REUTLINGEN. Obstkörbe, Fitnessstudiomitgliedschaften oder eine angenehme Unternehmenskultur: Arbeitgeber bieten heute viel positive Anreize, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Bundesregierung setzt mit der Aktivrente auf die plumpeste, aber immer noch effektivste aller Möglichkeiten: die Kohle. Damit wird endlich der Grundsatz aufgehoben, dass Arbeit nach dem Eintritt in den Ruhestand durch hohe Steuern, salopp formuliert, sogar bestraft wird. Jetzt winken steuerfreie 2000 Euro, und die sind kein Pappenstil.
Kurz gesagt, werden neben so manchem Wirtschaftsunternehmen zwei Gruppen profitieren: Diejenigen, die Arbeiten müssen und dies jetzt schon tun, weil ihre Rente nur so zum Leben reicht und auf der anderen Seite diejenigen, für die das Geld aufgrund hoher Stundensätze ein schnell verdientes Zubrot für den Luxus im Alter ist. Insofern ist ein erster Schritt getan. Für ganz alte oder körperlich beeinträchtigte Menschen sowie die ausgeschlossenen Berufsgruppen müssen allerdings noch andere Lösungen gefunden werden.
Die Aktivrente ist sicher kein Allheilmittel für das Defizit in der Rentenkasse, die Demografie oder das Strukturproblem des Systems. Sie wird auch den Fachkräftemangel nicht lösen. Sie ermöglicht aber einem Teil der älteren Bevölkerung, sein Leben aus eigenen Kräften zu verbessern. Die Kritik, sie als reines Wahlgeschenk abzutun, greift zu kurz. Denn neben Krankenkassen- und Pflegebeiträgen, die weiterhin abgeführt werden, ist die Aktivrente keine pauschale Rentenerhöhung, die Ruheständler verrichten für sie wichtige Arbeit, die sonst ungetan bliebe.

