Logo
Aktuell Panorama

Drei Tote und acht Verletzte bei Schießereien in Marseille

Drogenbanden dominieren in Frankreichs zweitgrößter Stadt ganze Wohnviertel, regelmäßig gibt es tödliche Abrechnungen. Seit Jahresbeginn wurden dabei bereits 13 Menschen getötet.

Marseille
Im südfranzösischen Marseille gibt es immer wieder tödliche Auseinandersetzungen im Drogenmilieu. Foto: Arne Dedert
Im südfranzösischen Marseille gibt es immer wieder tödliche Auseinandersetzungen im Drogenmilieu.
Foto: Arne Dedert

In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille sind bei drei Schießereien im Drogenmilieu in der Nacht zum Montag drei Männer getötet worden. Acht weitere Männer wurden durch Schüsse verletzt, zwei davon lebensgefährlich, teilte Staatsanwältin Dominque Laurens am Montag mit.

Im Zusammenhang mit einer der Schießereien seien vier Tatverdächtige festgenommen worden. Die Getöteten waren demnach im Alter von 16, 21 und 23 Jahren. Unter den Verletzten befinden sich ein 14- und ein 16-Jähriger. An einem der Tatorte wurden über 50 Patronenhülsen und in der Nähe ein ausgebranntes Auto gefunden.

Wie die Staatsanwältin sagte, stehen sich bei Verteilkämpfen im Drogenmilieu in Marseille mächtige, bewaffnete und robuste Banden gegenüber. Die Opfer würden immer jünger und die Spirale der Gewalt, bei der teils Kriegswaffen eingesetzt werden, beschleunige sich. Im laufenden Jahr habe der Drogenkrieg in Marseille bereits 14 Menschen das Leben gekostet, 43 wurden verletzt. Im Vorjahr gab es 32 Tote und 33 Verletzte, 2021 starben 25 Menschen und 21 wurden verletzt.

Demonstration gegen die Gewalt

Wie Polizeipräfektin Frédérique Camilleri am Montag dem Sender BFMTV sagte, stehen die Schießereien offensichtlich in Zusammenhang mit dem umfangreichen Drogenhandel in der Stadt. Es gebe einen ausufernden Gebrauch von Schusswaffen durch die Drogendealer, die auch in den Handel verwickelte Jugendliche ins Visier nähmen. »Drogen töten, und töten vor allem in Marseille.«

Nach dem erneuten Ausbruch von Gewalt demonstrierten Frauen in der Hafenstadt. »Gerechtigkeit für die Familien, Schluss mit der Tötung unserer Kinder«, stand auf einem ihrer Transparente. »Stopp den unbestraften Mördern«, lautete eine andere Forderung.

Bereits am Samstagabend waren in der Stadt bei einer Schießerei in einem Lebensmittelgeschäft vier junge Männer verletzt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Wegen der Schießereien werde wegen bandenmäßigen Mordes und Mordversuchs ermittelt. Bisher habe kein Zusammenhang zwischen den Taten nachgewiesen werden können.

Drogenbanden dominieren in Frankreichs zweitgrößter Stadt ganze Wohnviertel, regelmäßig gibt es tödliche Abrechnungen. Mit einem geballten Polizeivorgehen versuchen die Behörden seit kurzem, den Handel effektiver zu bekämpfen.

© dpa-infocom, dpa:230403-99-193631/5