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Aufregung um Oma als »Umweltsau«: WDR löscht Video

Es war satirisch gemeint, doch dann löst ein Lied des WDR-Kinderchors über Oma als »Umweltsau« einen sogenannten Shitstorm aus. Intendant Buhrow entschuldigt sich. Aber viele verstehen die Aufregung auch gar nicht.

WDR in Köln
»Respektlose Beleidigung« oder »gelungene Satire«? Die Meinungen über den WDR-Beitrag gehen weit auseinander. Foto: Oliver Berg/dpa
»Respektlose Beleidigung« oder »gelungene Satire«? Die Meinungen über den WDR-Beitrag gehen weit auseinander. Foto: Oliver Berg/dpa

Köln (dpa) - »Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad« gehört zu den Klassikern der witzigsten Kinderlieder. Nun aber hat der WDR mit einer von seinem Kinderchor gesungenen satirischen Verballhornung des Liedes eine Welle der Empörung ausgelöst.

Stein des Anstoßes ist der Vers: »Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau.« Ein sogenannter Shitstorm im Netz mit mehr als 15.000 Facebook-Kommentaren bis Samstagabend zog über den Westdeutschen Rundfunk hinweg. Der WDR hatte das Video schon am Freitagabend von der WDR2-Facebookseite gelöscht und entschuldigte sich »für die missglückte Aktion«.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) machte auf Twitter seiner Entrüstung über die Umweltsatire Luft. Schließlich rief am Samstagabend sogar WDR-Intendant Tom Buhrow vom Krankenhausbett seines 92-jährigen Vaters in einer Spezialsendung von WDR 2 an. Dort bezeichnete er das »Video mit dem verunglückten Oma-Lied« als Fehler. »Ich entschuldige mich ohne Wenn und Aber dafür.« Sein Vater habe immer hart gearbeitet. »Er ist keine Umweltsau«, sagte Buhrow.

In dem Video sangen rund 30 Mädchen im Studio unter anderem die Zeilen: »Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad. Das sind tausend Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau.« In einer anderen Strophe hieß es: »Meine Oma fährt mit 'nem SUV beim Arzt vor, überfährt dabei zwei Opis mit Rollator.« Auch die Themen billiges Discounterfleisch und Kreuzfahrten werden nicht ausgespart.

»Wir haben mit einem großen Hammer auf einen relativ kleinen Nagel geschlagen«, sagte WDR 2-Programmchef Jochen Rausch reumütig in der Spezialsendung und entschuldigte sich mehrmals. Man habe das Wort »Umweltsau« in Verbindung gebracht mit der »lieben Oma«, die abends Geschichten vorlese. »Das drückt bei vielen Menschen den roten Knopf«, so Rausch. Man habe nicht mit der »nötigen sprachlichen Feinheit« gearbeitet und »nicht lange genug nachgedacht«.

Dabei gab es auch positive Reaktionen auf das Video. Zwar warfen viele Hörer und Nutzer den Verantwortlichen mangelnden Respekt vor Älteren und eine Instrumentalisierung von Kindern für ein »beschämendes« oder »ideologisches« Video vor. Andere aber lachten darüber. »Scheinbar können es viele Menschen nicht vertragen, wenn man ihnen den Spiegel vorhält«, sagte eine Hörerin in der WDR-Sendung. »Satire muss man aushalten«, sagte auch die 14-jährige Ricarda. »Was ist daran so schlimm?« Die Kinder seien alt genug, um zu wissen, was sie sängen. »Die haben ihre Großeltern doch trotzdem lieb.«

Das Redaktionsteam bedauere, »dass die Satire die Gefühle eines Teils des Publikums verletzt hat«, teilte der WDR mit. Dies sei nicht die Absicht der Aktion gewesen. »Es ging vielmehr darum, den Generationenkonflikt, der sich durch die Fridays-for-Future-Bewegung darstellt, mit den Mitteln der Satire aufzugreifen.«

Laschet und der CDU-Politiker Ruprecht Polenz kritisierten, Kinder würden in der Klimaschutzdebatte von Erwachsenen instrumentalisiert. Der WDR habe mit dem Lied »Grenzen des Stil und des Respekts gegen über Älteren überschritten«, twitterte Laschet. »Jung gegen Alt zu instrumentalisieren ist nicht akzeptabel.« Den Vorwurf, die beteiligten Kinder seien missbraucht worden, wies der WDR zurück. »Wir bedauern, dass offenbar dieser Eindruck vereinzelt entstanden ist.«

Am Ende des Videos sieht man Chormädchen mit ernstem Blick die Lippen bewegen und hört die Stimme der Umweltaktivistin Greta Thunberg: »We will not let you get away with this« (Wir lassen Euch damit nicht davon kommen).

»Warum sendet man so eine Unverschämtheit?«, schrieb eine Nutzerin empört auf Facebook über das Lied. »Unterirdisch«, »unterstes Niveau«, »eine einzige Frechheit«, meinten andere. Weitere Nutzer aber zeigten Verständnis: »Wenn man das Alter der Kinder beachtet, sind die heute 50-70-Jährigen gemeint (...) Da steckt schon wahres drin.« Auch Satiriker Jan Böhmermann twitterte: »Wer sich jeden Tag billiges Discounterfleisch aufbrät, ist eine Umweltsau.«

Eine WDR-Hörerin verstand die ganze Aufregung um das Oma-Lied überhaupt nicht. »Sonst hätten wir uns doch auch früher darüber aufregen können, dass die Hühner im Stall mit Motorradabgasen belastet werden.«

WDR2-Statement auf Facebook

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