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Drogenhändler wollte als Frau aus Gefängnis in Rio fliehen

73 Jahre hinter Gittern? Das erschien dem Brasilianer Clauvino da Silva dann doch als etwas lang. Und wäre es rein nach der Optik gegangen, wäre sein Fluchtplan möglicherweise aufgegangen.

Clauvino da Silva
Flucht gescheitert: Der Häftling Clauvino da Silva in seiner Verkleidung als Frau. Foto: Secretariat of Penitentiary Administration of Rio de Janeiro/AP
Flucht gescheitert: Der Häftling Clauvino da Silva in seiner Verkleidung als Frau. Foto: Secretariat of Penitentiary Administration of Rio de Janeiro/AP

RIO DE JANEIRO. Gummimaske, BH, Skinny-Jeans: Als Frau verkleidet hat ein Drogenhändler in Brasilien versucht, aus dem Gefängnis auszubrechen.

Nach einem Besuch seiner Tochter wollte Clauvino da Silva in Frauenkleidern die Haftanstalt Gericinó nahe Rio de Janeiro verlassen, wie das Nachrichtenportal »G1« berichtete. Er habe sich allerdings verdächtig verhalten und sei von den Wächtern gestoppt worden.

Auf einem von der Gefängnisverwaltung veröffentlichtem Video ist zu sehen, wie die Justizbeamten ihm zunächst die Brille und eine schwarze Perücke abnehmen und der Häftling sich dann die Silikonmaske vom Kopf zieht. Auf Frage der Wächter nennt er schließlich seinen Namen.

Da Silva, seine Tochter und sieben weitere Personen wurden von der Polizei verhört. Unter den Verdächtigen war auch eine schwangere Frau, die die Gummimaske möglicherweise in die Haftanstalt geschmuggelt hatte. Schwangere werden bei Gefängnisbesuchen nicht durchsucht.

Der Häftling wollte sich nach dem Besuchstermin als seine Tochter ausgeben und das Gefängnis durch den Haupteingang verlassen. Seine Tochter sollte den Plänen zufolge offenbar zunächst im Gefängnis zurückbleiben und sich später bei der Verwaltung melden. Gegen die 19-Jährige wird nun wegen Beihilfe zur Flucht ermittelt.

Clauvino da Silva alias »Baixinho« (der Kleine) soll zu dem mächtigen Verbrechersyndikat Comando Vermelho (Rotes Kommando) gehören und sitzt wegen Drogenhandels eine Freiheitsstrafe von 73 Jahren und zehn Monaten ab.

Bereits 2013 war er einmal aus dem Gefängnis ausgebrochen, wie die Zeitschrift »Veja« berichtete. Damals setzte er sich gemeinsam mit 30 anderen Häftlingen ebenfalls während der Besuchszeiten durch einen Tunnel und das Abwassersystem ab. Zunächst gelang es ihm, in einer nahe gelegenen Favela unterzutauchen. Allerdings wurde er einige Wochen später erneut gefasst.

Nach Einschätzung der Gefängnisverwaltung steht sein neuer Ausbruchversuch in direktem Zusammenhang mit einer Aktion gegen die Führungsriege des Comando Vermelho. Zuletzt waren zahlreiche Handys der Gefangenen beschlagnahmt worden, mit denen sie ihre kriminellen Aktivitäten oftmals aus der Haft weitersteuern. In einem »Akt der Verzweiflung« habe er nun eine »ungewöhnliche Form der Flucht« gewählt, hieß es.

Nach dem gescheiterten Ausbruchversuch wurde »Baixinho« nun in das Hochsicherheitsgefängnis Laércio de Costa Pelegrino verlegt. Er wird wohl nur eine Disziplinarstrafe erhalten, da er bei dem Fluchtversuch keine Gewalt anwendete. Besuch darf er jetzt aber erstmal nicht mehr empfangen. (dpa)