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Denzel Washington wird 65 - Kein Ruhestand in Sicht

Von Rente keine Spur: Mit 65 Jahren hat Denzel Washington zwei neue Filme in der Pipeline. Mit zwei Oscar-Trophäen ist er Hollywoods höchst dekoriertester schwarzer Schauspieler. Doch er bleibt auch seiner ersten Liebe, dem Theater, treu.

Denzel Washington
Denzel Washington feiert seinen 65. Geburtstag. Foto: Ettore Ferrari/epa/dpa
Denzel Washington feiert seinen 65. Geburtstag. Foto: Ettore Ferrari/epa/dpa

Los Angeles (dpa) - Mit einem guten Glas Wein wird Oscar-Preisträger Denzel Washington wohl nicht auf sein neues Lebensjahr anstossen.

»Als ich 60 wurde, habe ich mein letztes Glas Wein getrunken, seitdem nichts mehr«, verriet der Schauspieler im vorigen Juni dem US-Branchenblatt »Hollywood Reporter«. Er habe sich gesagt, dass er einfach keine Tage mehr mit einem Kater verschwenden wolle. An diesem Samstag (28.12) wird der Hollywood-Star 65 Jahre alt.

Das runde Jubiläum vor fünf Jahren war wohl ein Weckruf. Weniger Fett essen, ein simpleres Leben führen, auf Geist, Körper und Seele achten, das ist seine Devise, sagt Washington. Und das zahlt sich offenbar aus. Das Alter ist ihm nicht anzusehen. Er steht pausenlos vor der Kamera, auch in Rollen, die ihm körperlich viel abverlangen.

Gerade hat er den Cop-Thriller »The Little Things« mit dem viel jüngeren Kollegen Rami Malek abgedreht. Sie spielen Detektive, die einem Serienmörder auf den Fersen sind. 2020 steht eine Neuverfilmung des Shakespeare-Klassikers »Macbeth« an, mit Washington in der Hauptrolle des machtgierigen, skrupellosen Fürsten, unter der Regie von Joel Coen.

Das zeigt schon die ganze Bandbreite Washingtons, dessen heimliche Liebe immer noch dem Theater gilt. »Dort habe ich begonnen«, sagt Washington über seine Anfänge als Schauspielschüler in den 1970er Jahren. Damals habe er Filme mit Robert De Niro, Al Pacino und Dustin Hoffman gesehen, aber außer Sidney Poitier und einigen Komikern wie Richard Pryor habe es keine schwarzen Filmstars gegeben. Er habe daher nur an eine Karriere im Theater geglaubt.

Den wichtigsten US-Bühnenpreis, einen Tony, steckte Washington 2010 für seine Hauptrolle in dem Familiendrama »Fences« ein. Er trat in dem Klassiker »A Raisin in the Sun« auf, im vorigen Jahr stand er in Eugene O'Neills Stück »The Iceman Cometh« auf der New Yorker Broadway-Bühne.

Sein Herz mag dem Theater gehören, doch seinen Ruhm hat er Hollywood zu verdanken. Als Movie-Star wird er weltweit verehrt, Dutzende Auszeichnungen sind der Beweis. Seine erste Oscar-Nominierung als Nebendarsteller holte er 1988 in der Rolle des südafrikanischen Freiheitskämpfers Steve Biko in dem Drama »Schrei nach Freiheit«. Zwei Jahre später hielt er den Nebenrollen-Oscar in der Hand - für seine Soldatenrolle in dem Bürgerkriegsdrama »Glory«.

Weitere Nominierungen als bester Hauptdarsteller gab es für die unterschiedlichsten Rollen - als Bürgerrechtler »Malcolm X«, als unschuldig inhaftierter Boxer Rubin Carter in »Hurricane«, als versoffener Crash-Pilot in »Flight«, als verbitterter Familienvater in »Fences« und zuletzt 2018 als idealistischer Strafverteidiger in »Roman J. Israel Esq.«. Eine weitere Nominierung als Produzent in der Sparte »Bester Film« brachte ihm das Drama »Fences« ein, bei dem er auch Regie führte.

Ausgerechnet mit einem Action-Thriller und seiner ersten Schurkenrolle holte der gefeierte Charakterdarsteller den Hauptrollen-Oscar. Regisseur Antoine Fuqua castete ihn für »Training Day« als korrupten Cop im Drogendezernat von Los Angeles. Als Washington 2002 die Trophäe entgegennahm war er erst der zweite Afroamerikaner, dem diese Ehre zuteil wurde. 1964 hatte Sidney Poitier den Oscar für seine Hauptrolle in der Komödie »Lilien auf dem Felde« gewonnen.

Dass Actionszenen beschwerlicher werden, räumte Washington schon 2014 im dpa-Interview ein. Da stellte er gerade den Thriller »The Equalizer« vor, in dem ein scheinbar biederer Baumarkt-Angestellter zum Killer wird. Es habe aber Spaß gemacht, neue Kampftechniken zu erlernen, versicherte der Hobby-Boxer. Im vorigen Jahr teilte er unter der Regie von Antoine Fuqua in »Equalizer 2« als Rächer erneut aus. Gleich zum Auftakt macht er mit einer Teekanne, bloßen Fäusten und einem Messer im Handumdrehen vier bullige Angreifer in einem Zugabteil kalt.

Vergleichsweise undramatisch wirkt sein Privatleben, das er mit Erfolg unter Verschluss hält. Mit seiner Frau Pauletta ist Washington seit über 35 Jahren verheiratet. Das Paar hat vier Kinder, die alle ihrem Vater als Schauspieler oder Produzenten ins Filmgeschäft folgten. Am bekanntesten ist der älteste Sohn John David Washington (35). In Spike Lee's Rassismus-Satire »BlacKkKlansman« (2018) spielte er die Hauptrolle eines schwarzen Polizisten, der eine Gruppe des Ku-Klux-Klans infiltriert.

2018 war der Promi-Sohn an der Seite von Robert Redford in der Krimi-Komödie »Ein Gauner & Gentleman« zu sehen. Mit 81 Jahren hatte Redford damals erklärt, dass dies vermutlich sein letzter Filmauftritt war. Den angekündigten Rückzug von der Schauspielerei konnte Washington nachempfinden. »Ich gehe in seinem Alter auch in Rente«, stellte er im dpa-Interview im vorigen Jahr in Aussicht. »Vielleicht macht mein Sohn auch bei meinem letzten Film mit«, erklärte Washington. Nach dieser Rechnung bleibt den beiden für ein gemeinsames Projekt noch reichlich Zeit.

Hollywood Reporter