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Forscher entdecken in China neues Henipavirus

Fieber und Müdigkeit: In China haben sich insbesondere Farmer mit dem neu nachgewiesenen Henipavirus infiziert. Hinweise auf eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch gebe es jedoch nicht.

Spitzmaus
Das Henipavirus ist Forschern zufolge wahrscheinlich tierischen Ursprungs und tritt wohl nur sporadisch bei Menschen auf. Foto: Frank Rumpenhorst
Das Henipavirus ist Forschern zufolge wahrscheinlich tierischen Ursprungs und tritt wohl nur sporadisch bei Menschen auf.
Foto: Frank Rumpenhorst

In China sind 35 Menschen an einem neu nachgewiesenen Henipavirus erkrankt, das wahrscheinlich von einem Tier stammt. Die Infektionen mit dem Langya-Henipavirus (LayV) benannten Erreger traten in den Provinzen Shangdong und Henan vor allem bei Farmern auf, die zuvor in engem Kontakt mit Tieren standen.

Das berichtete ein Team von Wissenschaftlern aus China, Singapur und Australien im Fachmagazin »New England Journal of Medicine«. Die Infektionen wurden demnach im Zeitraum zwischen Ende 2018 und Anfang 2021 entdeckt. 

Hinweise auf eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch seien nicht gefunden worden. Von Todesfällen berichteten die Forscher nichts. Unter den 35 Patienten waren 26 ausschließlich mit LayV infiziert. Diese Patienten litten unter Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Husten und Muskelschmerzen. Bei einem Teil der Patienten gab es Hinweise auf Leber- und Nierenschäden. Bei Tests in Tieren wurde das Virus vorwiegend in Spitzmäusen entdeckt, wie die Forscher um Wei Liu vom Institute of Microbiology and Epidemiology in Peking berichten.

Henipaviren erstmals in den 1990er Jahren entdeckt

Das Virus sei wahrscheinlich tierischen Ursprungs und trete wohl nur sporadisch bei Menschen auf. Jedoch seien weitere Untersuchungen notwendig, um den Erreger und die damit verbundenen menschlichen Krankheiten besser zu verstehen.

Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Greifswald wurden Infektionen mit den Henipaviren erstmals in den 1990er Jahren als Ursachen für Erkrankungen der Atemwege und der Nerven bei Mensch und Tier erkannt. Zu den Henipaviren gehören demnach Hendra- und Nipahviren. Hendraviren verursachten dem FLI zufolge 1994 erstmals nachweislich schwere Atemwegserkrankungen bei Pferden in Australien. Die natürlichen Wirte des Hendravirus seien jedoch Flughunde. Bisher seien sieben Trainer und Tierärzte durch Kontakt zu betroffenen Pferden infiziert worden, vier dieser Infektionen verliefen tödlich.

Das Nipahvirus sei Ende der 1990er Jahre bei Schweinen in Malaysia und Singapur aufgetreten. Mehrere Menschen infizierten sich bei Schweinen, obwohl auch hier die natürlichen Wirte Flughunde seien. Mehr als 100 der Infizierten seien an Gehirnentzündung gestorben. Über eine Million Schweine seien in Malaysia gekeult worden. In Bangladesch und Indien komme es immer wieder zu Nipah-Infektionen von Menschen und auch zu Todesfällen.

© dpa-infocom, dpa:220810-99-335809/4