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Von Wahn nach Wuhan: Luftwaffe unterwegs nach China

Nach langem Warten startet die Luftwaffe mit einem Truppentransporter nach China. Es ist eine ungewöhnliche Mission: Die Soldaten sollen deutsche Staatsbürger aus dem Corona-Epidemiegebiet nach Hause holen. Wer zurück will, muss einiges auf sich nehmen.

Quarantänehalle
Diese Turnhalle auf dem Gelände des Frankfurter Flughafens in Frankfurt steht als erste Quarantäne für die aus Wuhan ausgeflogenen Menschen bereit. Foto: Boris Roessler/dpa
Diese Turnhalle auf dem Gelände des Frankfurter Flughafens in Frankfurt steht als erste Quarantäne für die aus Wuhan ausgeflogenen Menschen bereit. Foto: Boris Roessler/dpa

Berlin/Köln (dpa) - Fünf Tage lang haben der Krisenstab im Auswärtigen Amt und die Bundeswehr diesen Moment vorbereitet.

Am Freitag, kurz vor 11, kann Außenminister Heiko Maas dann endlich verkünden: »Es liegen jetzt alle Genehmigungen der chinesischen Behörden vor, die wir brauchen, um unsere Landsleute zu evakuieren.« Eine Stunde später hebt der graue Airbus A 310 »Kurt Schumacher« der Luftwaffe von Köln-Wahn ab. Mit dem Flug sollen rund 90 Deutsche aus der besonders schwer vom Coronavirus betroffenen Provinz Hubei in China nach Hause geholt werden. Auch etwa 40 Familienangehörige ohne deutschen Pass dürfen mit.

An Bord sind auf dem Hinflug nach Angaben der Luftwaffe 29 Männer und Frauen als Besatzung: Neben den Piloten ein Fliegerarzt, Sanitäter, Ladungsmeister, Techniker, Mitglieder des Krisenunterstützungsteams sowie Feldjäger, also Militärpolizisten.

Extreme Sicherheitsbedingungen gelten aber nicht. Das Flugzeug ist - abgesehen von der militärischen Außenfarbe - eine Passagiermaschine. »Wie eine normale Linienmaschine der Economy-Klasse konfiguriert, hat die Maschine Platz für bis zu 214 Passagiere«, schreibt die Bundeswehr über den regulären Betrieb des Flugzeugs. Immerhin: Der Luftkreislauf der Piloten lässt sich von dem der Passagiere trennen.

Das medizinische Gegenstück zu dem Airbus wäre der »Airbus A310 MedEvac« - eine Art fliegendes Krankenhaus zur medizinischen Evakuierung von Patienten über große Distanzen. Dieses Flugzeug könnte sechs Intensivpatienten und weitere 38 Patienten liegend transportieren. So ernst ist die Lage aber dann doch nicht. Die für den Flug angemeldeten Deutschen und ihre Angehörigen zeigen bisher keine Krankheitssymptome. In Wuhan werden sie vor dem Abflug von den chinesischen Behörden noch einmal untersucht. Sollten diese dann doch noch einen Verdacht feststellen, kann die Ausreise verweigert werden.

Mit diesem Verfahren haben sich die Deutschen einverstanden erklärt. Und auch damit, dass sie nach ihrer Ankunft in Frankfurt am Main für 14 Tage auf dem Luftwaffenstützpunkt Germersheim in Rheinland-Pfalz in Quarantäne kommen. Damit wird die Inkubationszeit - also die Zeit von der Ansteckung bis zu ersten Symptomen - überbrückt. Die Besatzung wird nach der Rückkehr in Deutschland getrennt von den Passagieren medizinisch betreut werden.

Die überwiegenden Kosten des Flugs wird die Bundesregierung tragen. Die Passagiere müssen sich allerdings beteiligen, wahrscheinlich müssen sie den Preis eines normalen Economy-Flugtickets bezahlen.

Die Luftwaffe hatte sich seit Tagen bereitgehalten und war nach Angaben aus der Luftwaffe praktisch durchgehend startbereit. Was fehlte, war das offizielle »Go«, weil Details der Rückholung nicht geregelt waren. Die Ankunft in Deutschland ist nun für diesen Samstag vorgesehen.

Die Deutschen, die ausgeflogen werden sollen, haben sich bereits Freitag am Flughafen der schwer von der Lungenkrankheit betroffenen chinesischen Metropole versammelt. Ihnen sei gesagt worden, bereits um 20.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MEZ) am Flughafen zu sein, berichtete eine Frau, die namentlich nicht genannt werden wollte, telefonisch der Deutschen Presse-Agentur.

Nach der Landung in Frankfurt/Main sollen die Passagiere noch ganz durchgecheckt werden. Dass sie dann für 14 Tage isoliert werden sollen, haben sie als notwendiges Übel akzeptiert. »Ich verstehe, warum die Maßnahme getroffen wurde«, sagte die Frau. »Aber freuen tut man sich jetzt nicht darauf.«

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