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»Superbusen« feiert Debüt am Theater Chemnitz

Mit der Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Frau hat Paula Irmschler 2020 ihr Romandebüt vorgelegt. Zwei Jahre später hat das Theater Chemnitz das Popdrama »Superbusen« auf die Bühne gebracht.

Superbusen" in Chemnitz
Magda Decker als Gisela sowie die Superbusen-Band auf der Bühne in Chemnitz. Foto: Nasser Hashemi
Magda Decker als Gisela sowie die Superbusen-Band auf der Bühne in Chemnitz.
Foto: Nasser Hashemi

Chemnitz im Spätsommer 2018: Nach dem gewaltsamen Tod eines Mannes halten massive Ausschreitungen von Rechtsextremen die Stadt in Atem.

Eine ganze Großstadt ist in jenen Tagen aufgewühlt und verunsichert - so wie auch Gisela, die Hauptfigur in Paula Irmschlers Roman »Superbusen«, die nach ihrer Rückkehr aus Berlin in das Demo-Geschehen schlittert. Am Samstag hat die Geschichte nun als Popdrama ihr Debüt auf der Theaterbühne gefeiert. Regisseurin Kathrin Brune inszeniert die späte Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Frau als szenisch-musikalischen Roadtrip, bei dem eine eigens zusammengestellte »Superbusen«-Band für Livemusik sorgt.

Irmschler, 1989 in Dresden geboren und Redakteurin des Satire-Magazins »Titanic«, hatte mit ihrem Romandebüt 2020 viel Beachtung gefunden. Vom »Popbuch der Stunde«, hatte der »Spiegel« gesprochen, von einem »Antifa-Roman aus Chemnitz«, der wahnsinnig gute Laune mache. Laut »Süddeutscher Zeitung« fühlt Irmschler der Gegenwart auf den Puls. Sie erzähle »vom Alltag mit Nazis im Osten, der Waffe der Ironie - und der Kraft der Musik«, schrieb die »taz«.

Gänsehaut-Momente und Humor

In Brunes Inszenierung wird Gisela dreifach besetzt: Von zwei Frauen (Magda Decker und Andrea Zwicky) und einem Mann (Clemens Kersten). Ein dramaturgischer Kniff, der aufgeht und auch für Heiterkeit sorgt. Die passende Musik liefert die Liveband von Jenny Kretzschmar, Kati Hollstein und Heidi Enderlein, die Lieder von Blur, Tocotronic und Nirvana ebenso spielen wie Echt und Britney Spears. Das Ergebnis ist ein kraftvoller Theaterabend, der Gänsehaut-Momente liefert, aber auch nicht mit Humor und Selbstironie spart.

Die Uraufführung war Teil eines Premierenreigens des Chemnitzer Theaters, mit dem Schauspiel und Puppenbühne ihre Interimsspielstätte eröffneten. Zwei Jahre lang werden sie sich dem Publikum nun in einer für diesen Zweck hergerichteten ehemaligen Fabrik für Spinnmaschinen präsentieren, weil das angestammte Schauspielhaus für rund fünf Millionen Euro ertüchtig wird. Generalintendant Christoph Dittrich nennt das neue Quartier einen »Glücksfall«. Er sei sich sicher, dass der »Spinnbau« auch danach eine Bereicherung für die Stadt bleiben werde. »Es würde mich wundern, wenn so ein Standort in der kommenden Kulturhauptstadt Chemnitz brach liegen würde«, betonte Dittrich.

© dpa-infocom, dpa:220320-99-601107/4