Logo
Aktuell Netzwelt

Musk kündigt Einschränkungen für Twitter-Nutzer ohne Abo an

Wer Twitter kostenlos nutzt, soll nach dem Willen von Elon Musk weniger Reichweite haben und auch nicht mehr bei Umfragen mitmachen dürfen. Der Tech-Milliardär setzt auf mehr Geld aus Abo-Einnahmen.

Twitter
Das Twitter-Logo auf einem Bildschirm hinter Gittern. Ab dem 15. April wird sich für nicht zahlende Nutzer einiges ändern. Foto: Andre M. Chang
Das Twitter-Logo auf einem Bildschirm hinter Gittern. Ab dem 15. April wird sich für nicht zahlende Nutzer einiges ändern.
Foto: Andre M. Chang

Twitter-Besitzer Elon Musk macht den nächsten Schritt, um Nutzer zum Abschluss eines Bezahl-Abos zu bringen. So sollen vom 15. April an nur noch Tweets zahlender Abo-Kunden im »Für dich«-Bereich auftauchen, in dem die Beiträge von Software ausgesucht werden. Das sei der einzige realistische Weg, um sich gegen eine Flut automatisierter Bot-Accounts zur Wehr zu setzen, argumentierte Musk in der Nacht zum Dienstag.

Der Schritt könnte die Reichweite der Tweets von Nutzern ohne das acht Euro im Monat teure Abo verringern. Allerdings sind keine Zahlen dazu bekannt, wie viele Twitter-Nutzer sich die Beiträge vom Algorithmus statt der chronologischen Reihenfolge anzeigen lassen.

Auch an Twitter-Umfragen sollen nach dem 15. April nur noch zahlende Abo-Kunden teilnehmen können. Musk hatte bei Twitter unter anderem darüber abstimmen lassen, ob er mehr Aktien des von ihm geführten Elektroauto-Herstellers Tesla verkaufen sollte oder ob der Account des Ex-Präsidenten Donald Trump entsperrt werden soll. Er sprach dabei von der »Stimme des Volkes«.

Auch sprachen sich Nutzer im vergangenen Jahr in einer von Musk angestoßenen Umfrage dafür aus, dass er den Chefposten bei Twitter aufgeben soll. Er versprach, dem zu folgen - sagte später aber, dass sich die Chefsuche noch bis Ende dieses Jahres hinziehen dürfte.

Von Verifikation keine Rede

Musk spricht von »verifizierten Accounts«, denen die Funktionen vorbehalten bleiben sollen. Allerdings wird das bekannte Verifikationshäkchen bei Twitter bald eine andere Bedeutung haben: Vor der Übernahme durch Musk vergab Twitter die blauen Symbole nach einer Überprüfung persönlicher Daten an Prominente, Politiker oder Journalisten. Es stand dafür, dass der Account tatsächlich einer bestimmten Person oder einem bestimmten Unternehmen gehört. Diese früher vergebenen Häkchen sollen ab dem 1. April verschwinden, wie Musk jüngst ankündigte.

Stattdessen sollen nur noch Kunden des Abo-Angebots »Twitter Blue« die genauso wie bisher aussehenden Symbole in ihren Accounts haben dürfen. Nach einem Chaos mit Fake-Accounts bei Vergabe der ersten Bezahlhäkchen im November gibt es zwar höhere Hürden dafür. Etwa muss ein Account mindestens 90 Tage alt sein und darf das Profilfoto nicht kürzlich geändert haben. Eine persönliche Identifizierung ist aber weiter nicht vorgesehen.

Zugleich kann es immer noch passieren, dass auch zahlende Nutzer zumindest zeitweise ihre Häkchen verlieren - etwa, wenn sie gegen Richtlinien verstoßen oder es Änderungen an ihren Profilen gab.

Vor Missbrauch nicht geschützt

Musk hatte bei der Einführung des Bezahlhäkchens ursprünglich argumentiert, dass die Authentifizierung durch Bezahldienste und App-Plattformen ausreichend vor einem Missbrauch des neuen Systems schützen werde. Doch zahlreiche Nutzer hielt das nicht davon ab, mit Verifikationshäkchen versehene Fake-Accounts von Prominenten und Unternehmen anzulegen. Es traf unter anderem Sportstars, den Pharmahersteller Eli Lilly und den Fruchtkonzern Chiquita. Twitter setzte die Abo-Funktion nach dem Chaos für mehrere Wochen aus bis die neuen Beschränkungen eingeführt wurden.

Musk hatte Twitter im Oktober für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Nach einem Einbruch der Werbeeinnahmen will er stärker auf Abo-Erlöse setzen. Geschäftszahlen gab es seit der Übernahme nicht, aber Musk sagte bereits, er habe Tesla-Aktien verkaufen müssen, um Twitter vor einer Pleite zu bewahren. Nach einem Bericht der Silicon-Valley-Website The Information werden Mitarbeitern neue Anteile ausgehend von einer Bewertung von nur noch 20 Milliarden Dollar angeboten.

© dpa-infocom, dpa:230328-99-117652/2