Jessica Tatti, Linke:
Mit der Entscheidung zur Organspende habe ich im Vorfeld lange mit mir gerungen. Gemeinsames Ziel aller, egal wie sie letztlich abgestimmt haben, sind mehr Organspenden, die Leben retten. Unterschiedlich bewertet wurde hingegen, auf welchem Weg dies erreicht werden kann. Im internationalen Ländervergleich zeigt sich, dass die Widerspruchslösung nicht automatisch zu höheren Spenderquoten führt. Ihre Einführung hätte zudem bewirken können, dass viele Menschen der Organspende vorsichtshalber erst mal widersprechen, und es weiterhin auf die lange Bank schieben, ihre Entscheidung zu überdenken. Nichts wäre dadurch gewonnen.
Das war für mich im hohen Maße mitentscheidend, dass ich für die Zustimmungslösung gestimmt habe, die mit mehr Aufklärung dafür sorgen soll, dass sich künftig deutlich mehr Menschen selbstbestimmt für die Organspende entscheiden.
Michael Donth, CDU:
Ich bin selbst seit vielen Jahren Besitzer eines Organspendeausweises und habe für die Zustimmungslösung gestimmt, die weiterhin auf Freiwilligkeit basiert. Wir sind uns einig, dass wir dringend Verbesserungen in der Organspende brauchen. Für mich gilt aber, dass die Organspende nach dem Tod auch zukünftig eine bewusste und freiwillige Entscheidung bleiben muss – eben eine Spende – und nicht durch den Staat erzwungen werden darf.
Die Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist ein zentrales Element menschlicher Würde. Dieses Menschenrecht darf nicht durch ein nachträgliches Veto ausgehebelt werden. Das entspricht nicht meinem Menschenbild. Zudem setzen wir auf verbindliche Information und Ansprache. Gleichzeitig müssen wir mehr für die 10 000 Menschen tun, die dringend auf ein Spenderorgan warten. Ich appelliere daher an jeden, sich als Organspender registrieren zu lassen.
Pascal Kober, FDP:
Unstrittig ist, wir müssen die Zahl der Organspender deutlich erhöhen. Die Widerspruchslösung ist aber der falsche Weg. Heutzutage werden nur 8,2 Prozent der möglichen Spender zum Spenden herangezogen, das zeigt, dass es nicht an Bereitschaft fehlt, sondern die Prozesse unstimmig sind. Diese zu verbessern ist unsere Aufgabe. Des Weiteren ist es eine fundamental ethische Frage, wem der eigene Körper gehört – zuerst mir selbst oder zuerst der Gesellschaft? Die Widerspruchslösung geht von Letzterem aus. Das wäre eine Neuinterpretation unseres bisherigen Menschen- und Gesellschaftsbildes.
Letztendlich müssen wir auch an alle die Menschen denken, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht durch die in der Widerspruchslösung geforderten Aufklärungsmaßnahmen erreicht werden. Diese wären automatisch Spender, ohne eine eigene Entscheidung getroffen zu haben.
Beate Müller-Gemmeke, Grüne:
Ich habe den Gesetzesentwurf meiner Fraktionskollegin Annalena Baerbock unterstützt. Die Entscheidung, Organe zu spenden, sollte bewusst und freiwillig sein. Auch hier muss das Selbstbestimmungsrecht der Menschen gewahrt werden. Menschen haben das Recht, sich mit sehr persönlichen Fragen nicht auseinanderzusetzen, und zwar ohne körperliche und rechtliche Folgen.
Schweigen darf nicht Zustimmung bedeuten. Zwang durch eine Widerspruchslösung kann durch persönliche Betroffenheit auch zu Abwehr führen und das wäre fatal. 84 Prozent unserer Bevölkerung sagen: Ja, wir möchten spenden. Diese Menschen müssen Vertrauen entwickeln. Voraussetzung dafür sind verbesserte Strukturen, mehr Informationen und gut ausgebildetes Personal. Denn die Zahl der Organspenden muss steigen. Das muss die Politik für die Menschen erreichen, die verzweifelt auf ein Spendeorgan warten. (GEA)