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Coronavirus nun auch in Hamburg und Hessen

Nun ist auch in Hamburg ein Mann positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Er arbeitet am Universitätsklinikum in der Kinder- und Jugendmedizin. Das hat auch Folgen für die jungen Patienten und deren Eltern.

Fall in Hamburg bestätigt
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Erstmals ist auch in Hamburg eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Foto: Georg Wendt/dpa
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Erstmals ist auch in Hamburg eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Foto: Georg Wendt/dpa

HAMBURG. Das neuartige Coronavirus breitet sich nun auch in Deutschland immer stärker aus: Am späten Donnerstagabend wurden die ersten Fälle in Norddeutschland und in Hessen gemeldet. Insgesamt stieg die Zahl der bestätigten Infektionen innerhalb eines Tages um mehr als das Dreifache auf über 30.

Allein in Nordrhein-Westfalen sollen zudem geschätzt rund 1000 Menschen in Quarantäne sein. Der Virologe Christian Drosten geht davon aus, dass die Fallzahl in Deutschland noch stark ansteigen wird. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, rechnet frühestens im Jahr 2021 mit einem Impfstoff - warnt aber vor Panik. An diesem Freitag berät der Krisenstab der Bundesregierung über weitere Vorkehrungen gegen das neue Virus Sars-CoV-2.

Allein in Nordrhein-Westfalen kamen am Donnerstag 14 neue Fälle dazu, außerdem wurden vier weitere Infektionen in Baden-Württemberg sowie jeweils ein neuer Fall in Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern gemeldet. Zudem infizierte sich ein Mitarbeiter der Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das teilten die Klinik und die Behörde für Gesundheit mit. Alle Kinder und Eltern, die engen Kontakt mit dem Mitarbeiter hatten, gehen demnach nun 14 Tage in Quarantäne. Auch andere Mitarbeiter gehen in eine häusliche Isolation. Es war die erste nachgewiesene Infektion mit Sars-CoV-2 in Hamburg.

Daneben waren vor mehreren Wochen bereits 16 weitere Sars-CoV-2-Infektionen gemeldet worden - diese Menschen gelten inzwischen alle als virusfrei. Der Virologe Christian Drosten sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung »Maybrit Illner«: »Wir werden in den nächsten Tagen sehen, dass neue Fälle und kleine Fallgruppen wie die Pilze aus dem Boden schießen werden.« Deutschland werde in Europa eines der Länder mit den höchsten Fallzahlen sein, »weil unsere Bevölkerung sehr reisefreudig ist«.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte der »Passauer Neuen Presse«, die Technik der Impfstoff-Gewinnung und -Zulassung dauere mindestens ein Jahr. In ein paar Jahren werde man mit einer weiteren grippeartigen Erkrankung leben, die Covid-19 heiße und gegen die man impfen könne. »Vor allem müssen wir aber aufhören, Panik zu machen. Das Virus kann bei manchen Menschen zu schweren Erkrankungen führen. Bei über 80 Prozent führt es aber nur zu erkältungsähnlichen Symptomen. Dies ist aber nicht der Weltuntergang.«

Der Krisenstab der Bundesregierung soll am Freitag nach Angaben von Gesundheits- und Innenministerium unter anderem über den Umgang mit Großveranstaltungen wie Messen beraten. So geht es um Auswirkungen auf die Internationale Tourismusbörse (ITB), die am 4. März in Berlin beginnen soll. Auch für andere Veranstaltungen könnten Kriterien entwickelt werden, nach denen Behörden vor Ort dann über mögliche Beschränkungen entscheiden können.

In China stieg die Zahl der Todesopfer und Infizierten unterdessen weiter an. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Freitag mitteilte, kamen landesweit 327 nachgewiesene Covid-19-Erkrankungen hinzu, womit die Gesamtzahl der offiziell bestätigten Fälle auf dem chinesischen Festland bei fast 79.000 liegt. Die Zahl der Toten kletterte um 44 Opfer auf 2788. Mit 318 Infektionen und 41 Todesopfern kamen erneut die meisten Fälle aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei, wo das Virus ursprünglich in der Millionenmetropole Wuhan ausgebrochen war.

In Südkorea überschritt die Zahl der Infektionsfälle in dem Land 2000. Die Gesundheitsbehörden meldeten am Freitag 256 neue Fälle. Damit steckten sich bisher nachweislich 2022 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus an. Es wurden 13 Todesfälle mit dem Virus in Verbindung gebracht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Donnerstag, der neue Erreger habe »pandemisches Potenzial« und könnte ohne die richtigen Maßnahmen »außer Kontrolle geraten«. Sars-CoV-2 kann die Lungenkrankheit Covid-19 verursachen. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer, sagte der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI). Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Sars-CoV-2-Infizierten, was höher als bei der Grippe ist.

Die Bundesregierung sucht auch nach Lösungen, um im Kampf gegen das Coronavirus Schutzausrüstung etwa für medizinisches Personal verfügbar zu halten. »Wir müssen uns auf eine Knappheit in dem Bereich einstellen«, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der ZDF-Sendung »Maybrit Illner«. Daher solle auch im Krisenstab geschaut werden, welche Lagerbestände es in Deutschland gebe. Der Krisenstab hat schon erste zusätzliche Maßnahmen auf den Weg gebracht. So sollen auch Passagiere, die mit Maschinen aus Südkorea, Japan, Iran und Italien kommen, Angaben zu ihrer Erreichbarkeit nach der Landung machen. Dies gilt bereits für Direktflüge aus China.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte in den ARD-»Tagesthemen« mit Blick auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus, das Gesundheitssystem hierzulande sei aktuell gut ausgerüstet und aufgestellt. Deutschland habe weltweit mit die höchste Dichte an Krankenhäusern und Klinikbetten bezogen auf die Bevölkerungszahl.

Auch im am stärksten betroffenen europäischen Land Italien steigt die Zahl der Infizierten weiter. Mittlerweile seien 650 Menschen positiv getestet worden, sagte Zivilschutzchef Angelo Borrelli. Dutzende seien aber wieder genesen. Die Zahl der Toten liegt bei 17. In den Niederlanden wurde erstmals eine Infektion bestätigt. In Frankreich stieg die Zahl der Infizierten von 18 auf 38.

Auch die Wirtschaft bekommt die Furcht vor der Virus-Ausbreitung zunehmend zu spüren: Der deutsche Leitindex Dax büßte mehr als 3 Prozent ein, der Dow Jones Industrial verlor fast 1200 Punkte und schloss unter der Marke von 26.000 Punkten auf dem tiefsten Stand seit August 2019. Die Ölpreise gaben ebenfalls kräftig nach.

Auch in Asien sackten die Aktienmärkte ab: Der Nikkei-Index für 225 führende Werte an Asiens Leitbörse in Tokio ging am Freitag im frühen Geschäft in den Keller. Eine Stunde nach Handelsbeginn notierte das Börsenbarometer einen heftigen Abschlag von 695,88 Punkten oder 3,17 Prozent beim Zwischenstand von 22 252,35 Punkten. Auch die Märkte in China gaben weiter nach. Der Shanghai Composite Index startete mit einem Minus von 2,23 Prozent und notierte bei 2924,64 Punkten. (dpa)