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»Absoluter Hammer« - Udo Lindenberg ist Hamburgs Ehrenbürger

»Sonderzug nach Pankow«, »Andrea Doria« und »Cello«: Mit seinen Songs hat Udo Lindenberg die deutschen Charts erobert. Jetzt ist der »Panikpräsident« auch Ehrenbürger seiner Wahlheimat Hamburg.

Udo Lindenberg
Rocksänger Udo Lindenberg (l) erhält von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)die Ehrenbürgerwürde. Foto: Marcus Brandt
Rocksänger Udo Lindenberg (l) erhält von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)die Ehrenbürgerwürde.
Foto: Marcus Brandt

Viele Fans wollten, dass er einmal Bundespräsident wird. Seit Mittwoch ist Panikrocker Udo Lindenberg (76) immerhin Hamburger Ehrenbürger - und das ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Hamburg zu vergeben hat. Der gebürtige Westfale aus Gronau, der seit Ende der 1960er Jahre in Hamburg lebt, reiht sich damit ein in eine illustre Schar von Persönlichkeiten. Neben Politikern wie Altkanzler Helmut Schmidt (1918-2015) und Schriftstellern wie Siegfried Lenz (1926-2014) gehören der kürzlich gestorbene Fußballer Uwe Seeler, Kinderbuchautorin Kirsten Boie und Unternehmer Michael Otto zu den Hamburger Ehrenbürgern.

Seit der Verleihung der ersten Ehrenbürgerwürde im Jahr 1813 an Friedrich Karl Freiherr von Tettenborn ist Lindenberg der 37. Ehrenbürger der Stadt und nach Johannes Brahms die erste Persönlichkeit aus der Welt der Musik. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte Lindenberg anlässlich seines 75. Geburtstags im Mai 2021 vorgeschlagen. Wegen der langanhaltenden Corona-Beschränkungen konnte die Auszeichnung aber erst jetzt verliehen werden - was Lindenberg offensichtlich sportlich nahm.

Festakt im Großen Festsaal des Rathauses

Nachdem er zunächst vor dem Rathaus mit Passanten Selfies gemacht hatte, sagte er beim Festakt im Großen Festsaal vor rund 350 geladenen Gästen - wie gewohnt ausgestattet mit Hut, Sonnenbrille und Nietengürtel - er habe schon bei seinem ersten Hamburgbesuch am 13. Dezember 1968 gewusst, dass er in die Hansestadt gehöre. Hamburg sei alles, was er immer gesucht habe, Weltoffenheit und reichlich korrekten Rock'n'Roll, sein persönliches Eldorado. »Dass diese geile knallebunte Musik- und Kulturstadt mich jetzt zu ihrem Ehren-Paniker macht, ist natürlich ein absoluter Hammer und eine Riesenehre.«

»Danke, dass ich jetzt Euer Ehren-Rock'n'Roller bin«, sagte Lindenberg, um dann mit dem Hamburger Schulchor Gospel Train sein Lied »Wozu sind Kriege da« zu singen. Ebenfalls musikalisch begleiten wollten den Festakt Lindenbergs Freund Jan Delay und Johannes Oerding.

Lindenberg gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Musikern

Lindenberg wurde am 17. Mai 1946 in Gronau (Nordrhein-Westfalen) geboren. Seit Ende der 1960er Jahre lebt er in Hamburg, seit den 1990er Jahren in einer Suite im Hotel »Atlantic«. Mit mehr als fünf Millionen verkauften Tonträgern und zahlreichen Gold- und Platin-Alben zählt Lindenberg zu den erfolgreichsten deutschen Musikern der Gegenwart. Heute engagiert er sich gegen Rechtsextremismus und unterstützt nach Senatsangaben mit seiner eigenen Stiftung kulturpolitische, humanitäre und soziale Projekte in Deutschland und Afrika. Inzwischen hat sich Lindenberg auch als Autor und Maler von Aquarellen - einige hängen im Kanzleramt - einen Namen gemacht.

In der dem Festakt vorangegangenen Bürgerschaftssitzung hatten sich mit Ausnahme der AfD alle Abgeordneten begeistert von der Idee einer Ehrenbürgerschaft für Lindenberg gezeigt, stimmten dem Antrag des Senats entsprechend mit großer Mehrheit zu. »Udo Lindenberg ist eine herausragende Persönlichkeit unserer Stadt«, betonte Bürgermeister Tschentscher. Neben seinen musikalischen Leistungen würdigte er vor allem Lindenbergs Bemühen um die innerdeutsche Verständigung und sein Engagement gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Diskriminierung. »Er ist Botschafter für Toleranz, Frieden und Freiheit. Mit anderen Worten: Udo Lindenberg ist Hanseat, nicht von Geburt, aber aus Überzeugung.«

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) betonte: »Wir sind wahnsinnig stolz, dass er Hamburg zu seiner Heimat gemacht hat und zum Vorbild für viele Künstlerinnen und Künstler geworden ist.« Hamburg trage seinen Namen und seinen Sound im Herzen, »für jetzt und immer«. Oppositionsführer und CDU-Fraktionschef Dennis Thering sagte, Lindenbergs Musik gehöre definitiv zur Geschichte der deutschen Wiedervereinigung. »Durch sein Wirken ist er Hamburg als Musiker und auch als grafischer Künstler, als Maler, seit Jahren verbunden.«

Beim Festakt betonte Parlamentspräsidentin Carola Veit: »Das Nuschelige in der Stimme und die Mischung aus Rotzigkeit, Empathie, Sozialkritik und Ironie machen Dich unverwechselbar.« Lindenberg sei ein Symbol für die weltoffene, bunte, liberale Haltung der Stadt Hamburg geworden, »in der jeder sein Ding so leben darf wie er es denn möchte - solange er dieses Recht auch allen anderen zugesteht«.

© dpa-infocom, dpa:220907-99-670693/2