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Omikron breitet sich aus - G7-Gesundheitsminister beraten

Die neue Virusvariante versetzt die Welt in Alarmstimmung. Die WHO schätzt das globale Risiko durch Omikron als »sehr hoch« ein. Die G7-Fachminister kommen zu Beratungen zusammen.

LONDON. Die Gesundheitsminister der G7-Staaten haben am Montag ihre Beratungen über die Omikron-Variante des Coronavirus begonnen. Das bestätigte ein Sprecher der britischen Regierung, die das außerplanmäßige virtuelle Treffen zuvor einberufen hatte.

Großbritannien hat noch bis Jahresende den Vorsitz der G7-Staaten inne. Zur Gruppe der G7-Staaten gehören neben Großbritannien und Deutschland auch die USA, Frankreich, Italien, Japan und Kanada.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die zunächst im Süden Afrikas entdeckte Omikron-Variante als »besorgniserregend« eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass Omikron die Wirksamkeit der Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die Mutante hat, steht noch nicht fest.

Mittlerweile sind in etlichen Ländern - darunter auch Deutschland und Großbritannien - Fälle der Variante entdeckt worden. Mehrere Länder haben bereits wieder schärfere Reisebeschränkungen eingeführt.

WHO: Risiko »sehr hoch«

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt das globale Risiko der neue Corona-Variante Omikron vorsorglich als »sehr hoch« ein. In einem Dokument, das am Montag veröffentlicht wurde, betont die UN-Behörde jedoch auch, dass die Wissenschaft noch sehr wenig darüber wisse, wie sich Omikron auf den Verlauf der Pandemie auswirken wird. Die Risiko-Bewertung sei deshalb mit einem sehr hohen Unsicherheitsfaktor behaftet und könne sich noch ändern.

Es sei noch unklar, wie übertragbar Omikron sei und ob Impfstoffe, Medikamente und Virustests dagegen weniger wirksam seien. Außerdem gebe es Unsicherheiten, was die Möglichkeit von neuerlichen Infektionen von genesenen Covid-Patienten betrifft. Dazu laufe eine Reihe von Studien.

Die Einschätzung der WHO beruht unter anderem darauf, dass das im südlichen Afrika entdeckte Omikron eine Reihe von Mutationen aufweist, die in bereits bekannten Varianten zu einem höheren Risiko von wiederholten Infektionen bei Genesenen geführt haben.

Falls es wegen Omikron zu einem starken Anstieg der Infektionen komme, »könnte das schwere Konsequenzen haben«, schrieb die WHO. Besonders Länder, in denen noch wenige Menschen geimpft seien, könnten schwer betroffen sein, hieß es mit indirektem Verweis auf das südliche Afrika.

Schärfere Reisebeschränkungen

Mehrere Länder haben bereits wieder schärfere Reisebeschränkungen eingeführt. Die Bundesregierung schränkte die Einreise aus acht Ländern im südlichen Afrika drastisch ein. Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho sind als Virusvariantengebiete eingestuft. Fluggesellschaften dürfen im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die nicht durch negative Tests verkürzt werden kann - auch für Geimpfte und Genesene. Auch die USA schränken ab heute Einreisen aus den Staaten des südlichen Afrikas ein. Präsident Joe Biden wollte im Laufe des Tages weitere mögliche Reaktionen der USA bekanntgeben.

Südafrika sieht Diskriminierung

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa kritisierte die Reisebeschränkungen als ungerechtfertigt. »Diese Beschränkungen sind eine unfaire Diskriminierung unseres Landes und unserer Schwesterstaaten«, sagte Ramaphosa in einer Fernsehansprache und appellierte, die Entscheidungen noch einmal zu überdenken, »bevor sie noch mehr Schaden anrichten«. Es handle sich um eine klare Abkehr von der Erklärung beim G20-Gipfel in Rom, den unterentwickelten Staaten bei der Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie auf ihre Wirtschaft zu helfen. Die bisherigen Corona-Einschränkungen hatten bereits verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft in Südafrika. Die verhängten Reisebeschränkungen vieler Länder treffen das Land kurz vor der wichtigen Sommer-Saison besonders hart.

Vergangenen Donnerstag hatten südafrikanische Virologen die Entdeckung der neuen Variante bekanntgegeben. Sie waren stutzig geworden, weil die landesweite Inzidenz von knapp zwei plötzlich auf neun Prozent in die Höhe geschnellt war.

10.000 Fälle bis Ende der Woche

Der südafrikanische Virologe Salim Abdool Karim erwartet in dem Kap-Staat bis zum Ende der Woche einen Anstieg der landesweiten Corona-Infektionen um rund 10.000 neue Fälle. Dennoch bestehe kein Grund zur Panik, sagte er am Montag. Er erwartet auch für Dezember ein schnelles Ansteigen der Fallzahlen und mehr Druck auf die Krankenhäuser. Das Auftauchen der neue Omikron-Coronavariante war nach seiner Ansicht kaum überraschend: »Wir hatten das erwartet - wir wussten nur nichts über das Wie und Wann«, sagte er.

Die neue Omikron-Coronavariante sei relativ einfach nachzuweisen und es gebe kaum Anlass, bisherige Behandlungsmethoden zu ändern. Auch wenn es fraglich bleibe, ob bisherige Impfstoffe nun genügend Schutz böten, dürfte er weiterhin hoch sein. Die frühe Entdeckung der Variante durch südafrikanische Experte sei somit kein Grund zu Überreaktionen wie Grenzschließungen, sagte Karim.

Der südafrikanische Gesundheitsminister Joe Phaahla warnte ebenfalls vor Panik. Wichtig sei es nun, die Charakteristika der Variante zügig zu erforschen. Die Reisebeschränkungen gegen mehrere Länder des südlichen Afrikas seien unnötig. (dpa)