REUTLINGEN. Zehn Prozent sollen Europa im Jahr 2040 noch zur Klimaneutralität fehlen und schon in zehn Jahren werden die Co2-Emissionen um einen Wert zwischen 66,25 und 72,5 Prozent gesunken sein - so lautet die jüngste Einigung der EU-Umweltminister. Eine wenig ambitionierte Botschaft, welche der Staatenbund auf den letzten Drücker im Vorfeld der UN-Klimakonferenz nach Brasilien sendet. Zudem sind die Zahlen, ohne eine Bestätigung durch das Europäische Parlament, vorerst ohnehin nur Lippenbekenntnisse.
Sollten sie diese Verhandlungen tatsächlich überstehen, bleibt am Ende immer noch die Unklarheit, mit welchen Maßnahmen die Werte realisiert werden. Viel zu oft sind in der Vergangenheit dringend nötige Veränderungen am Widerstand der Wirtschaftslobby oder autoritär geführten Unionsmitgliedern gescheitert. Nein, eine vorbildliche Klimapolitik, welche die Welt weg von der 3-Grad-Erwärmung führt, sieht anders aus.
Tatsächlich geht eine solche Politik nur, wenn die Menschen in Europa mitgenommen werden und Mehrheiten in Parlament und Kommission schaffen, die vielleicht auch harte Entscheidungen treffen und diese gegen Druck verteidigen. Allerdings ist es momentan so, dass sich viele Europäer - die Wirtschaftskrise und die rückläufige Wohlstandsentwicklung im Hinterkopf - die Frage stellen: Warum sollten gerade wir viel Geld ausgeben und persönliche Belastungen auf uns nehmen, um das Klima zu schützen, wenn große Teile der Welt aus Profitgier und Ignoranz weitermachen wie bisher?
Die Antwort ist so simpel, wie eigennützig: Europa ist nachgewiesener Weise die Region auf der Welt, der die aus dem Klimawandel resultierenden Wetterveränderungen am meisten und am schnellsten zusetzen. Gleichwohl ist es von den Menschen viel verlangt, in Zeiten stark steigender Lebenshaltungskosten jetzt in eine Zukunft zu investieren, von der sie vielleicht nicht mehr profitieren.

