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Tenor Peter Schreier mit 84 Jahren in Dresden gestorben

Er war einer der gefragtesten Tenöre für Oper und Konzert rund um den Globus. Mit 70 hat Peter Schreier seine Sängerkarriere beendet - sein musikalischer Rat als Dirigent und Lehrer blieb bis zuletzt gefragt.

Peter Schreier
Peter Schreier ist tot. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Peter Schreier ist tot. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Dresden (dpa) - Er war einer der führenden lyrischen Tenöre des 20. Jahrhunderts. Peter Schreier wurde weltweit gefeiert. Auch nach seinem Abschied von Opern- und Konzertbühne nach Jahrzehnten voller Stress und Druck mit 65 Jahren war sein musikalischer Rat als Dirigent und Lehrer weiter gefragt.

In den letzten Jahren aber war es still um ihn geworden, er musste immer wieder sein Zuhause am Dresdner Elbhang mit dem Krankenhaus tauschen. Am ersten Weihnachtsfeiertag ist Peter Schreier nach langer Krankheit mit 84 Jahren in Dresden gestorben.

»Ich lebe von der Erinnerung, aber nicht mit Wehmut, eher vielleicht mit etwas Stolz«, hatte Schreier kurz vor seinem 80. Geburtstag 2015 gesagt. Da ruhte die Tenorstimme schon seit einer Dekade. »Ich bin zufrieden mit meinem Leben und genieße den Ruhestand.« Vereinzelt gab der Künstler danach noch Meisterkurse, ließ das Dirigieren aber langsam auslaufen. »Es strengt mich zu sehr an«, erklärte der von Rückenproblemen Geplagte, der mit mehreren Bypässen lebte.

Im Juni 2000 trat er als Tamino in Mozarts »Zauberflöte« - seiner vielleicht wichtigsten Partie - in Berlin von der Opernbühne ab. Mit 70 dann gab er die Lieder und Oratorien auf. Trotzdem war die Musik weiter präsent, die sein Lebenselixier war. »Ein Tag ohne Musik ist ein verlorener Tag«, sagte er.

Der 1935 in Meißen geborene Schreier wuchs in einem Dorf in der Nähe auf: »Bei uns zu Hause wurde zweimal pro Woche musiziert«, sein Vater war Kantor und Lehrer. Mit acht Jahren kam Schreier auf dessen Betreiben zum Dresdner Kreuzchor. »Diese Zeit hat mich musikalisch und persönlich geprägt«, sagte er im Rückblick. Dort bekam er das Rüstzeug für den beruflichen Erfolg, lernte Ehrgeiz, Disziplin, Unterordnung und Kameradschaft. »Das ist sehr wichtig, weil man in der Musik ja auch auf Andere hören soll.«

Das, was er wollte, war in der DDR ohne Einschränkungen möglich. Für ihn kam es trotz Angeboten nie infrage, im Westen zu bleiben, er war in der Heimat verwurzelt. »Mir würde etwas fehlen, wenn ich nicht in Dresden leben könnte«, sagte er stets. Hier studierte er von 1956 bis 1959 Gesang und Dirigieren und stand im Abschlussjahr erstmals auf der Opernbühne - als Erster Gefangener in Beethovens »Fidelio«.

Den Durchbruch schaffte er 1962 als Belmonte in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail«. Danach gastierte er von New York bis Mailand auf den wichtigsten Opernbühnen der Welt, wurde international ausgezeichnet. Mehr als 60 Partien hat Schreier verkörpert, war bei den Salzburger Festspielen engagiert und der wichtigste DDR-Exportschlager auf sängerischem Gebiet - bei hochkarätiger Konkurrenz. Er genoss Privilegien, und das ohne SED-Parteibuch.

1972 war er an der Staatsoper Berlin von ehemaligen Kommilitonen gefragt worden, ob er nicht mal den Taktstock führen wolle. Für eine große Dirigentenkarriere nach der Sänger-Laufbahn hatte der Vater zweier Söhne allerdings keine Ambitionen, obwohl auch hier gefragt: Er stand bei den Wiener Philharmonikern am Pult und beim New York Philharmonic Orchestra.

Schreiers Anker aber lag immer in Dresden, und der Ruhestand brachte Zeit für die Leidenschaften jenseits der Musik: Lesen, Kochen, Garten und Natur. An seinem Landhaus mit Wald fällte er auch schon mal Bäume, fit hielt er sich im eigenen Pool auf seinem Grundstück am Loschwitzer Elbhang. Seit dem Abtritt von der Konzertbühne 2005 sang Schreier nicht mal mehr im Bad - »und es fehlt mir absolut nicht«, sagte er.