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Sprachsteuerung verdrängt die Fernbedienung

Wenn sie nicht gerade in der Sofaritze verschwunden ist, hat die Fernbedienung auf vielen Couchtischen noch einen festen Platz. Doch Experten sagen dem Gerät das Ende voraus. Ob sich damit jedoch der Streit um die Fernbedienung erledigt hat, bleibt abzuwarten.

Sprachassistenten
Sprachassistenten wie Google Assistant (l.) und Amazon Echo werden die Fernbedienung ablösen. Foto: Britta Pedersen
Sprachassistenten wie Google Assistant (l.) und Amazon Echo werden die Fernbedienung ablösen. Foto: Britta Pedersen

Berlin (dpa) - Egal ob Alexa, Cortana oder Siri - Immer häufiger sind unsere Gesprächspartner keine Menschen mehr. Sprachassistenten werden laut dem Digitalverband Bitkom bereits von 8,7 Millionen Menschen in Deutschland genutzt.

Und das, obwohl vor gut zwei Jahren nur zwei Prozent der Bevölkerung gewusst hätten, was das überhaupt sei. Durch die Vernetzung und neue Steuerungsmethoden der Geräte, geraten treue technische Begleiter immer mehr ins Abseits.

»Die Fernbedienung wird langsam, aber sicher vom deutschen Couchtisch verschwinden«, sagt etwa Christopher Meinecke von Bitkom voraus. Zwar gehe dies bei jüngeren Fernsehzuschauern schneller als bei älteren, doch früher oder später seien die Vorteile einer einfachen Bedienung durch Sprache entscheidend. Es gebe schlicht keinen Grund mehr, eine Fernbedienung zu besitzen. »Ich glaube, in einigen Jahren werden wir zurückschauen und darüber lachen, dass Geräte ohne Sprachsteuerung verkauft wurden und der Couchtisch voll mit Fernbedienungen lag«, sagt Meinecke.

»Vor zehn Jahren gab es noch für jedes Gerät eine Fernbedienung«, sagt Michael Langbehn vom Elektronikhersteller Panasonic. Zwar werde auch heute noch eine Fernbedienung beim Kauf eines neuen Gerätes mitgeliefert, gebraucht werde sie jedoch immer seltener. So könnten mittlerweile Fernseher oder Stereoanlagen des Herstellers mit einer einzigen App gesteuert werden. Bei der Technik-Messe IFA wird nun auch stolz die Sprachsteuerung des gesamten Wohnzimmers präsentiert. So könne neben dem Fernseher ebenfallls die Klimaanlage und das Licht vom Sofa aus mit der eigenen Stimme bedient werden.

Auch andere Hersteller nehmen einen schwindenden Gebrauch von Fernbedienungen wahr: Logitech aus der Schweiz verkauft etwa immer weniger Infrarot-Universalfernbedienungen. Umsatzeinbußen befürchtet der Konzern jedoch nicht. Zwar habe der Verkauf von Infrarot-Fernbedienungen laut CEO Bracken Darrell in der Vergangenheit abgenommen, dafür steige aber die Zahl der verkauften Hub-Steuerungen, mit deren Hilfe man auch ältere Geräte per Sprache steuern könne.

Ein Blick auf Statistiken unterstützt die These, dass die Fernbedienung immer unbedeutender wird: Wer ein Smart-Home-Gerät (etwa einen Smart TV, intelligente Beleuchtung oder eine vernetzte Heizung) besitzt, steuert dieses laut Bitkom in mehr als drei Viertel der Fälle mit dem Handy. Die Fernbedienung liege mittlerweile auf dem dritten Platz (38 Prozent), bereits dicht gefolgt vom Sprachassistenten (37).

Wirklich aussterben wird die Fernbedienung nach Ansicht der Elektronik-Hersteller vorerst jedoch nicht. Zwar glaubt etwa Langbehn, dass sich die Sprachsteuerung durchsetzen werde, es gebe jedoch sicherlich Gruppen, die deren Einsatz etwa aus Datenschutzgründen verweigern würden.

Dabei könnte sich durch Sprachsteuerung ein lange währendes Problem heimischer Wohnzimmer ein für alle Mal klären lassen: der Streit um die Fernbedienung. Es bestehe etwa die Möglichkeit, dass der Sprachassistent Stimmen bestimmter Personen ignoriere. Je nachdem, wer sich besser mit der Konfiguration des Sprachassistenten auskennt, könnte dementsprechend in Zukunft über das heimische Fernsehprogramm entscheiden.

Kritik an der zunehmenden Vernetzung von Haushaltsgeräten kommt vom Chaos Computer Club (CCC). »Bei den Geräten haben wir es mit Computern zu tun, die oftmals auf billige Weise produziert wurden«, sagte CCC-Sprecher Linus Neumann. Leider mangele es bei vielen Herstellern an der Nachsorge. So gebe es bei vielen Herstellern etwa keine Garantie dafür, dass notwendige Sicherheitsupdates auch fünf bis zehn Jahre nach dem Kauf verfügbar seien.

Konsequenz sei, dass die Nutzer entweder die Produkte ohne Updates weiterbetrieben oder diese gegen neue Geräte austauschten. »Das geht dann entweder zu Lasten der Sicherheit oder zu Lasten der Umwelt und Nachhaltigkeit.«

Auf das Nutzerverhalten wird der Wegfall der Fernbedienungen laut Fernsehsendern wohl wenig Einfluss haben. Zwar kann man nicht mehr mit einem Knopfdruck auf den Videotext oder dessen Nachfolger HbbTV zugreifen, doch dies führe wahrscheinlich nicht dazu, dass weniger Menschen die Angebote nutzten. »Betrachtet man die Möglichkeiten von Sprachsteuerungen, so können diese im umgekehrten Fall den Zugriff auf unsere Angebote gegebenenfalls noch vereinfachen«, erklärte etwa die ARD.