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Barrie Kosky mit jüdischer Revue in Berlin gefeiert

Zum Abschied von seinem Intendantenposten lässt Barrie Kosky es mit »Barrie Kosky's All-Singing, All-Dancing Yiddish Revue« noch einmal so richtig krachen. Ganz verloren geht er der Komischen Oper nicht.

Barrie Kosky's All-Singing, All-Dancing Yiddish Revue
Das große Finale mit dem gesamten Ensemble der Revue in der Komischen Oper. Foto: Monika Rittershaus
Das große Finale mit dem gesamten Ensemble der Revue in der Komischen Oper.
Foto: Monika Rittershaus

Mit einer funkelnden jüdischen Revue hat der Intendant der Komischen Oper in Berlin, Barrie Kosky, nach zehn turbulenten Jahren seine Amtszeit an der Spitze des Hauses beendet.

Die auf Jiddisch präsentierte »Barrie Kosky's All-Singing, All-Dancing Yiddish Revue« wurde in Berlin gefeiert, Kosky, Solisten, Ensemble und Orchester erhielten frenetischen Applaus.

Die Revue geht zurück auf Kreativität und Lebenslust im »Borscht Belt«, jüdischen Feriensiedlungen nördlich von New York. In den 1950er und 1960er Jahren galt die Region als »Las Vegas der Ostküste«.

Glitter, Licht und ein bisschen Kitsch

Kosky hat zusammen mit dem musikalischen Leiter Adam Benzwi und Choreograf Otto Bichler eine kurzweilige Folge von 22 Nummern zusammengestellt. Die Stücke stammen etwa von Abraham Einstein, Solomon Shmulowitz oder Sholom Secunda. Kosky verpackt das mit viel Glitter und Licht, lässt Gefühle ebenso ansatz- wie hemmungslos in Kitsch übergehen. Entertainment ist für Kosky ein Wert ohne schnöden Nebengeschmack.

Jiddisch, die alte Sprache mittel- und osteuropäischer Juden, spielt auch als Folge des Holocaust im Alltag in Deutschland heute kaum noch eine Rolle. Kosky holt sie mit seiner Revue auf die Bühne. Wer sich nicht rasch einhört, blickt auf die Untertitelung.

Kosky bleibt Hausregisseur

Koskys Zeit als Intendant ist mit Auszeichnungen gepflastert: Opernhaus des Jahres (2013), Regisseur des Jahres (2016), International Opera Award als Regisseur des Jahres (2014) und Ensemble des Jahres (2015). Seine Arbeiten überzeugten etwa durch Originalität wie die von digitalen Animationen begleitete »Zauberflöte«. Die zusammen mit der Gruppe »1927« realisierte Arbeit hat weltweit inzwischen mehr als 350.000 Zuschauerinnen und Zuschauer angelockt. Häufig lieferte er pralles Bühnenleben wie etwa in »Les Contes d'Hoffmann« oder erweckte selten gespielte Werke wie »Die Perlen der Cleopatra« zu prallem Leben.

Ganz verloren geht Kosky der Komischen Oper nicht. Als Hausregisseur wird er in den kommenden fünf Spielzeiten jeweils zwei Inszenierungen pro Jahr realisieren. Seinen Intendantenposten übernehmen die bisherige geschäftsführende Direktorin Susanne Moser und Operndirektor Philip Bröking.

© dpa-infocom, dpa:220611-99-623990/3