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Aktivistinnen schütten Tomatensuppe auf van-Gogh-Bild

Wie weit darf der Protest gegen eine als existenziell wahrgenommene Bedrohung gehen? Klimaschützer in Großbritannien testen diese Grenze aus und machen weltberühmte Kunstwerke zum Ziel ihres Protests.

National Gallery
In der Londoner National Gallery ist ein Van-Gogh-Gemälde zur Zielscheibe einer Klimaprotestaktion geworden. Foto: Andy Rain
In der Londoner National Gallery ist ein Van-Gogh-Gemälde zur Zielscheibe einer Klimaprotestaktion geworden.
Foto: Andy Rain

Umweltschützerinnen haben das berühmte Gemälde »Sonnenblumen« des niederländischen Künstlers Vincent van Gogh in London am Freitag mit Tomatensuppe beworfen.

Wie die National Gallery mitteilte, blieb das Werk aus dem Jahr 1888 unbeschadet, lediglich der Rahmen sei leicht beschädigt worden. Britischen Medien zufolge war das Gemälde, das einen Schätzwert von umgerechnet rund 84 Millionen Euro hat, durch eine Glasscheibe geschützt. Laut der Zeitung »Guardian« war das den Frauen bewusst. Die zwei Aktivistinnen der Gruppe »Just Stop Oil« wurden wegen schweren Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung festgenommen, wie Scotland Yard mitteilte.

Ein Schrei des Entsetzens hallt durch den Raum

Auf einem Video des Vorfalls auf der »Guardian«-Webseite ist zu sehen, wie die jungen Frauen den Inhalt von zwei Dosen komplett auf das Gemälde in dem Londoner Kunstmuseum leeren. Im Hintergrund ist ein Schrei des Entsetzens zu hören. Kurz darauf kleben sich die Frauen mit Sekundenkleber an der Wand neben dem beschmutzen Kunstwerk fest und rufen Parolen in die bereits wartenden Kameras. »Was ist mehr wert, Kunst oder Leben?«, so eine der Aktivistinnen.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) kritisierte die Aktion scharf. »Es ist gut, öffentlich für seine Überzeugungen einzustehen. Aber das gibt niemanden das Recht zur Sachbeschädigung« schrieb er auf Twitter und fügte hinzu, er halte es für »richtig dumm für eine angeblich gute Sache zu werben, indem man Kulturschätze buchstäblich durch den Schmutz zieht«.

»Just Stop Oil« demonstriert bereits seit zwei Wochen in London mit Sitzblockaden gegen die Vergabe neuer Lizenzen zur Öl- und Gasförderung in Großbritannien. Ebenfalls am Freitag wurden 24 Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe vor dem Hauptquartier der Londoner Polizei festgenommen, nachdem sie das Scotland-Yard-Zeichen mit Farbe beworfen und den Verkehr blockiert hatten.

Es ist bereits der zweite Angriff der Gruppe auf ein van-Gogh-Gemälde in London. Bereits im Juni hatten sich zwei Mitglieder der Gruppe an den Rahmen des Gemäldes »Pfirsichbäume in Blüte« in der Londoner Courtauld Gallery geklebt. Ein Sprecher der Gruppe rechtfertigte die Aktion gegenüber dem »Guardian« am Freitag. »Wir wollen uns keine Freunde machen, wir versuchen einen Wandel herbeizuführen und unglücklicherweise ist das der Weg, auf dem Wandel geschieht.«

© dpa-infocom, dpa:221014-99-131574/3