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Pure Schönheit: Die Fensterbilder von David Hockney

Mit seinen Swimmingpoolbildern wurde David Hockney berühmt. Seit Jahren malt er bereits den Blick aus seinem Fenster. Eine Leinwand oder einen Skizzenblock braucht der Lieblingsmaler der Briten dazu nicht.

David Hockney
Ein Blick in die Welt: »My Window« von David Hockney. Foto: Taschen/David Hockney/dpa
Ein Blick in die Welt: »My Window« von David Hockney. Foto: Taschen/David Hockney/dpa

Berlin (dpa) - Der Blick nach draußen, der Blick nach innen - das Fenster. Ein klassisches Motiv der Kunst, das auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheint, das aber bei Malern wie Henri Matisse Meisterwerke hervorbrachte.

Zu den großen »Fenstermalern« gehört unbedingt auch David Hockney, dessen Arbeiten jetzt in dem großformatigen Künstlerbuch »My Window« (Taschen) veröffentlicht wurden. 120 Zeichnungen aus den Jahren 2009 bis 2012, die Hockney selbst ausgewählt hat.

Man muss kein großer Blumenliebhaber sein - aber es hilft. »Mein Freund John stellte dort alle zwei oder drei Tage verschiedene Blumen hin«, schreibt David Hockney im Vorwort über das Kernmotiv seiner Fensterbilder, die nicht auf dem Skizzenblock oder der Leinwand entstanden sind.

Seit zehn Jahren kreiert Hockney digital. Zunächst entdeckte er das iPhone für sich, später dann das iPad, das eine noch größere Detailfreudigkeit erlaubt, während das iPhone für eine stärkere Unmittelbarkeit steht.

Und was sieht David Hockney so, wenn er durchs Fenster seines Hauses in Bridlington, East Yorkshire blickt? Blumen natürlich und geschlossene Fensterläden, durch die knallig die Sonne bricht. Das Dach eines Hauses gegenüber, das von einem Baukran überragt wird. Mal bescheint eine Tischlampe ein Buch, mal ersetzt eine Kaffeekanne die Blumen.Im Kreislauf des Tages, im Kreislauf des Jahres.

Und es ist eine mikrokosmische und farbenfrohe Abenteuerreise - David Hockney musste dafür nicht einmal aufstehen. Unwillkürlich fühlt man sich auch an Henri Matisse erinnert, der - wenn auch krankheitsbedingt - in seinem Atelier in Nizza im Bett arbeitete und mit seinen Scherenschnitten und Collagen eine neue künstlerische Freiheit entdeckte.

Kunst sollte wie ein bequemer Sessel sein, lautet ein Credo von Henri Matisse - und davon ist David Hockney gar nicht so weit entfernt. »Ich zeichne jeden Tag Blumen auf mein iPhone und schicke sie an meine Freunde, damit sie jeden Morgen frische Blumen bekommen. Und meine Blumen bleiben«, sagte er laut »Telegraph«.

Und mit der Wiederkehr des scheinbar ewig Gleichen schärft David Hockney die Sinne für die Wirklichkeit, die er gerne auch verfremdet. Die Erkenntnis ist pure Schönheit.

Neben der Collector’s Edition, die von David Hockney signiert wurde, gibt es zudem vier Art Editions von je 250 Exemplaren, die einen von Hockney signierten Print enthalten.

David Hockney. My Window, von David Hockney, Hans Werner Holzwarth Hardcover, 38,5 x 50 cm, 248 Seiten, Edition von 1.000 Exemplaren € 1.750, ISBN 978-3-8365-7702-1 (Englisch)

David Hockney. My Window