Seltener Besuch in Oberbayern: Ein Braunbär ist im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in eine Fotofalle getappt.
Die Aufnahme der Wildtierkamera stammt vom Samstag, wie ein Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Umwelt in Augsburg am Dienstag sagte. Weitere aktuelle Sichtungen seien noch nicht bekannt. Auch sonst weiß man noch sehr wenig über das Tier. Im Unterschied zu seinem Artgenossen Bruno, der als »Problembär« deutschlandweit bekannt wurde und im Sommer 2006 abgeschossen wurde, verhält sich der aktuelle Braunbär bislang völlig unauffällig.
Nächste Bären-Population ist 120 Kilometer entfernt
»Es ist nicht so, dass es irgendeine schwierige Situation gab, er ist halt nur jetzt von der Kamera fotografiert worden. Von daher gibt es keinen Grund, in irgendeiner Form aktiv zu werden«, sagte der Sprecher des Landesamtes.
Das letzte Mal war im Frühjahr 2020 ein Braunbär in Bayern unterwegs gewesen. Gleich mehrfach konnten damals im Winterhalbjahr im Gebiet zwischen Reutte im österreichischen Tirol und dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen entsprechende Hinweise bestätigt werden. Ob es sich am Wochenende nun um dasselbe Tier gehandelt hat, ist unklar.
»Es ist ein sehr unscharfes Bild, eine Nachtaufnahme, da kann man keine Angaben zu Alter, Individuum oder Geschlecht machen«, beschrieb der Sprecher das Foto. Allerdings streifen nach Angaben des Landesamtes normalerweise nur junge Männchen auf der Suche nach einem Weibchen teils sehr weit umher - die nächste Braunbären-Population befindet sich rund 120 Kilometer von Bayern entfernt im italienischen Trentino. Finden sie in der Ferne jedoch keine Partnerin, kehren sie in der Regel in ihre Heimat zurück.
Keine Essensreste in der Natur zurücklassen
Ob der aktuelle Bär tatsächlich aus Italien stammt, ist ebenfalls noch unklar. »Eine Populationszugehörigkeit könnte man nur über eine DNA-Analyse herausfinden«, erläuterte der Sprecher. Dazu bräuchten die Experten etwa Kot des Tieres.
Den genauen Ort im südlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen, wo der Bär die Wildtierkamera eines Jägers der Staatsforsten ausgelöst hat, wollen die Behörden nicht nennen. Zum einen soll er nicht durch Neugierige aufgeschreckt, zum anderen nicht an Menschen gewöhnt werden. »Wir müssen Bären zeigen, dass unsere Nutztierherden tabu sind und es bei Menschen nichts zu holen gibt. Das ist entscheidend für ein konfliktfreies Miteinander«, betonte auch der Wildtierexperte des Naturschutzbundes WWF, Moritz Klose.
Klose rief Wanderer und Ausflügler deshalb ebenso wie das Landesamt dazu auf, keine Essensreste in der Natur zurückzulassen und sich bei einer etwaigen Begegnung langsam und ruhig zurückzuziehen. Dann stünden die Chancen gut, dass der aktuelle Besucher nicht wie sein Artgenosse Bruno ausgestopft im Museum endet.
Bruno hatte nämlich mit Streifzügen bis in Ortschaften hinein und zahlreichen Rissen von Schafen für Aufregung gesorgt. Er wurde deshalb trotz strengen Schutzes zum Abschuss freigegeben. Nach diesem Desaster war im Freistaat ein Managementplan für den Fall einer neuen Bärenankunft erarbeitet worden, der den Umgang mit dem Wildtier und die Schritte bei etwaigen Problemen regelt.
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