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Aktuell Prozess

14-Jährige erstochen: Schüler wegen Mordes vor Gericht

Der mutmaßliche Messerstecher und sein Opfer kannten sich. Sie trafen sich in der Wohnung von Keira. Dort fand die Mutter später ihre blutüberströmte Tochter. Nun beginnt der Mordprozess gegen den mutmaßlichen, erst 15 Jahre alten Mitschüler.

Blumen und Kerzen
Blumen, Kerzen und Gedenkschreiben liegen im März am Eingang zur Eisschnelllaufhalle an der Konrad-Wolf-Straße in Berlin zum Gedenken an die ermordete Schülerin. Foto: Paul Zinken
Blumen, Kerzen und Gedenkschreiben liegen im März am Eingang zur Eisschnelllaufhalle an der Konrad-Wolf-Straße in Berlin zum Gedenken an die ermordete Schülerin. Foto: Paul Zinken

BERLIN. Rund sechs Monate nach dem gewaltsamen Tod der Berliner Schülerin Keira beginnt heute der Prozess gegen ihren mutmaßlichen Mörder. Der angeklagte Mitschüler ist erst 15 Jahre alt.

Deshalb verhandelt eine Jugendkammer des Landgerichts in der Hauptstadt hinter verschlossenen Türen, die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Der deutsche Jugendliche sitzt in Untersuchungshaft. Der Tod der 14-jährigen Eisschnellläuferin hatte bundesweit Bestürzung und Fassungslosigkeit ausgelöst.

Die Angeklage lautet auf Mord. Der 15-Jährige soll Keira am 7. März in deren Wohnung in Alt-Hohenschönhausen mit einer Vielzahl von Messerstichen »tatplangemäß« getötet haben. Beide kannten sich laut Staatsanwaltschaft, sie gingen in dieselbe Schule.

Die Mutter hatte ihre blutüberströmte Tochter in der gemeinsamen Wohnung gefunden, als sie von der Arbeit kam. Mediziner schafften es nicht mehr, Keira zu retten. Karin G. tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Sie wolle zu jedem Verhandlungstag kommen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Die Verantwortung für ihre Tochter habe nicht aufgehört. In ihrem Leben sei nichts mehr, wie es war, sagt die 41-Jährige. »Und es gibt nichts, was es wieder gut macht. Meine Tochter bleibt tot.«

Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht dem Angeklagten eine Jugendstrafe von maximal zehn Jahren. Seit dem 11. März sitzt er in Untersuchungshaft. Über die Hintergründe der Tat ist bislang nichts bekannt.

Mutter Karin G. hatte in einem Gespräch in der Wohnung erzählt, dass sie hier ihrer Tochter nah sei, »hier sind die Erinnerungen an sie«. In Keiras Zimmer steht der Rucksack mit den Schlittschuhen noch so da, als würde sie gleich mit dem Fahrrad zum Training starten. Auch der Helm liegt bereit. Keira trainierte beim Berliner TSC und war im Januar in ihrer Altersklasse Berliner Meisterin über 1000 sowie 1500 Meter geworden.

Sie sei bei vielen Wettkämpfen mit dabei gewesen, sagte die Mutter. Zusammen seien sie verreist, Paris und Rom sollten die nächsten Ziele sein. »Keira hatte mindestens 20 beste Freunde, sie kannte Hinz und Kunz mit ihrer positiven Ausstrahlung, war beliebt an ihrer Schule, wo sie nur Koko genannt wurde.« Karin G. geht jeden Tag zum Friedhof, wo sie das Urnengrab immer wieder mit Lilien und Rosen schmückt.

Die Anteilnahme habe ihr Kraft und das Gefühl gegeben, mit der Trauer nicht allein zu sein, hatte Keiras Mutter in einem Brief an die Öffentlichkeit nach Keiras Tod mitgeteilt. Doch gleichzeitig habe sie erlebt: »Viele können mit dem Tod nicht umgehen, sind hilflos. Und eigentlich passiert doch so etwas Schlimmes nur im Film, aber nicht im realen Leben.« (dpa)