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Gericht spricht Högel-Vorgesetzte frei

Hätte der Patientenmörder Niels Högel gestoppt werden können? Am Donnerstag sprach das Landgericht Oldenburg sieben ehemalige Vorgesetzte des Pflegers von einer Mitverantwortung der Mordserie frei.

Landgericht Oldenburg
Ein Schild mit dem niedersächsischen Landeswappen hängt am Eingang zum Landgericht Oldenburg: Das Gericht verkündete das Urteil im Prozess gegen Högel-Vorgesetzte. Foto: Hauke-Christian Dittrich
Ein Schild mit dem niedersächsischen Landeswappen hängt am Eingang zum Landgericht Oldenburg: Das Gericht verkündete das Urteil im Prozess gegen Högel-Vorgesetzte.
Foto: Hauke-Christian Dittrich

Im Prozess gegen sieben frühere Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel hat das Landgericht Oldenburg alle Angeklagten freigesprochen. »Es ist kein vorsätzliches Fehlverhalten ersichtlich«, sagte der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann bei der Urteilsverkündung am Donnerstag. Vorsatz wäre jedoch Voraussetzung für eine Verurteilung gewesen. In Betracht kommende mögliche Vorwürfe der Fahrlässigkeit wären verjährt.

Mit dem Urteil folgte das Gericht am Donnerstag den Forderungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Angeklagt waren drei Ärzte, zwei leitende Pflegerinnen und ein leitender Pfleger sowie ein Ex-Geschäftsführer der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst. Sie standen wegen Beihilfe zur Tötung durch Unterlassen beziehungsweise Tötung durch Unterlassen seit Februar vor Gericht.

Richter: »Dieses Verfahren lässt uns alle traurig zurück.«

Es seien zwar Fehler von den Angeklagten gemacht worden, sagte Bührmann. Högel sei eine auffällige Person gewesen, Kollegen und Vorgesetzte hätten ihm zunehmend misstraut. »Man hätte sich gewünscht, dass viel klarer diesem Misstrauen nachgegangen wäre«, sagte Bührmann. Dennoch sei im Verfahren deutlich geworden, dass niemand in den Kliniken Högel bewusstes Töten zugetraut habe. »Das ist das Tragische des Unbegreifbaren«, sagte der Richter. »Dieses Verfahren lässt uns alle traurig zurück.«

Insgesamt ging es um acht Fälle: drei Morde in Oldenburg sowie drei Morde und zwei Mordversuche in Delmenhorst. Högel wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Richter Bührmann, der damals auch dieses Verfahren geleitet hatte, betonte, es sei sicher, dass Högel noch viel mehr Morde begangen habe als die, für die er verurteilt worden sei.

Högel hatte Patienten getötet, indem er ihnen nicht verordnete Medikamente spritzte. Die Verbrechen begannen im Jahr 2000 im Klinikum Oldenburg und endeten 2005 im Klinikum Delmenhorst.

© dpa-infocom, dpa:221013-99-115255/3