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Früher Tod eines Teenieschwarms: Aaron Carter gestorben

Als Kind wird Aaron Carter zum Star, tritt als Sänger wie sein Bruder, der »Backstreet Boy« Nick, ins Rampenlicht. Doch in dem Leben unter den Argusaugen der Öffentlichkeit hat er mit Problemen zu kämpfen.

Aaron Carter
Sänger Aaron Carter, aufgenommen in Berlin. Foto: Britta Pedersen
Sänger Aaron Carter, aufgenommen in Berlin.
Foto: Britta Pedersen

Fans und Weggefährten trauern um den US-Sänger Aaron Carter, der im Alter von 34 Jahren gestorben ist. Den überraschenden Tod des früheren Kinderstars am Samstag bestätigte dessen Agent Roger Paul unter Berufung auf die Mutter Carters. »Sie rief mich an und sagte, ihr Sohn sei tot«, sagte Paul der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Alle weiteren Einzelheiten und Umstände würden geklärt und dann mitgeteilt, hieß es.

Die Polizei von Los Angeles bestätigte auf Nachfrage einen Einsatz in Lancaster im US-Bundesstaat Kalifornien, gab aber keine Details bekannt.

Berichte, nach denen Carter in einer Badewanne gefunden wurde, blieben zunächst unbestätigt. In einer schriftlichen Stellungnahme des Managements hieß es: »Wir sind sehr traurig und schockiert, heute den Tod von Aaron Carter zu bestätigen. Im Moment wird seine Todesursache untersucht.« Man bitte um Rücksicht auf die Familie. Carter hatte zuletzt immer wieder mit psychischen Problemen sowie Medikamenten- und Drogensucht gekämpft.

Carters Bruder Nick, der ebenfalls Musiker ist und derzeit mit den »Backstreet Boys« tourt, reagierte bestürzt. »Mein Herz ist heute gebrochen. Obwohl mein Bruder und ich eine komplizierte Beziehung hatten, hat meine Liebe zu ihm nie nachgelassen«, schrieb Carter am Sonntag auf Instagram. Er machte Drogen sowie die psychische Verfassung des Ex-Kinderstars verantwortlich.

Die Wahrheit sei, »dass Sucht und psychische Krankheit hier der wahre Bösewicht sind«. Er hatte immer gehofft, dass Aaron irgendwann einen gesunden Weg gehen würde. Nun habe er die Chance, im Jenseits endlich Frieden zu finden. »Gott, bitte kümmere dich um meinen kleinen Bruder«, schrieb der 42-Jährige.

Die US-Sängerin und Schauspielerin Hilary Duff fand auf Instagram rührende Worte für Carter, mit dem sie Anfang der 2000er Jahre liiert war: »Es tut mir zutiefst leid, dass das Leben so schwer für dich war und dass du kämpfen musstest - vor den Augen der ganzen Welt«, schrieb sie. »Du hattest einen Charme, der absolut sprudelnd war. Junge, was hat mein Teenager-Ich dich geliebt.«

Gescheiterte Comebackversuche

Millionen Mädchen waren Ende der 90er Jahre in den jüngeren Bruder des »Backstreet Boys«-Mitglieds Nick Carter verliebt, als er mit Hits wie »Crush On You« und »Aaron's Party« zum Star aufstieg. Da war er selbst noch ein Kind.

Comebackversuche scheiterten seither immer wieder. Zuletzt machte der Teeniestar statt mit Musik mit schlechten Nachrichten von sich reden. So zofften sich die Brüder Nick und Aaron öffentlich - und machten sich schlimme Vorwürfe. Im Jahr 2019 behauptete Nick, sein jüngerer Bruder habe Drohungen gegen die Familie ausgesprochen. Auch mit seiner Zwillingsschwester Angel hatte Aaron sich in den Haaren - schließlich beantragten Nick und Angel ein Kontaktverbot.

