Die beiden Menschenrechtler hätten sich in herausragender Weise gegen solche Kriegsverbrechen eingesetzt, erklärte das norwegische Nobelkomitee in Oslo. Mukwege habe sein Leben der Verteidigung von Opfern sexueller Gewalt gewidmet, Murad als Zeugin vom Missbrauch gegen sich selbst und andere berichtet. »Jeder von ihnen hat auf seine Weise dazu beigetragen, sexuelle Gewalt im Krieg besser sichtbar zu machen, sodass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können«, erklärte das Komitee.
Die 25-jährige Jesidin Murad ist selbst Opfer von Kriegsverbrechen. Sie wurde von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak als Sex-Sklavin gehalten und vergewaltigt. Der jesidische Glauben ist die Ursprungsreligion der Kurden und vor allem im Nordirak, aber auch im Iran, in der Türkei und in Syrien verbreitet.
In der IS-Ideologie sind Jesiden »Ungläubige« und »Teufelsanbeter«, weil diese auch einen Engel verehren. Zehntausende flohen 2014, als die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) große Gebiete im Nordirak überrannte. Während der IS die meisten jesidischen Männer wohl tötete, verkauften die Extremisten die Frauen als Sklavinnen. Ende 2017 vertrieb die irakische Armee den IS aus dem Land.
Der sexuelle Missbrauch sei systematisch und Teil einer militärischen Strategie gewesen, erklärte die Nobel-Jury. Murad gelang damals die Flucht, sie lebt inzwischen in Deutschland und macht als UN-Sonderbotschafterin auf die Qualen der IS-Opfer aufmerksam.
Der 63 Jahre alte Gynäkologe Denis Mukwege behandelt in seiner von Konflikten zerrissenen Heimat Kongo Tausende Opfer von Gruppenvergewaltigungen. Dafür gründete er 1999 das Panzi-Krankenhaus in Bukavu im instabilen Osten des Landes, wo er den Patienten auch psychologische, juristische und finanzielle Unterstützung anbietet. »Die Bedeutung von Doktor Mukweges engagierten und selbstlosen Bemühungen in diesem Bereich kann nicht genug betont werden«, erklärte die Nobelpreis-Jury.
Experten hatten sich im Vorfeld schwer getan, einen Nobelpreisträger vorherzusagen, weil sie laufende Friedensprozesse etwa auf der koreanischen Halbinsel für zu instabil hielten. Kurz vor der Bekanntgabe waren die Namen von Mukwege und Murad aber immer höher gehandelt worden - auch als Würdigung für die #metoo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung. Die Jury würdigte mit dem Preis zudem den zehnten Jahrestag der UN-Resolution für Frieden und Sicherheit von Frauen, in der sexuelle Gewalt als Kriegsverbrechen anerkannt wird.
Die Arbeit von Mukwege und Murad erfülle genau die Kriterien, die Alfred Nobel in seinem Testament für den Friedenspreis festgelegt habe, erklärte das Komitee. »Eine friedlichere Welt kann nur erreicht werden, wenn Frauen, ihre Grundrechte und Sicherheit im Krieg anerkannt und geschützt werden.« Mukwege und Murad hätten ihre eigene Sicherheit gefährdet, indem sie mutig Kriegsverbrechen bekämpft und Gerechtigkeit für die Opfer gesucht hätten.
Die Osloer Jury hatte sich unter 331 Anwärtern entscheiden müssen - 216 Personen und 115 Organisationen waren für den Preis vorgeschlagen. Nur wenige Nominierungen waren im Vorhinein bekannt.
Im vergangenen Jahr hatten die fünf Mitglieder des Nobelkomitees die internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) ausgezeichnet. Die Organisation erhielt den Nobelpreis für ihre »bahnbrechenden Bemühungen« um ein vertragliches Verbot von Atomwaffen. Damit forderte die Jury auch ausdrücklich alle Atommächte auf, ihre Verpflichtungen zum Verzicht auf diese Waffen einzuhalten.
Wie die Nobelpreise für Medizin, Physik, Chemie und Literatur wird der mit neun Millionen schwedischen Kronen (etwa 860 000 Euro) dotierte Friedensnobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, verliehen. Überreicht wird die Auszeichnung allerdings anders als die anderen Nobelpreise nicht in Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo.
Warum Nobel dies damals entschied, ist nicht bekannt. In seinem Testament legte der Dynamit-Erfinder fest, die Auszeichnung solle an denjenigen gehen, der »am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verkleinerung stehender Armeen« gewirkt hat.
Der Friedensnobelpreis gilt als wichtigste politische Auszeichnung der Welt. Ins Leben gerufen wurde er vom 1896 gestorbenen schwedischen Dynamit-Erfinder Alfred Nobel. In seinem Testament beauftragte er das norwegische Parlament, jährlich bis zu drei Persönlichkeiten oder Organisationen für ihre Verdienste um die Menschheit zu ehren. Ausgezeichnet werden soll, wer »am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen«. (dpa)