Am Vormittag wurde der rote Teppich ausgerollt, am späten Nachmittag ließ sich die Prominenz von den Schaulustigen feiern - und später gab es nur verhaltenen Applaus im Opernhaus: In Bayreuth haben die Festspiele begonnen.
Auch wenn Festspiel-Chefin Katharina Wagner beim Staatsempfang nach der Eröffnungspremiere von Richard Wagners großer Liebesoper »Tristan und Isolde« von einem wunderbaren Abend sprach, erntete Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson durchwachsene Reaktionen und kassierte einige Buhs. Seine über weite Strecken sehr statische, dunkle Inszenierung rief beim Publikum nicht unbedingt Begeisterungsstürme hervor.
Viel Applaus für Dirigent und Sängerriege
Viel Applaus gab es dagegen für den musikalischen Teil, für Dirigent Semyon Bychkov, für einen wie immer sehr lauten Andreas Schager als Tristan, eine deutlich zartere Camilla Nylund als Isolde, Christa Mayer als Brangäne und Olafur Sigurdarson als Kurwenal. Günther Groissböck als König Marke kam beim Publikum weniger gut weg.
Bevor die düstere Neuproduktion im weltberühmten Festspielhaus Premiere feierte, ging es bei der Ankunft der Ehrengäste bei 24 Grad und Sonnenschein locker-fröhlich zu: Schlagerstar Roberto Blanco (87) bekam Applaus, ebenso TV-Koch Alexander Herrmann, dessen Stammhaus in Wirsberg nur wenige Kilometer von Bayreuth entfernt liegt.
Foto-Stress für Söder
Und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Foto-Stress: Er posierte natürlich zunächst mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder, dann mit seinem Ministerpräsidenten-Kollegen Reiner Haseloff (CDU) aus Sachsen-Anhalt, anschließend mit Blanco und Sänger Patrick Lindner - und schließlich noch mit seiner Tochter Gloria-Sophie Burkandt.
Bei der traditionellen Auffahrt der Prominenz waren diesmal dabei: Schauspielerin Margarita Broich (»Tatort«) sowie die Schauspieler Francis Fulton-Smith (»Familie Dr. Kleist«) und Johann von Bülow (»Herr und Frau Bulle«).
Die »Ampel« machte sich rar
Während fast die gesamte bayerische Ministerriege nach Bayreuth gekommen war, machte sich die Berliner Ampel-Koalition in diesem Jahr rar - lediglich Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kam zum Auftakt. In diesem Jahr fehlte auch die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sonst seit Jahrzehnten treuer Stammgast der Wagner-Festspiele.
Roth hatte die Wagnerianer jüngst mit dem Vorschlag verstört, in Bayreuth nicht nur Wagner zu spielen - und sie ruderte auch schon wieder zurück. »Natürlich steht Bayreuth für Wagner und Wagner für Bayreuth«, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. »In Bayreuth Wagner zur Aufführung zu bringen, ist natürlich der grundlegende Markenkern dieses einzigartigen Festivals, und daran will ich selbstverständlich nichts ändern.« Auch Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) wollte die Wogen glätten: »Ein bisschen Getöse in Bayreuth gehört einfach dazu, und dieses Mal war es die Politik, die es verursacht hat.«
Roth: Wagner entscheidet über künstlerisches Repertoire
Die Festspiele sind seit 1876 den zehn letzten Opern Richard Wagners (1813–1883) vorbehalten. Rothe sagte nun: »Die künstlerische Leitung für Bayreuth liegt bei Katharina Wagner, auch für die nächsten Jahre. Über das künstlerische Repertoire auf dem Hügel entscheidet sie – und ganz bestimmt nicht die Kulturpolitik.« Sie treibe allerdings die Frage um, wie in Bayreuth und bei vielen anderen Kulturinstitutionen das Publikum von morgen gewonnen werden könne.
Für die bauliche Situation am Grünen Hügel wurden gleichwohl am Eröffnungstag die Weichen gestellt: Bund und Land werden jeweils fast 85 Millionen geben, um das Festspielhaus weiter zu sanieren.
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