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Fast vier Millionen leben bundesweit offline

Das Internet ist im Alltag der Menschen allgegenwärtig. Trotzdem gibt es noch immer Millionen in Deutschland, die noch nie im Netz unterwegs waren. Doch warum?

Digitalisierung im Alltag
Laut Statistischem Bundesamt leben rund 3,8 Millionen Menschen in Deutschland noch immer offline. Foto: Fabian Sommer
Laut Statistischem Bundesamt leben rund 3,8 Millionen Menschen in Deutschland noch immer offline.
Foto: Fabian Sommer

Es gibt sie tatsächlich noch in Deutschland, und es sind gar nicht so wenige: Menschen, die noch nie das Internet benutzt haben. Genau genommen sind es nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund sechs Prozent der Bundesbürger zwischen 16 und 74 Jahren.

Dies entspreche rund 3,8 Millionen Menschen in Deutschland, teilten die Statistiker am Dienstag in Wiesbaden mit. Diese Zahlen stammen aus dem vergangenen Jahr.

Gerade für junge Menschen ist das Internet und dabei vor allem das Smartphone ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Alltags. Aber gibt es auch unter ihnen einen Anteil, der noch nie im Internet war? Genau genommen lässt sich das schwer beantworten. Den Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge sind zumindest bei den unter 55-Jährigen immerhin drei Prozent Offliner.

Je jünger, umso online-affiner

Nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom ist die Zahl der Offliner gerade in der jungen Altersgruppe bis 30 sehr überschaubar. »In unseren repräsentativen Umfragen geben regelmäßig fast 100 Prozent der Teilnehmenden unter 30 und übrigens auch unter 50 Jahren an, das Internet in den vergangen Tagen und Wochen genutzt zu haben«, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder am Dienstag auf Anfrage. Demnach hat so gut wie niemand zwischen 16 und 29 Jahren regelmäßig bewusst auf das Internet verzichtet.

Deutlich größer ist der Anteil in den älteren Jahrgängen. Denn auch das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Je älter die Menschen, desto höher der Anteil der Offliner. Mit rund 21 Prozent am größten sei er bei den 65- bis 74-Jährigen, erklärte das Bundesamt.

Bei den 55- bis 64-Jährigen beträgt der Anteil acht Prozent. Wie hoch er bei den über 74-Jährigen ist, geht aus den Zahlen der Statistiker nicht hervor. »Dies lässt den Schluss zu, dass derzeit noch weit mehr Menschen offline sind«, sagte die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, Regina Görner, der Deutschen Presse-Agentur.

Liegt es am Geld?

Aber warum gibt es gerade unter Älteren so viele Menschen, die ohne Internet leben? Regina Görner führt dies unter anderem darauf zurück, dass bei vielen die finanziellen Möglichkeiten fehlten, sich mit digitalen Geräten auszustatten oder einen Internetanschluss zu bezahlen. »Auch sehen sie eher die Gefahren als den Nutzen und haben nur geringes Vertrauen in ihre Lernfähigkeit, um eine souveräne Nutzung auf diesem komplexen Gebiet sicherzustellen.«

Das Leben der Offliner sei in der Corona-Pandemie noch umständlicher geworden, erklärte das Bundesamt und verwies auf den digitalen Impfnachweis und die vielerorts zwischenzeitlich nötigen Online-Terminbuchungen. Vergleiche zu den Vorjahren seien wegen methodischer Änderungen nur sehr eingeschränkt möglich.

In der Europäischen Union betrug der Durchschnitt bei den Offlinern im vergangenen Jahr acht Prozent. Innerhalb der EU gebe es aber große Unterschiede, erläuterte das Bundesamt unter Verweis auf die Statistikbehörde Eurostat. In Irland, den skandinavischen Staaten, den Niederlanden und Luxemburg lag der Anteil der 16- bis 74-Jährigen, die noch nie das Internet genutzt haben, unter fünf Prozent. Die höchsten Anteile verzeichneten Griechenland mit 20 Prozent, Bulgarien mit 17 und Portugal mit 16 Prozent.

Weltweit sind nach Schätzungen der Internationalen Fernmeldeunion der Vereinten Nationen (ITU) 37 Prozent der Weltbevölkerung noch nie im Internet unterwegs gewesen - also rund 2,9 Milliarden Menschen.

Pressemitteilung

© dpa-infocom, dpa:220405-99-801404/3