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Trotz Kritik: Kollegah und Farid Bang gewinnen Echo

Schon seit Wochen war es Thema: Darf ein Lied mit einer von vielen als antisemitisch verstandene Textzeile mit einem Preis gekrönt werden? Und wo endet künstlerische Freiheit? Bei der Echo-Verleihung lässt die Debatte nicht lange auf sich warten.

Echo 2018
Farid Bang und Kollegah mit seiner Campino-Karikatur. Foto: Jörg Carstensen
Farid Bang und Kollegah mit seiner Campino-Karikatur. Foto: Jörg Carstensen

BERLIN. Campino steht auf der Bühne und spricht das an, was im Vorfeld der Veranstaltung schon seit Wochen die Gemüter erhitzt hat. Wo hört die künstlerische Freiheit auf und wo ist die Grenze?

Er kenne sich als Sänger der Toten Hosen mit Provokation aus, sie könne konstruktiv sein, sagte er in seiner Dankesrede für den Echo in der Kategorie Rock National.

Für ihn sei die Grenze der Toleranz überschritten, »wenn es um frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme und antisemitische Beleidigungen geht«, sagt er. Großer Applaus und stehende Ovationen im Publikum. »Wann ist die moralische Schmerzgrenze erreicht?«, fragt Campino, der etwas nervös wirkt. Diese Debatte sei wichtig und nötig.

Umfrage (beendet)

Haben Kollegah und Farid Bang den Echo verdient?

Die Textzeile »Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen« aus ihrem Song »0815« hat im Vorfeld der Veranstaltung für viel Kritik gesorgt.

7%
80%
13%

Und dann das: Kollegah und Farid Bang gewinnen tatsächlich den Echo. »Das ist ja fast schon wie ein Trostpreis nach Campino«, sagte Farid Bang zu dem Preis für das Album »Jung, brutal, gutaussehend 3«.

Echo 2018
Helene Fischer legte mit Luis Fonsi einen feurigen Auftritt hin. Foto: Jörg Carstensen
Helene Fischer legte mit Luis Fonsi einen feurigen Auftritt hin. Foto: Jörg Carstensen

Campino habe sich als moralische Instanz aufgespielt, das gebühre einem so großen Musiker wie Campino nicht, sagte Kollegah. Unter lauten Buh-Rufen und Pfiffen aus dem Publikum zeigt er eine Karikatur des Toten-Hosen-Sängers mit Heiligenschein, die er zu einem wohltätigen Zweck versteigern wolle.

Echo 2018
Mark Forster hat endlich einen Echo gewonnen. Foto: Jens Kalaene
Mark Forster hat endlich einen Echo gewonnen. Foto: Jens Kalaene

Schon im Vorfeld hatte es heftige Kritik an der Textzeile »Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen« aus dem Song »0815« der beiden Musiker gegeben. »Dass ausgerechnet am 12. April, dem Holocaust-Gedenktag in Israel, die Echo-Verleihung von dieser Nominierung überschattet wird, ist makaber und beschämend«, hatte Peter Maffay »Bild.de« gesagt. Ähnlich hatten sich schon zuvor das Internationale Auschwitz Komitee und der Zentralrat der Juden geäußert.

Echo 2018
Jason Derulo stellte bei der Echo-Verleihung seinen WM-Song »Colors« vor. Foto: Jörg Carstensen
Jason Derulo stellte bei der Echo-Verleihung seinen WM-Song »Colors« vor. Foto: Jörg Carstensen

Aber Campino geht es nicht um einen Rap-Song, wie er selbst sagt. »Es geht doch vielmehr um einen Geist, der zur Zeit überall präsent ist«, betont der 55-Jährige. »Nicht nur in der Musik, sondern auch in den sozialen Medien, im täglichen Fernsehtrash und in der Politik.«

Echo 2018
Shootingstar Alice Merton (»No Roots«) wurde als »Künstlerin Pop National« geehrt. Foto: Jens Kalaene
Shootingstar Alice Merton (»No Roots«) wurde als »Künstlerin Pop National« geehrt. Foto: Jens Kalaene

Die Debatte trübt die Stimmung, die anderen Auftritte werden wohl weniger in Erinnerung bleiben - obwohl überraschend viele internationale Stars zur Echo-Gala nach Berlin gekommen sind. Zum Auftritt von Luis Fonsi gesellt sich überraschend Helene Fischer, die ihren 17. Preis gewinnt. Der bislang immer nur nominierte Mark Forster gewinnt seinen ersten Preis als Künstler Pop National.

Echo 2018
Bei der Kelly Family herrscht pure Harmonie: »Wir streiten nicht«, sagte Angelo Kelly auf dem goldenen Teppich. Foto: Britta Pedersen
Bei der Kelly Family herrscht pure Harmonie: »Wir streiten nicht«, sagte Angelo Kelly auf dem goldenen Teppich. Foto: Britta Pedersen

Aber nicht alles glänzt wie der goldene Teppich, über den die Stars vor der Show gegangen waren. Der große Gewinner des Abends ist Popstar Ed Sheeran, der drei Preise abräumt, sich allerdings nur per Videobotschaft aus Japan bedankt. Einige der Künstler, die als Moderatoren eingespannt werden, wirken etwas verloren auf der Bühne. Der Newcomer National, Wincent Weiss, plaudert in einer Laudatio hauptsächlich von den Alkoholeskapaden der letzten Nacht.

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Rita Ora auf dem Weg zur Echo-Verleihung. Foto: Arne Immanuel Bänsch
Rita Ora auf dem Weg zur Echo-Verleihung. Foto: Arne Immanuel Bänsch

Doch eines wird wohl auch in den kommenden Tagen und Wochen Thema bleiben: Die hitzige Debatte über künstlerische Freiheit und ihre Grenzen - und über den deutschen Rap, der kommerziell so erfolgreich ist, für manchen aber mitunter die Grenzen überschreitet.

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