Der frühere Tennis-Star Boris Becker muss sich von diesem Montag an in einem Strafprozess vor dem Southwark Crown Court in London verantworten. Es geht dabei um verschiedene Vorwürfe im Zusammenhang mit seinem Insolvenzverfahren.
Dem Gericht zufolge ist 54-jährige Wahl-Londoner verpflichtet, persönlich zu der Verhandlung zu erscheinen. Bei den mehr als 20 Anklagepunkten geht es unter anderem darum, dass Becker versucht haben soll, Geld und Wertgegenstände sowie Immobilien dem Zugriff des Insolvenzverwalters zu entziehen. Ihm wird etwa vorgeworfen, Geld an seine Ex-Frauen Barbara und Lilly überwiesen, Immobilienbesitz nicht angegeben und Pokale aus seiner Karriere nicht ausgehändigt zu haben. Ein großer Teil der Trophäen des früheren Tennis-Asses wurden jedoch bereits versteigert.
Theoretisch bis zu sieben Jahre Haft
Becker streitet die Vorwürfe ab. Der dreimalige Wimbledon-Sieger und sechsmalige Grand-Slam-Champion plädierte bei einer ersten Anhörung in allen Punkten auf nicht schuldig. Für den Prozess sind bis zu drei Wochen angesetzt. Sollte Becker für schuldig befunden werden, könnten ihm theoretisch bis zu sieben Jahre Haft drohen.
Vor dem Prozess gab sich Becker zuversichtlich: »Ich bin ein positiv eingestellter Mensch, glaube grundsätzlich immer an das Gute und an die englische Gerichtsbarkeit«, sagte er noch im Februar der »Bild am Sonntag«. Er kündigte an, persönlich zu versuchen, »die Vorwürfe bei jedem der 24 Anklagepunkte widerlegen zu können.«
Becker war 2017 von einem Gericht in London für zahlungsunfähig erklärt worden. Obwohl eine Privatinsolvenz in England in der Regel innerhalb von zwölf Monaten abgeschlossen werden kann, dauert das Verfahren seitdem an. Verschiedene Auflagen gegen Becker wurden sogar auf eine Dauer von zwölf Jahren verlängert.
Wieviel Geld der ehemalige Tennis-Star noch zurückzahlen muss und wann das Insolvenzverfahren beendet sein wird, war zunächst unklar. Der »Bild am Sonntag« hatte Becker gesagt: »Meine Insolvenz läuft unabhängig davon weiter. Sie ist in dem Moment beendet, wenn alles, was einmal mir gehörte, verkauft ist.« Doch das dürfte derzeit nicht seine größte Sorge sein.
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