Logo
Aktuell Kultur

Diether Krebs starb vor 20 Jahren

Zum TV-Allgemeinwissen gehört die 80er-Jahre-Comedy-Reihe »Sketchup« ebenso wie die Serie »Ein Herz und eine Seele« aus den 1970ern: Der Schauspieler Diether Krebs sorgt darin auch heute noch für große Heiterkeit. Er starb schon vor 20 Jahren.

Diether Krebs
Der Schauspieler Diether Krebs in seiner Rolle als pseudo-alternativer Pulloverträger. Foto: Hubert Link/dpa-Zentralbild/dpa
Der Schauspieler Diether Krebs in seiner Rolle als pseudo-alternativer Pulloverträger. Foto: Hubert Link/dpa-Zentralbild/dpa

Essen (dpa) - Er war der Schwiegersohn vom »Ekel« Alfred Tetzlaff in der WDR-Produktion »Ein Herz und eine Seele« und schräger Hauptdarsteller in der ARD-Reihe »Sketchup«: Diether Krebs hat Millionen TV-Zuschauer zum Lachen gebracht.

Vor 20 Jahren, am 4. Januar 2000, starb der gebürtige Essener im Alter von 52 Jahren in seiner Wahlheimat Hamburg an Lungenkrebs. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen: Seine Eltern besaßen in Essen ein Schreibwarengeschäft. Als Gymnasiast entdeckte er seine Leidenschaft fürs Schauspiel, wirkte in Laienspielgruppen mit und besuchte nach der Schulausbildung die Essener Folkwangschule. Seit 2011 erinnert ein Platz im Essener Südostviertel an seine Herkunft.

Sein erstes Engagement hatte Krebs am Stadttheater Oberhausen mit Rollen von der Klassik bis zur Komödie. Den Durchbruch schaffte er in der Kultserie »Ein Herz und eine Seele«. Krebs verließ die Serie, weil er meinte, der Westdeutsche Rundfunk (WDR) würde auf Wunsch der SPD die Serie entschärfen.

Krebs wechselte das Genre und wurde in der ZDF-Serie »SOKO 5113« acht Jahre lang Kriminalkommissar, später spielte auch in der ARD-Reihe »Tatort«, allerdings nur einmal als Ermittler. Komödiantische Lorbeeren verdiente sich der Schauspieler in der ARD-Reihe »Sketchup« in den 1980er Jahren neben seinen Partnerinnen Beatrice Richter und später Iris Berben. Auch hier schied er aus, da ihm nach seiner Auffassung der politische Spielraum zunehmend eingeschränkt wurde. Mit Rudi Carrell, Beatrice Richter und Klaus Havenstein gestaltete er mehrere Folgen von »Rudis Tagesshow« (ARD). Zwischendurch gelang Diether Krebs als pseudo-alternativer Pulloverträger (»Ich bin der Martin, ne«) der Sprung in die Musik-Charts.

Sein letzter Fernsehauftritt mit der SAT.1-Reihe »Der Dicke und der Belgier« (1998) blieb von weiten Teilen des Publikums unbemerkt. Kurz vor dem Start der Serie musste sich der passionierte Motorradfahrer bereits einer schweren Herzoperation unterziehen.

Der letzte Film mit Dieter Krebs war die Komödie »Bang Boom Bang« (1999) von Peter Thorwarth (48). Thorwarth, damals noch Student an der Filmhochschule München, hatte Krebs bereits für seinen Kurzfilm »Was nicht paßt, wird passend gemacht« (1997) gewinnen können: »Ich hatte einen handschriftlichen Brief an seine Agentur geschickt, ganz naiv«, erzählt Thorwarth der Deutschen Presse-Agentur. Er erinnere sich noch genau: »Ich saß mit Kumpels bei McDonalds. Da klingelte plötzlich mein erstes E-Plus-Handy.« Diether Krebs sei dran gewesen. Die Story würde ihm super gefallen, er würde aber gerne 1000 Mark für den Dreh haben. »Irgendwie kriege ich die schon zusammen, dachte ich. Es hat dann ja auch geklappt.« Am Ende des Drehtages habe Krebs noch das ganze Team eingeladen und das Hotel selbst bezahlt - und so die 1000 Mark wieder zurückgegeben.

Bei »Bang Boom Bang« habe er Krebs das Drehbuch geschickt. »Geiles Buch, aber leider muss ich absagen«, habe Krebs ihm zunächst gesagt. Er müsse in eine Herzklinik, um sich behandeln zu lassen. »Ich sagte zu ihm: Ich habe Ihnen extra eine Rolle geschrieben, also werden wir den Dreh verschieben«. So kam es dann auch. Krebs spielt in der Kultkomödie, die in einem Bochumer Kino immer noch jede Woche gezeigt wird, einen zwielichtigen Spediteur. Dass Krebs krank war, sei schon deutlich zu merken gewesen. War eine Szene abgedreht, »fiel er wie ein Blasebalg zusammen«, erinnert sich Thorwarth. Bis zur nächsten Szene sei er dann in sein Wohnmobil gegangen. »Er hat sich seine Energie schon genau eingeteilt.« Ihm sei nicht klar gewesen, »dass er Lungenkrebs hatte«.

Im Januar 2000 habe er dann aus dem Radio vom Tod des Schauspielers gehört. »Das kann nicht wahr sein, habe ich gedacht. Es traf mich wie ein Hammer.« Erst da sei ihm aufgegangen, dass »Bang Boom Bang« Krebs' letzter Film war. Er sei dann auch zur Beerdigung nach Essen gefahren. »Der ganze Friedhof war überrannt mit Leuten, alle aus dem Volk.«

Seit 1979 war der Schauspieler mit Bettina Freifrau von Leoprechting (1947-2006) verheiratet, mit der er zwei Söhne hatte. »Wenn man den Namen erwähnt, huscht ein Lächeln über das Gesicht der Menschen. Das finde ich sehr schön, das macht mich stolz«, sagte Moritz Krebs später über seinen Vater.

Vorstellungen »Bang Boom Bang« im UCI Kino Bochum Ruhr Park