Auf Instagram erklärte Angel nun ihre tiefe Liebe zu ihrem Zwilling: »Ich liebte dich über alle Maßen. Du wirst schmerzlich vermisst werden. Mein lustiger, süßer Aaron, ich habe so viele Erinnerungen an dich und mich, und ich verspreche, sie wertzuschätzen. Ich weiß, du hast nun deinen Frieden gefunden. Ich werde dich mit mir tragen bis zu dem Tag, an dem ich sterbe und dich wiedersehe.« Dazu postete die 34-Jährige Kinderfotos der beiden.

Aaron ist nicht das erste Kind, das die Familie Carter früh verliert. 2012 starb Schwester Leslie Carter, ebenfalls im Popmusik-Geschäft unterwegs, im Alter von 25 Jahren, Berichten zufolge an einer Medikamenten-Überdosis.

Erfahrungen mit Drogen

Über seine eigenen Erkrankungen und Erfahrungen mit Drogen hatte sich Aaron Carter wiederholt geäußert. In der TV-Show »The Doctors« gab er medienwirksam preis, er leide unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie und akuter Angst. Außerdem sei er manisch-depressiv. Vor rund drei Jahren sagte er, er nehme mehrere Medikamente, um seine psychischen Probleme in den Griff zu bekommen.

Im November 2021 war der Sänger dann Vater geworden. »Prince ist kostbar, ich liebe dich, Sohn«, schrieb er damals zur Geburt auf Instagram. Eine Woche später trennte er sich von der Mutter, seiner Verlobten Melanie Martin. Aus »persönlichen Gründen« gehe man getrennte Wege, schrieb er auf Twitter. In mehreren Botschaften beklagte sich Carter über angebliche Lügen und Einmischungen seiner Familie. Seiner Ex-Verlobten warf er damals vor, heimlich Kontakt mit seiner Zwillingsschwester zu unterhalten. Es sei nun seine wichtigste Aufgabe, sich als alleinstehender Vater ganz um seinen Sohn zu kümmern, schrieb Carter damals.

Auch wenn die Reaktionen auf ihn in sozialen Netzwerken oft negativ ausfielen, schien Carter immerhin die Aufmerksamkeit als Erfolg zu feiern, stritt sich auf Twitter mit Nutzern, die ihn provozierten oder sich über ihn lustig machten. Ende Oktober aber bedankte er sich auf seinem Twitter-Account für die Unterstützung allerseits. Das Jahr sei schwer gewesen, aber nun sei er bereit für ein neues Kapitel, in dem er sich ein »schönes Leben für seine Familie« einrichten wolle, schrieb er in einem Post zum Verkauf eines seiner Häuser.

Von vielen wurden die Probleme Carters als Folge seines frühen Ruhms gesehen. Experten weisen immer wieder auf den hohen Druck hin, der auf Kindern und Jugendlichen in der US-Unterhaltungsindustrie lastet. Zu den ständig auf Prominente gerichteten Kameras und Mikrofonen sind im vergangenen Jahrzehnt die sozialen Medien im Netz dazugekommen.

Carter wurde zum Exempel für den traurigerweise typischen Werdegang von Kinderstars: Der schnelle Erfolg in einem Alter, in dem Ruhm kaum zu begreifen ist. Dann der große Knick, mit Alkohol- oder Drogensucht, Entziehungskur oder Festnahmen. Auch bei Aaron Carter stand die Polizei wiederholt vor der Tür - etwa 2019, als Notfallhelfer seine Wohnungstür aufbrachen, weil laut einem Notruf Carter möglicherweise eine Überdosis erlitten habe. Damals erklärte er, das sei Fehlalarm gewesen.

Die US-Songschreiberin Diane Warren nahm Bezug auf die Bürde des frühen Star-Daseins: »Ruhm in einem jungen Alter ist oft eher ein Fluch als ein Segen, und Überleben ist nicht einfach. Ruhe in Frieden Aaron Carter«, schrieb sie auf Twitter. Von Carters Management hieß es: »Aaron wusste, dass er manchmal nicht die besten Entscheidungen traf, aber er litt unter den Folgen davon.« Er habe immer versucht, die Dinge in Ordnung zu bringen und Wiedergutmachung zu leisten. »Aaron Carter hat das Leben wirklich geliebt.«

© dpa-infocom, dpa:221106-99-401163/5