Berlin (dpa) - Die Fernsehserie »Bad Banks« ist zurück. Nach rund zwei Jahren erscheint die neue Staffel. Paula Beer (24) spielt erneut die ehrgeizige Jana Liekam.
Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt Beer, warum sie bei Banken lange an verstaubte Büros denken muss. Und ob sie der Serien-Hype auch eingeholt hat.
Frage: Gucken Sie eigentlich selbst gerne Serien?
Antwort: Ja, immer mal wieder. Der Fluch und Segen von Serien ist ja, dass man - wenn sie gut sind - alles gucken will. Und dann ist man 48 Stunden seines Lebens los. Ich kann dann auch nicht aufhören, dann guckt man doch bis 02.00 Uhr, 03.00 Uhr nachts. Und deswegen entscheide ich manchmal: »Jetzt passt das einfach gerade nicht.«
Frage: Also setzen Sie auf Selbstdisziplin.
Antwort: Ja. Wenn ich kurz vor einem Dreh bin, dann fange ich nichts Neues an. Weil ich weiß: Wenn das zu gut wird, komme ich in Schwierigkeiten.
Frage: Haben Sie einen Serientipp?
Antwort: Das letzte, was ich jetzt geguckt habe, war »Mad Men«. Ich habe das sehr spät geguckt und mochte das sehr gerne. Es ist extrem erschreckend, wie die Männer-Frauen-Welt früher war. Ich finde alle Figuren einfach gut geschrieben. Ich finde auch alle Schauspieler toll. Das macht riesig Spaß.
Frage: Auch mit »Bad Banks« taucht man als Zuschauer in eine ganz andere Welt ein. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Antwort: Mit Investmentbanking hatte ich vor der ersten Staffel überhaupt nichts am Hut. Da war die Recherche enorm wichtig. Da einzutauchen und zu wissen: In welche Richtung geht das alles? Damals in der ersten Staffel war Regisseur Christian Schwochow tonangebend, weil er einen mit seiner Recherche ansteckt.
Frage: Was für ein Bild hatten Sie von Bankern?
Antwort: Für mich war da eher ein Fragezeichen, weil mein Kontakt zur Bankenwelt eher über die Bankfiliale lief. Und das ist nicht wirklich vergleichbar mit dem, was auf einem Trading Floor passiert. Deswegen hatte ich Banken eher als verstaubte Büros im Kopf. Wir konnten uns dann eine Bank angucken und für die zweite Staffel ein Fintech. Und auch mal mit den Leuten reden. Das ist auch das Aufregende am Schauspielerberuf. Dass man an Orte kommt, in die man sonst nicht einfach rein marschieren kann.
Frage: Und wie hat das Ihr Bild verändert?
Antwort: Klar, manche Klischees bestätigen sich, deswegen gibt's ja die Klischees. Aber auch zu sehen, dass das eben ganz normale Menschen sind und nicht »die Banker« per se, das fand ich wahnsinnig faszinierend. Aber es hat nicht komplett mein Bild von dem auf den Kopf gestellt, was ich vorher über Banken gedacht habe.
Frage: Und auch nicht dazu geführt, doch noch BWL zu studieren?
Antwort: Nö. (lacht) Ich fand viel interessant und faszinierend. Auch dass Leute Spaß daran haben, sich mit sowas zu beschäftigen.
Frage: Wenn man den ganzen Tag in einer anderen Welt, in einer Geschichte steckt: Haben sie bestimmte Rituale, um nach dem Drehen wieder runterzukommen?
Antwort: Rituale nicht. Bei »Bad Banks« habe ich abends jeglichen Input fürs Gehirn vermieden. Also zum Beispiel auch keine Musik gehört. Manchmal ist es aber auch gut, einfach Fernsehen zu gucken, damit man nicht mehr über den Tag nachdenkt. Ich gucke dann auch gerne Dokus. Das hängt von der Tagesform ab.
Frage: In der neuen Staffel spielen Sie wieder eine toughe Karrierefrau. Über Frauenfiguren in Film und Fernsehen wird viel diskutiert. Wie erleben Sie das?
Antwort: Die Figuren, die ich bisher gespielt habe, finde ich alle wirklich toll. Deswegen habe ich mich auch für die Rollen entschieden. Und trotzdem finde ich: Wenn man im Vergleich sieht, was männliche Kollegen alles spielen können, was für eine Bandbreite an Profilen es für Männer gibt, was für Berufe sie spielen, welche Konflikte verhandelt werden, dann geht es für Frauen doch eher schon oft in die Richtung »die Freundin von/die Frau«. Ich finde es einfach ein bisschen langweilig. Ich glaube, es bewegt sich schon etwas. Es fängt an, sich zu verändern. Aber es dauert vielleicht länger als man sich das wünschen würde.
Frage: Gleich am Anfang der neuen Staffel wird ordentlich über Berlin geflucht. Können Sie das nachvollziehen oder nicht?
Antwort: Ach, ich glaube, man kann über jede Stadt fluchen. Ich finde Berlin ganz toll. Manchmal geht es mir auch extrem auf den Keks. Aber verglichen mit vielen anderen Städten, finde ich, gibt es hier einfach eine Bandbreite gepaart mit einer Entspanntheit, die ich sehr, sehr angenehm finde.
ZUR PERSON: Paula Beer (24) gehört zu den wichtigen neuen Gesichtern des deutschen Films. Geboren wurde sie in Mainz, seit Langem lebt sie in Berlin. Mitgespielt hat sie zum Beispiel im Drama »Frantz« von François Ozon und in Christian Petzolds »Transit«. Mit Petzold hat sie zuletzt auch den Film »Undine« gedreht. Sie hat unter anderem einen Bambi und den Deutschen Schauspielpreis gewonnen.