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Bahn stellt Fernverkehr zur Nordseeküste wegen Sturms ein

Das befürchtete Orkantief »Sabine« wird im Laufe des Tages zunächst im Norden erwartet - und dann über ganz Deutschland. Die Bahn bereitet sich auf Schäden vor und streicht Verbindungen. Auch Sportfans spüren die Auswirkungen - Vorsicht hat Vorrang.

Sturm auf dem Brocken
Sturmtief »Sabine«: Touristen stemmen sich gegen die Windböen auf dem Brocken. Foto: Bernd März/dpa
Sturmtief »Sabine«: Touristen stemmen sich gegen die Windböen auf dem Brocken. Foto: Bernd März/dpa

BERLIN. Deutschland bangt dem seit Tagen angekündigten Sturmtief »Sabine« entgegen - und wappnet sich gegen Gefahren. Angesichts des aufziehenden Unwetters stellt die Deutsche Bahn den Fernverkehr zur Nordseeküste in Niedersachsen ein.

Betroffen sind die Intercity-Züge der Verbindung von Norddeich und Emden über Oldenburg und Bremen Richtung Leipzig und zurück, teilte die Bahn am Sonntag mit. Außerdem entfallen die Intercity-Züge auf der Verbindung von Norddeich und Emden Richtung Ruhrgebiet über Rheine und Münster sowie zurück.

Während einige der Züge komplett entfallen, fahren einige der IC noch aus dem Osten kommend bis Hannover oder Bremen. Auch für die Regionalzüge auf den Strecken Richtung Küste wurde vor Behinderungen gewarnt.

Etliche Fährverbindungen zu den Nordseeinseln wurden bereits eingestellt. Und auch Fußballspiele fallen aus, etwa das rheinische Bundesliga-Derby Mönchengladbach gegen Köln. Wegen des aufziehenden Orkans rechnete der Flughafen Köln/Bonn mit Ausfällen.

Erste Ausläufer von »Sabine« sollten an der Nordsee laut Deutschem Wetterdienst (DWD) schon am Vormittag zu spüren sein. Im Laufe des Tages breitet sich der Sturm dann wohl mit einzelnen Orkanböen auf den gesamten Norden und die Mitte des Landes aus. Dort werde der Höhepunkt in der Nacht zum Montag erreicht, im Süden am frühen Montagmorgen.

Begleitet werde der befürchtete Orkan vielerorts von heftigen Schauern und Gewittern, hieß es. In der Nacht zum Montag werden Windgeschwindigkeiten von rund 120 Kilometern pro Stunde erwartet. »Sabine« ist laut DWD ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. So stark wie »Kyrill« (2007) oder »Lothar« (1999) werde »Sabine« nicht.

Die Bahn bereitete sich auf mögliche Probleme vor. Wer nicht reisen möchte, kann die Fahrkarte kostenfrei stornieren. »Wir haben alle Bereitschaften mobilisiert und in jeder Region doppelt verstärkt«, sagte ein Bahnsprecher am Samstag. Das Bahnpersonal sei auf zerstörte Oberleitungen oder umgekippte Bäume vorbereitet. Mobile Einsatztrupps mit Kettensägen sollten eingesetzt werden, um versperrte Gleise frei zu bekommen.

Hamburg
»Zug endet hier« - Anzeigetafel am Bahnhof Altona. Foto: Bodo Marks/dpa
»Zug endet hier« - Anzeigetafel am Bahnhof Altona. Foto: Bodo Marks/dpa

100 Starts und Landungen von Flugzeugen am Frankfurter Flughafen wurden gestrichen. Dabei handle es sich vor allem um Flüge innerhalb Europas, sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport. Die restlichen, rund 1100 Flüge würden am Sonntag regulär starten oder landen. Es könne außerdem zu Verspätungen kommen.

Ab Sonntagnachmittag könne es zu Unregelmäßigkeiten oder Ausfällen kommen, teilte auch der Flughafen Köln/Bonn auf Twitter mit. Passagiere sollten sich bei ihren Airlines darüber informieren, ob ihr Flug planmäßig abhebe. »Sabine« sollte am Nachmittag auf Nordrhein-Westfalen treffen.

Am Hamburger Flughafen wurden ebenfalls zahlreiche Flüge gestrichen. Betroffen waren vor allem zahlreiche Inlandsverbindungen der Lufthansa sowie der Tochtergesellschaft Eurowings in den Süden Deutschlands. »Insbesondere seit Samstagnachmittag bis voraussichtlich Dienstag gibt es Flugannullierungen, außerdem kann es zu Verspätungen kommen«, teilte ein Unternehmenssprecher der Lufthansa mit.

Wangerooge
Die Wangerooge-Fähren bleiben im Hafen von Harlesiel. Wegen des erwarteten Sturms »Sabine« gibt es keine Fahrten zur Nordseeinsel. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Die Wangerooge-Fähren bleiben im Hafen von Harlesiel. Wegen des erwarteten Sturms »Sabine« gibt es keine Fahrten zur Nordseeinsel. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Die Annullierungen aller Flüge beider Fluggesellschaften am Sonntag seien ausnahmslos auf die Sturmwarnung zurückzuführen. Von den Streichungen sind insgesamt 17 Abflüge und 18 Landungen betroffen.

Das ausverkaufte Bundesliga-Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln, das am Sonntag um 15.30 Uhr stattfinden sollte, wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. »Wir hatten um 5.45 eine Telefonkonferenz mit der Feuerwehr, dem Ordnungsamt und dem Deutschen Wetterdienst und haben dann nach intensiven Beratungen uns dagegen entschieden, noch länger zu warten und das Spiel in Abstimmung mit der Deutschen Fußball Liga abgesagt«, sagte Borussias Mediendirektor Markus Aretz. »Während der Spielzeit wäre es wahrscheinlich ruhig geblieben, aber bei der Abreise der vielen Besucher bestand dann halt Gefahr.«

Orkantief »Sabine« ist unterwegs
Fährhafen von Harlesiel: Es finden wegen des erwarteten Sturms »Sabine« erstmal keine Fahrten zur Nordseeinsel Wangerooge statt. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Fährhafen von Harlesiel: Es finden wegen des erwarteten Sturms »Sabine« erstmal keine Fahrten zur Nordseeinsel Wangerooge statt. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Schon am Samstag war der Skisprung-Weltcup in Willingen (Hessen) abgesagt worden. »Sabine« sorgte am Sonntag dann für weitere Absagen von Fußballspielen: So fiel auch die für 14.00 Uhr angesetzte Nachholpartie der Frauen-Bundesliga zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln den Wetterbedingungen zum Opfer. Darüber hinaus reagierte auch der Fußballverband Niederrhein auf die Warnungen. Der zuständige Ausschuss sagte alle Partien auf Verbands- und Kreisebene ab.

Andere europäische Länder rüsteten sich ebenfalls für das Orkantief. Der niederländische Wetterdienst forderte Autofahrer auf, nicht mit Anhängern und Wohnwagen zu fahren. Der niederländische Fußballverband KNVB sagte für Sonntag alle Spiele der Profiligen ab. Die Fluggesellschaft KLM annullierte vorsorglich Dutzende innereuropäische Flüge ab und zum Amsterdamer Flughafen Schiphol. (dpa)