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Genua trauert um die Opfer des Brückeneinsturzes

Italien gedenkt heute der Opfer des Einsturzes der Autobahnbrücke in Genua. In der Hafenstadt wird zu der Trauerfeier unter anderem Ministerpräsident Conte erwartet. In die Trauer mischt sich aber auch Ärger.

Trauerfeier
In Genua haben sich Angehörige der Opfer zu einer Trauerfeier versammelt. Der Samstag wurde zum nationalen Trauertag in Italien erklärt. Foto: Gregorio Borgia/AP
In Genua haben sich Angehörige der Opfer zu einer Trauerfeier versammelt. Der Samstag wurde zum nationalen Trauertag in Italien erklärt. Foto: Gregorio Borgia/AP

Genua (dpa) - Mit einer Trauerfeier wird heute in Genua der Opfer des Einsturzes der Autobahnbrücke gedacht. Teilnehmen sollen unter anderem der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte und Genuas Erzbischof, Kardinal Angelo Bagnasco.

Abschied
Trauerfeier in Genua: Ein Mann nimmt an einem Sarg Abschied. Foto: Gregorio Borgia/AP Foto: Gregorio Borgia/AP
Trauerfeier in Genua: Ein Mann nimmt an einem Sarg Abschied. Foto: Gregorio Borgia/AP
Foto: Gregorio Borgia/AP

Aber auch in anderen Städten des Landes wird getrauert: An allen Flughäfen soll es um 11.30 Uhr eine Schweigeminute geben. In der Hauptstadt Rom gehen zwischen 22.00 und 23.00 Uhr am Kolosseum ebenso wie am Trevibrunnen und dem Rathaus auf dem Kapitol die Lichter aus, die diese historischen Bauwerke gewöhnlich nachts anleuchten.

Die EU-Kommission lässt als Zeichen der Solidarität mit Italien vor ihren Gebäuden halbmast flaggen. Auch im Fürstentum Monaco wird halbmast geflaggt. Dessen Herrscherfamilie Grimaldi hat ihre Wurzeln in Genua.

Trümmer
Ein Feuerwehrmann vor den Trümmern der eingestürzten Autobahnbrücke. Foto: Luca Zennaro/ANSA/AP
Ein Feuerwehrmann vor den Trümmern der eingestürzten Autobahnbrücke. Foto: Luca Zennaro/ANSA/AP

In der italienischen Fußballliga werden zum Saisonauftakt die Spiele der beiden Erstligisten aus Sampdoria und CFC Genua verschoben. In den übrigen Liga-Begegnungen soll es eine Schweigeminute vor Spielbeginn geben, und die Spieler sollen Trauerflor tragen.

Aufräumarbeiten
Ein Baggerfahrer entfernt Trümmerteile. Bei der Katastrophe verloren mehr als 40 Menschen ihr Leben. Foto: Luca Zennaro/ANSA
Ein Baggerfahrer entfernt Trümmerteile. Bei der Katastrophe verloren mehr als 40 Menschen ihr Leben. Foto: Luca Zennaro/ANSA

Am Dienstag war während eines Unwetters ein etwa 180 Meter langer Abschnitt des wichtigen Polcevera-Viadukts in der italienischen Hafenstadt in die Tiefe gestürzt und hatte zahlreiche Fahrzeuge mitgerissen. Mindestens 41 Menschen kamen dabei ums Leben.

Autobahnbrücke eingestürzt
Noch ist die Ursache der Katastrophe von Genua nicht endgültig geklärt. Foto: Antonio Calanni/AP
Noch ist die Ursache der Katastrophe von Genua nicht endgültig geklärt. Foto: Antonio Calanni/AP

Die Feuerwehr habe drei weitere Leichen aus den Trümmern geborgen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Samstag. Dabei handle es sich um ein 9-jähriges Mädchen und seine Eltern, diese seien am Dienstag mit dem Auto auf der Morandi-Brücke unterwegs gewesen. Die Leichen wurden aber noch nicht offiziell identifiziert.

Autobahnbrücke eingestürzt
Während eines Unwetters war ein etwa 180 Meter langer Abschnitt der Brücke in die Tiefe gestürzt. Foto: Flavio Lo Scalzo/ANSA/AP Foto: Flavio Lo Scalzo/ANSA/AP
Während eines Unwetters war ein etwa 180 Meter langer Abschnitt der Brücke in die Tiefe gestürzt. Foto: Flavio Lo Scalzo/ANSA/AP
Foto: Flavio Lo Scalzo/ANSA/AP

In Krankenhäusern liegen noch zehn Verletzte, sechs von ihnen sind nach Angaben der Präfektur in kritischem Zustand.

In die Trauer mischt sich auch Wut: Laut Presseberichten wollen die Angehörigen von 17 der 38 Opfer aus Verärgerung über die Regierung der Feier fern bleiben, weitere 7 hielten sich die Absage offen. »Es ist der Staat, der dies verursacht hat, die sollen sich hier nicht sehen lassen. Das Schaulaufen der Politiker war eine Schande«, zitierte die Turiner Zeitung »La Stampa« die Mutter eines Opfers. »Wir wollen hier keine Farce von einer Beerdigung, sondern eine Feier zuhause«, sagte ein Vater.

Genua
Blick auf die teilweise eingestürzte Morandi-Autobahnbrücke in Genua. Foto: Gregorio Borgia/AP Foto: Gregorio Borgia/AP
Blick auf die teilweise eingestürzte Morandi-Autobahnbrücke in Genua. Foto: Gregorio Borgia/AP
Foto: Gregorio Borgia/AP

Die Regierung in Rom hatte den Druck auf den Autobahnbetreiber verstärkt und mit Konsequenzen gedroht. Das Verkehrsministerium leitete eine Untersuchung der privaten Betreibergesellschaft Autostrade per l'Italia ein. Sie forderte sie am Donnerstagabend auf, binnen 15 Tagen nachzuweisen, dass sie all ihren Instandhaltungspflichten nachgekommen sei. Italiens Arbeitsminister und Vize-Premier Lugi di Maio drohte am Freitag der Autobahngesellschaft zum wiederholten Male mit Lizenzentzug.

Am Freitag hatten Experten erste Vermutungen für die Ursache des Unglücks genannt. Möglicherweise sei der Einsturz durch den Riss eines Tragseils verursacht worden, hieß es.