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Özdemir will mehr gesunde Mahlzeiten in Kantinen und Mensen

Was gibt's heute in der Kantine: Schnitzel mit Pommes oder bald häufiger Gemüse und Salat? Die Bundesregierung will den Boden dafür bereiten, dass Millionen Menschen gesünder essen. Wie soll das gehen?

Gemüse
Ziel der Ernährungsstrategie der Bundesregierung ist eine insgesamt stärker pflanzenbasierte Ernährung mit weniger Fleisch. Foto: Fabian Sommer
Ziel der Ernährungsstrategie der Bundesregierung ist eine insgesamt stärker pflanzenbasierte Ernährung mit weniger Fleisch.
Foto: Fabian Sommer

Zum Mittagstisch mehr Regionales und öfter auch mal Bio: Bundesernährungsminister Cem Özdemir strebt gesündere Mahlzeiten in Betrieben, Kitas, Schulen und Krankenhäusern an. Er wolle den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen sollen, sagte der Grünen-Politiker nach einem Kabinettsbeschluss zu Eckpunkten für eine Ernährungsstrategie der Regierung in Berlin.

»Ich möchte dafür sorgen, dass es für alle Menschen in Deutschland möglich ist, sich gut und gesund zu ernähren - unabhängig von Einkommen, Bildung oder Herkunft.« Auch die Gemeinschaftsverpflegung in Mensen und Kantinen solle deswegen als ein Hebel dafür genutzt werden.

Mehr saisonale, regionale und ökologisch erzeugte Lebensmittel

Die Ernährungsstrategie soll bis Ende 2023 beschlossen werden. Dazu gehört, Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bis 2030 zum Standard in der Gemeinschaftsverpflegung zu machen. So sollen mehr saisonale, regionale und ökologisch erzeugte Lebensmittel verwendet werden. »Wer die Erfahrung macht, wie gut Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte schmecken, greift vielleicht seltener zum beliebtesten Kantinengericht der Deutschen, der Currywurst mit Pommes«, sagte Özdemir. Das schone die eigene Gesundheit, die Umwelt und das Klima.

Weiteres erklärtes Ziel ist eine insgesamt stärker pflanzenbasierte Ernährung mit weniger Fleisch. In Rezepturen von Fertigprodukten sollen Zucker, Fette und Salz weiter reduziert werden. Weniger Lebensmittel sollen im Abfall landen. Selbstverpflichtungen der Branche auf freiwilliger Basis dazu hatte schon die vorherige Regierung angestoßen. Als Ziel im Koalitionsvertrag werden außerdem auch Werbebeschränkungen für Lebensmittel mit viel Zucker, Fett und Salz genannt, die an Kinder unter 14 Jahren vermarktet werden.

Übergewicht weit verbreitet

Özdemir wies darauf hin, dass gut zwei Drittel der Männer, die Hälfte der Frauen und fast jedes sechste Kind hierzulande übergewichtig seien. Er wandte sich gegen Einwände, dass eine ausgewogene Ernährung automatisch mit hohen Preisen verbunden sei. »Es stimmt schon, wenn man Erdbeeren im Winter möchte, dann wird es teurer.« Wenn man sich aber saisonal orientiere, könne es sogar günstiger werden.

Für die mitregierende FDP sagte Fraktionsvize Carina Konrad mit Blick auf eine bessere Schul- und Kitaverpflegung: »Hohe Qualität darf nicht mit Bio-Quoten verwechselt werden. Derartige Vorgaben machen die Mahlzeiten nur teuer, aber keineswegs auch qualitativ besser.« Die Träger der Einrichtungen müssten das Augenmerk vielmehr darauf legen können, dass möglichst alle Kinder mit einem gesunden Angebot erreicht werden. Das gelinge auch über den Preis.

Kritik an Özdemirs Plänen

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte, Özdemirs Pläne griffen viel zu kurz. Konkrete Maßnahmen, die Gesundheits- und Verbraucherverbände seit Jahren forderten, könne er außerdem schon jetzt umsetzen. So müsse die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse gestrichen werden, damit sich alle eine gesunde Ernährung leisten könnten. Im Gegenzug sollten Hersteller überzuckerter Getränke eine Abgabe zahlen. Der Lebensmittelverband Deutschland erklärte, schon heute sei eine gute und ausgewogene Ernährung für alle grundsätzlich möglich. Verschiedene Ursachen von Fehl- und Mangelernährung seien zu bekämpfen. Eine »einseitige Förderung eines vorgegebenen Ernährungsstils durch den Staat« sei aber abzulehnen.

© dpa-infocom, dpa:221221-99-983842/2