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Flugzeug stürzt in Kasachstan unmittelbar nach dem Start ab

Schock vor den Neujahrsferien in der zentralasiatischen Republik Kasachstan: Kurz nach dem Start verliert ein Passagierflugzeug an Höhe, stürzt ab und kracht in ein Gebäude. Viele sterben. Aber die große Mehrheit der fast 100 Menschen an Bord überlebt.

Rettungskräfte
Rettungskräfte an der abgestürzten Maschine: Die große Mehrheit der Passagiere soll das Unglück überlebt haben. Foto: Vladimir Tretyakov/AP/dpa
Rettungskräfte an der abgestürzten Maschine: Die große Mehrheit der Passagiere soll das Unglück überlebt haben. Foto: Vladimir Tretyakov/AP/dpa

Nursultan (dpa) - Kurz nach dem Start stürzt ein Passagierjet in ein Haus in Kasachstan. Die Wrackteile lassen das Schlimmste für die knapp 100 Menschen an Bord befürchten.

Doch die große Mehrheit der Passagiere in der Maschine vom Typ Fokker 100 soll das Unglück am Freitag nahe der zentralasiatischen Großstadt Almaty überlebt haben. Von 12 Toten sprach die Flughafenleitung in der Ex-Sowjetrepublik an der Grenze zu China.

Zu Dutzenden waren Rettungskräfte am Wrack und in den Trümmern des leerstehenden Hauses im Einsatz, um Überlebende in dem eingeschneiten Wohngebiet in Sicherheit zu bringen. Am Boden selbst gab es keine Opfer.

Das Flugzeug gehörte der kasachischen Fluggesellschaft Bek Air, die ihren Betrieb vorübergehend einstellte. Unter den Toten war auch der Pilot der Maschine. Die kasachischen Behörden stoppten auch die Flüge mit Focker-100-Maschinen anderer Airlines in dem Land.

Der internationale Airport in Almaty veröffentlichte im Internet eine Liste mit 60 Namen von Überlebenden, die medizinische Hilfe gebraucht hätten. Unklar war aber der Verbleib der restlichen Insassen. 93 Passagiere und 5 Crew-Mitglieder sollen an Bord gewesen sein. Das Portal 365info.kz veröffentlichte auch eine zweite Liste mit den Namen von 23 Überlebenden. Demnach hätten 83 Menschen den Absturz überlebt.

Verletzte veröffentlichten Videos von sich im Internet mit freudigen Lebenszeichen. Auf Flughafen in Almaty ging der Betrieb vor den Neujahrsferien fast ungehindert weiter. Es machte sich nach dem Unglück aber auch Trauer breit. Menschen legten am Airport Blumen nieder für die Opfer. Und für Samstag ist ein nationaler Trauertag in Kasachstan angesetzt.

Von den kasachischen Behörden gab es über Stunden widersprüchliche Informationen zur Zahl der Toten und Verletzten. Auch die Unglücksursache war unklar.

Vize-Regierungschef Roman Skljar sagte, dass Sonderkommission die Unglücksursache aufklären werde. Die Flugschreiber seien sichergestellt und würden ausgewertet, sagte er. Untersucht wird demnach, ob es einen Pilotenfehler - also menschliches Versagen - gab oder einen technischen Grund. »Die ganzen Umstände werden aufgeklärt«, sagte Skljar. Auch internationale Spezialisten würden hinzugezogen.

Viele Passagiere haben offiziellen Angaben zufolge schwere Gehirnerschütterungen und Knochenbrüche erlitten. Die Gesundheitsbehörden riefen die Menschen zu Blutspenden auf. Dutzende Überlebende wurden demnach in Krankenhäusern behandelt. Dort bildeten sich nach Medienberichten teils lange Warteschlangen, weil Menschen Blut spenden wollten.

Das Unglück traf das Land vor dem Beginn der Neujahrsferien. Die Maschine sollte in die Hauptstadt Nursultan fliegen, die früher Astana hieß und in diesem Jahr umbenannt wurde. Nach kasachischen Behördenangaben waren auch vier Ausländer an Bord der verunglückten Maschine. Die zwei Bürger der Ukraine sowie je ein Staatsangehöriger aus China und Kirgistan hätten den Absturz überlebt, hieß es.

Acht Kinder standen demnach ebenfalls auf der Passagierliste. Bilder zeigten, wie Rettungskräfte Kleinkinder aus den Trümmern trugen. Flughafen-Chef Bolat Jerschanow teilte mit, dass die Maschine am Morgen um 7.21 Uhr Ortszeit gestartet war und dann wenige Minuten später vom Radar verschwand.

Der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er kündigte an, die Verantwortlichen für die Tragödie hart bestrafen zu lassen. Die ölreiche Ex-Sowjetrepublik wird autoritär regiert und steht wegen schwerer Menschenrechtsverstöße international in der Kritik. Medien können dort nicht frei berichten. Der russische Präsident Wladimir Putin schickte nach Kremlangaben ein Beileidstelegramm an Tokajew. Papst Franzikus sprach den Betroffenen sein Beileid aus.

In Kasachstan kommt es immer wieder zu schweren Flugzeugunglücken; die mit den meisten Todesopfern waren zuletzt 2013, als eine Canadair CRJ-200ER in der Nähe von Almaty verunglückte und 21 Menschen starben, und 2012. Damals starben beim Absturz einer Antonow An 72-100 mit Grenzschützern an Bord in der Nähe der Stadt Schmykent 27 Menschen.

Schon mehrfach haben aber bei Bruchlandungen auch viele Menschen wie durch ein Wunder überlebt, obwohl ihr Flugzeug schwer beschädigt oder zerstört wurde. Im Mai überlebten 37 Menschen die Brandkatastrophe nach einer Notlandung ihres Flugzeugs auf dem Moskauer Airport Scheremetjewo. Mehr als 40 Menschen starben aber.

Im Sommer vorigen Jahres wurde im Norden Mexikos eine Maschine kurz nach dem Start von starken Windböen erwischt und muss hinter der Piste notlanden. Das Flugzeug brannte komplett aus. Alle 103 Insassen überlebten. Im Juli 2013 schlug eine aus Südkorea kommende Boeing 777 auf dem Flughafen in San Francisco an der US-Westküste auf die Landebahn auf, brach auseinander und brannte aus. 304 Menschen an Bord der Maschine der Asiana Airlines überlebten, drei starben.

Informbjuro (Russisch)