Wuhan/Genf (dpa) - Nach dem Ausbruch einer neuartigen Virusinfektion legen die Behörden die chinesische Elf-Millionen-Metropole Wuhan Medienberichten zufolge weitgehend lahm.
Der gesamte öffentliche Nahverkehr soll ab Donnerstagvormittag (Ortszeit) vorübergehend stillstehen, berichtete die staatliche Zeitung »China Daily« unter Berufung auf lokale Behörden. Züge und Flugzeuge sollen die Stadt nicht verlassen dürfen. Damit soll das Risiko minimiert werden, dass sich das Coronavirus weiter ausbreitet. Die Bewohner von Wuhan seien aufgefordert, die Stadt nicht ohne triftigen Grund zu verlassen.
Wuhan ist das Zentrum eines Ausbruchs einer neuartigen Lungenerkrankung, an der bislang 17 Menschen gestorben sind. Nach Angaben der chinesischen Ausgabe der »Global Times« wurde die Lungenkrankheit bei bislang 544 Menschen nachgewiesen.
Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung der Viruskrankheit. Bei der großen jährlichen Reisewelle sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entschied sich am Mittwochabend zunächst gegen die Ausrufung einer »gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite«. Der Notfallausschuss wollte aber am Donnerstag erneut tagen. Allerdings waren sich die Mitglieder des Ausschusses in der Beurteilung der Situation nicht einig, sagte der Vorsitzende Didier Houssin. Etwa die Hälfte der Mitglieder sei für die Erklärung einer Notlage von internationaler Tragweite gewesen.
Am Dienstag war erstmals ein Nachweis des Virus in den USA gemeldet worden. Betroffen war nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde ein Mann, der nach einer Reise aus Wuhan in die Westküstenmetropole Seattle zurückgekehrt war. Nachgewiesene Fälle gibt es auch in Japan, Südkorea, Taiwan und Thailand.
In Europa gibt es bislang keine Nachweise. Für die Menschen in Deutschland besteht nach Einschätzung der Bundesregierung ein »sehr geringes« Gesundheitsrisiko. Es gebe keinen Grund, jetzt in Alarmismus zu verfallen, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die EU-Präventionsbehörde ECDC sprach von einem moderaten Risiko, dass der Erreger in die Europäische Union eingeschleppt wird. Mit dem erhöhten Reiseverkehr zum chinesischen Neujahr wachse die Wahrscheinlichkeit, dass Fälle in der EU auftauchen.