbenen Kapitän Sir Tom Moore auf.
Foto: The Port Of Tilbury

BEDORD. Großbritannien sagt goodbye zu seinem Pandemie-Helden: Rekordspendensammler Tom Moore (»Captain Tom«) soll an diesem Samstag mit militärischen Ehren bestattet werden.

Der 100 Jahre alte Weltkriegsveteran war am 2. Februar nach einer Coronavirus-Infektion in einem Krankenhaus im englischen Bedford gestorben.

Die Trauerfeier soll nach Angaben seiner Tochter »ziemlich spektakulär« werden. Uhrzeit und Ort wurden auf Wunsch seiner Familie zunächst geheim gehalten. Sechs Soldaten sollen demnach den Sarg zum Krematorium tragen. Dazu sollen Salutschüsse abgefeuert werden und ein Hornspieler werde das als »Last Post« bezeichnete militärische Signal spielen. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden nur acht Familienmitglieder teilnehmen.

»Meine Schwester und ich haben die Beerdigung geplant, die mein Vater sich gewünscht hat«, sagte Moores Tochter Lucy Teixeira der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Ihr Vater habe sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, wie er sich seine Beisetzung vorgestellt habe. Einen Wunsch habe sie aber nicht erfüllen können: »Wenn er in einen Pappkarton hätte gelegt werden können, anstatt dass ein Baum gefällt wird, dann hätte er das getan«, so Teixeira. Es sei aber geplant, dass mehrere Bäume zu seinen Ehren gepflanzt würden, berichtete sie weiter. Er habe auch darum gebeten, dass der Song Frank Sinatras »My Way« bei der Trauerfeier gespielt werde. In einem Online-Kondolenzbuch können Menschen mit Fotos und Texten ihre Anteilnahme zum Ausdruck bringen.

Auch einen Überflug mit einem Militärflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg soll es geben. Anlässlich seines 100. Geburtstags im vergangenen April waren Spitfire-Jagdflugzeuge über Moores Haus im ostenglischen Marston Moretaine nahe Bedford gedonnert.

Moore hatte mehr als 32 Millionen Pfund (etwa 36,8 Millionen Euro) an Spenden für den in der Pandemie schwer unter Druck geratenen britischen Gesundheitsdienst NHS eingetrieben und schaffte damit einen Guinness-Weltrekord. Er war dafür 100 Runden mit seinem Rollator durch seinen Hinterhof marschiert. Beinahe über Nacht avancierte er zum nationalen Helden. Queen Elizabeth II. (94) schlug ihn zum Ritter.

Sein Siegeszug wollte kaum ein Ende nehmen. »Captain Tom«, ehrenhalber auch noch zum Colonel befördert, stürmte sogar mit seiner eigenen Version der Fußball-Hymne »You'll Never Walk Alone« an die Spitze der Charts in Großbritannien. Den Song nahm er gemeinsam mit dem britischen Sänger und Schauspieler Michael Ball und einem NHS-Chor auf. Später veröffentlichte er eine Autobiografie mit dem Titel »Tomorrow Will Be A Good Day« (»Morgen wird ein guter Tag«) - das Buch wurde zum Bestseller.

Die Asche Moores soll in einem Familiengrab in der nordostenglischen Grafschaft Yorkshire beigesetzt werden. (dpa)