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Drei Freunde in den Tod gerast – 22-Jähriger auf Anklagebank

Sein zu hohes Tempo kostete drei junge Männer das Leben: Der Fahrer und einzige Überlebende des Autounfalls muss sich nun vor Gericht verantworten und beginnt den Prozess mit Worten der Reue.

Prozessbeginn in Berlin
Ein 22-Jähriger ist vor dem Berliner Landgericht wegen eines illegalen Kraftfahrzeugrennens angeklagt. Foto: Annette Riedl
Ein 22-Jähriger ist vor dem Berliner Landgericht wegen eines illegalen Kraftfahrzeugrennens angeklagt.
Foto: Annette Riedl

Er soll mit bis zu 150 Stundenkilometern durch eine 30-er Zone gerast sein: Gut ein Jahr nach einem Horror-Unfall in Berlin mit drei Toten steht ein 22-Jähriger vor dem Landgericht der Hauptstadt.

Er hat die Spritztour mit drei Freunden als Einziger überlebt. »Ich wünschte, dass ich gestorben wäre und nicht sie«, erklärte der Angeklagte. Damals sei er immer etwas schneller gefahren als eigentlich erlaubt. Normal sei das gewesen. Am späten Abend des 2. Februar 2021 aber müsse er »irgendwie die Kontrolle über das Auto verloren haben«. 

Zehn Nebenkläger

Die Anklage lautet auf verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge sowie Gefährdung des Straßenverkehrs. Zehn Nebenkläger, Eltern und Geschwister der drei tödlich verletzten Männer, gibt es in dem Verfahren. Neun Hinterbliebene waren persönlich erschienen. Unter Tränen hörten sie die Anklage. 

Der 450 PS starke Wagen mit den vier Männern im Alter zwischen 19 und 21 Jahren war mit hohem Tempo zunächst gegen einen Baum gekracht. »Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass die Krone des Baumes abbrach und auf die Fahrbahn fiel«, heißt es in der Anklage. Das Auto sei auseinandergerissen worden. Es sei zu weiteren Kollisionen mit einem Baum, einem Schaltkasten, einem Baucontainer gekommen. Das Heckteil fing Feuer. »Ein Flammeninferno«, beschrieb eine Zeugin. 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, das der 22-Jährige jegliche Bedenken gegen sein Verhalten entweder aus Gleichgültigkeit gar nicht erst aufkommen ließ oder diese »hinter seine eigensüchtige Motivation, die gesamte Motorleistung abzurufen und so eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen«, zurückgestellt habe.

Der Angeklagte las schnell und leise vor, was er sich zu den Vorwürfen notiert hatte. Er habe den hochmotorisierten Wagen kurz vor der tödlichen Fahrt als Geburtstagsgeschenk von einem Nachbarn ausgeliehen bekommen. Er und die Mitfahrer hätten sich mit Jungs im Stadtteil Neukölln treffen wollen. Kurz vor dem Unfall habe er sich links eingeordnet. »Als ich noch ein Stück gefahren bin, weiß ich nicht, was passiert ist.« Er verstehe es nicht - »plötzlich saß ich mich im Wrack«.

Zu hohes Tempo

Ein Gutachter soll errechnet haben, dass die Mindestgeschwindigkeit bei dem Aufprall auf den ersten Baum bei 130 Stundenkilometern gelegen habe. Der Angeklagte schilderte, an der Stelle – eine Tempo-30-Strecke zu der Uhrzeit - sei er nach dem Überholen »bestimmt schneller gefahren, sicher 80 oder sogar 100, aber durchgetreten habe ich nicht«. Es sei für ihn damals »eine normale Fahrt gewesen, wie wir sie ständig gemacht haben«. Ein »krasser Auto-Liebhaber« sei er gewesen. Das habe sich geändert. »Ich möchte noch sagen, dass ich in meinem Leben nie mehr Auto fahren werde.«

Illegale Autorennen führen in Berlin und andernorts immer wieder zu schweren Unfällen. Seit Oktober 2017 kann die Teilnahme an solchen Rennen mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Der neue Paragraf 315d sieht zudem bis zu zehn Jahre Gefängnis vor, wenn durch ein »verbotenes Kraftfahrzeugrennen« der Tod eines anderen Menschen verursacht wird. Der Prozess gegen den 22-Jährigen geht am 2. März weiter. 

© dpa-infocom, dpa:220225-99-284991/6