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Die Ärzte sind seit 40 Jahren auf der Bühne

Ihre Anfänge waren alles andere als glamourös und an eine lange Karriere im Musik-Business glaubten sie damals selbst nicht. Mittlerweile stehen sie schon seit vier Jahrzehnten auf der Bühne: Die Ärzte.

Die Ärzte
Bela B. (l.) und Farin Urlaub von der Punkrock-Band Die Ärzte bei einem Auftritt in Dortmund. Foto: Kirsten Neumann
Bela B. (l.) und Farin Urlaub von der Punkrock-Band Die Ärzte bei einem Auftritt in Dortmund.
Foto: Kirsten Neumann

Vier Jahrzehnte nach ihrem ersten Auftritt als Die Ärzte sind sich die Berliner Musiker der mit ihrer Bekanntheit gewachsenen Bedeutung bewusst. »Ganz am Anfang war Applaus optional«, sagte Gitarrist Farin Urlaub (58) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin 40 Jahre nach dem Debüt am 26. September 1982 im Berliner »Besetzereck«, einem besetzten Haus im Szene-Kiez Kreuzberg. »Für dieses erste Konzert haben wir auch noch Plakate selber gezeichnet.«

»Du hast auch manchmal ein Lied beendet und dann halt zugehört, wie die Leute Bier trinken«, so Farin Urlaub. »Man fühlte sich da nicht so wie Rockstars. Das ist jetzt schon ein bisschen anders. Wir haben ziemlich viel Aufmerksamkeit, und wir gehen hoffentlich auch verantwortungsvoll damit um.« Die Musiker (»Schrei nach Liebe«, »Zu spät«) engagieren sich einzeln oder als Band mit vielen Aktionen für kleine Clubs in der Krise, gegen Rechtsextremismus oder für Flüchtlingsinitiativen.

Rod seit 1993 als Bassist dabei

Jan Vetter, so der bürgerliche Name von Farin Urlaub, und Schlagzeuger Dirk Felsenheimer, besser bekannt als Bela B (59), hatten sich zwei Jahre zuvor kennengelernt und bei Soilent Grün gespielt. Nach Auflösung der Punkband gründeten die beiden Musiker zusammen mit Bassist Hans »Sahnie« Runge in Berlin Die Ärzte. Nach einer fünf Jahre währenden Auflösung der Band ist Rodrigo »Rod« González (54) seit 1993 als Bassist dabei.

»Unsere erste Tour durch den deutschsprachigen Raum haben wir Welttournee genannt, den Größenwahn haben wir uns geleistet«, sagte Bela B rückblickend der dpa. »Schließlich dachten wir, das ist alles in ein, zwei Jahren wieder vorbei.«

Der erste Auftritt im »Besetzereck« sei mit 50 oder 60 Leuten nicht ausverkauft gewesen. »Während des Konzerts gab es ein bisschen Unmut, weil einige der Anwesenden uns von Soilent Grün kannten, eine sehr schnelle Punkband mit zum Teil politischen Texten. Den hatte unsere neue Ausrichtung erst mal weniger gefallen.« Die Ärzte waren auch Pop und Klamauk.

Inzwischen mehrere Hundert Songs

Grundlegendes hat sich für Farin Urlaub seitdem im Repertoire verändert. »Wir spielen jetzt natürlich ein bisschen besser als früher, und es sind mehr Leute da. Was aber ein Riesenunterschied ist: Wir haben ja auf den ersten Konzerten mit Mühe und Not 20 Lieder gespielt, weil wir gerade mal 18 Songs geschrieben hatten und zusätzlich zwei Coverversionen gespielt haben.«

Für die Setlisten hat das Trio heute bei mehreren hundert Songs »viele Optionen für jede Position«, das sei »schon sehr luxuriös«. Einige Lieder sind ganz raus. »Elke« etwa spielt die Band schon seit Jahren nicht mehr. Farin Urlaub begründete dies jüngst während eines Auftritts mit den »Fat Shaming«-Passagen im Text.

Das erste Konzert war »nur rückblickend betrachtet so ein wirklich wichtiger großer Moment«. Die Stimmung damals war für den Gitarristen eine andere: »Ich weiß noch, dass ich hinterher dachte: So, jetzt haben wir mal ein Konzert mit der neuen Band gespielt. Aber das Gefühl war nicht: Jetzt geht es los. Das kam dann so ein Jahr später.«

Schlagzeuger Bela B markierte diese Zeitenwende: »Erst ungefähr anderthalb Jahre später mussten wir unsere eigene Anlage nicht mehr selber abbauen. Da kamen dann erstmals wirkliche Rockstargefühle auf.«

© dpa-infocom, dpa:220922-99-854112/3