ISLAMABAD. Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in einem Wohngebiet in Pakistan ist der Flugschreiber geborgen worden. Dieser soll nun der Untersuchungskommission übergeben werden, wie ein Sprecher von Pakistan International Airlines (PIA) am Sonntag mitteilte.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Provinz Sindh kamen 97 der 99 Insassen bei dem Unglück ums Leben. Die Maschine hatte am Freitag eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, als sie nur wenige Minuten vor der Landung in der Stadt Karatschi abstürzte. Die Bergungsarbeiten gingen am Sonntag weiter.
Ein Überlebender schilderte im Fernsehen die dramatischen Momente des Absturzes. »Die Menschen gerieten in Panik und begannen laut zu beten«, erzählte Muhammad Zubair dem Sender »Geo TV« am Abend nach dem Absturz des Airbus A320. »Der Pilot hielt das Flugzeug für die nächsten zehn bis fünfzehn Minuten in der Luft und machte eine zweite Ansage zur Landung, aber das Flugzeug stürzte ab«, sagte Zubair. Überall sei Feuer zu sehen gewesen. »Überall waren Schreie von Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen zu hören.« Er habe sich befreit und sei aus etwa drei Metern Höhe aus dem Wrack gesprungen.
Zubair war einer von zwei Überlebenden des Flugzeugabsturzes im Süden Pakistans. Er erlitt Verbrennungen, ist laut Behörden aber in einem stabilen Zustand. Bilder kurz nach dem Unglück zeigten ein Bild der Verwüstung. Anwohner im Stadtteils »Model Colony« eilten zur Hilfe und suchten nach Überlebenden. Der Unglücksort lag nur etwa zwei Kilometer von der Landebahn entfernt.
Menschen wurden aus den Trümmern eingestürzter Gebäude herausgezogen, während Feuerwehrleute Brände bekämpften. Die dicht besiedelte Hafenstadt im Süden Pakistans hat rund 14 Millionen Einwohner. Laut Gesundheitsministerium der Provinz Sindh wurden bisher 26 Passagiere identifiziert und mindestens 45 DNA-Proben von Angehörigen entnommen. Acht Anwohner wurden bei dem Absturz verletzt.
Der von Pakistan International Airline (PIA) betriebene Airbus mit der Flugnummer PK8303 war am Freitag auf dem Weg von der östlichen Stadt Lahore nach Karatschi. Den Angaben zufolge befanden sich an Bord der Maschine 91 Passagiere und 8 Crewmitglieder.
Eine genaue Ursache für den Absturz war auch am Sonntag nicht bekannt. Kurz vor dem Absturz habe der Pilot laut dem Tower technische Probleme der Maschine gemeldet, sagte der Chef der betroffenen Airline PIA, Arshad Malik. Funksprüche deuteten auf ein Versagen der Triebwerke der Maschine hin. Augenzeugen berichteten lokalen Fernsehsendern, dass sie das Flugzeug um den Flughafen kreisen sahen, bevor es in dem Wohngebiet abstürzte.
Pakistans Luftverkehrsminister Ghulam Sarwar Khan kündigte am Samstag zusätzliche Entschädigung für die Hinterbliebenen der Opfer an. Eine Million pakistanische Rupien (umgerechnet rund 5700 Euro) sollen Angehörige neben Versicherungsbeträgen jeweils für Verstorbene erhalten. Die beiden Überlebenden bekämen die Hälfte des Betrags. Auch die Anwohner der Absturzstelle, deren Häuser verwüstet wurden, sollen entschädigt werden.
Die Regierung versprach eine umfassende Untersuchung. Eine vierköpfige Delegation unter Aufsicht der Luftwaffe werde demnach den Unfall rekonstruieren und erste Ergebnisse innerhalb eines Monats präsentieren. Pakistans Premierminister Imran Khan drückte den Opfern und Familien sein Beileid aus. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel übermittelte eine Beileidsbekundung nach Pakistan.
Der Absturz erfolgte nur eine Woche nach der Entscheidung der pakistanischen Behörden, den Flugverkehr im Inland wieder aufzunehmen. Wegen der Corona-Pandemie sind internationale Flüge in das südasiatische Land noch bis Ende des Monats ausgesetzt.
Bereits im Jahr 2016 kam es zu einem Absturz einer Maschine der staatlichen Fluggesellschaft PIA mit rund 50 Toten. 2012 starben 127 Menschen beim Absturz einer Maschine einer kleinen privaten Airline auf dem Weg von Karatschi nach Islamabad. Im Jahr 2010 stürzte ein Airbus vor der Landung in der Hauptstadt Islamabad ab, alle 152 Insassen kamen bei dem Unglück ums Leben. (dpa)