Mit dem angekündigten Weggang des verlegerischen Geschäftsführers Alexander Fest zu Jahresbeginn hat der Hamburger Rowohlt Verlag auch wichtige Autoren verloren.
So seien beispielsweise Jonathan Franzen (»Crossroads«), Martin Mosebach, Eugen Ruge (»In Zeiten des abnehmenden Lichts«) und Jeffrey Eugenides (»Middlesex«) mit dem Editor-at-large Fest zum dtv Verlag nach München gewechselt, wie Rowohlt-Verlegerin Nicola Bartels am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg sagte.
»Dass Autoren ihren Lektoren bei deren Verlagswechsel folgen, ist nicht ungewöhnlich. Jonathan Franzen und Jeffrey Eugenides beispielsweise hat Alexander Fest schon mit zu Rowohlt gebracht. Wir haben uns um diese Autoren bemüht, aber langjährige Verbindungen lassen sich nicht einmal eben ersetzen.« Dennoch sei es für den Verlag eine Ehre, Autoren wie Eugenides, Franzen, Mosebach und Ruge viele Jahre lang eine verlegerische Heimat gewesen zu sein. »Und wir hätten uns gewünscht, sie wären geblieben.«
Auch der dtv Verlag bestätigte den Wechsel der Autoren. »Als erstes wird Martin Mosebachs neuer Roman «Taube und Wildente» als deutschsprachiger Spitzentitel am 19. Oktober 2022 erscheinen. Wir freuen uns sehr«, hieß es dazu aus München. Zuvor hatte das »Hamburger Abendblatt« berichtet.
Für den Hamburger Rowohlt Verlag bleibe trotz dieser Abgänge eine lange Liste von bekannten und beliebten Autoren. »Rowohlt ist der Verlag von Autoren wie Siri Hustvedt und Hervé Le Tellier, von Martin Walser und Daniel Kehlmann, von Natascha Wodin, Edgar Selge, Paul Auster, Ildikó von Kürthy, David Safier, Katharina Adler und Heinz Strunk, um nur einige Namen zu nennen, die das vielfältige Programm von Rowohlt prägen«, so Bartels dazu. Im Herbst sollen den Angaben zufolge unter anderem der Doppelroman von Cormac McCarthy, der neue Roman von Péter Nádas und das neue Buch der Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek erscheinen.
Der 114 Jahre alte Verlag Rowohlt setze bei seiner Ausrichtung im Literaturmarkt sowohl auf die Pflege der eigenen Tradition als auch auf die programmatische Definition der Zukunft. »Die Tiefe der sogenannten Backlist mit - um einen kleinen Ausschnitt zu zeigen - Musil, Tucholsky, Hemingway, Faulkner aber auch Camus, de Beauvoir, Sartre, und deren Pflege trägt zum langfristigen Erfolg ebenso bei wie die neuen Akzente, die ich selber setzen kann.« Auch wirtschaftlich gehe es Rowohlt derzeit sehr gut, so Bartels. Der Verlag blicke »auf ein außerordentlich erfolgreiches Jahr 2021« zurück.
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