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VfB Stuttgart scheitert im Schlussspurt

Torwart Zieler hält überragend. Gegen Raffael, Neuhaus und Pavard ist er machtlos

Ron-Robert Zieler (links) war glänzend aufgelegt. Hier pariert der VfB-Schlussmann gegen Gladbachs Denis Zakaria.  FOTO: EIBNER
Ron-Robert Zieler (links) war glänzend aufgelegt. Hier pariert der VfB-Schlussmann gegen Gladbachs Denis Zakaria. FOTO: EIBNER
Ron-Robert Zieler (links) war glänzend aufgelegt. Hier pariert der VfB-Schlussmann gegen Gladbachs Denis Zakaria. FOTO: EIBNER

MÖNCHENGLADBACH. Im Grunde hatte der VfB Stuttgart im Borussia-Park keine Chance, aber die hätte er mit großem Einsatz fast sogar genutzt. 0:3 (0:0) nach 90 Minuten auswärts beim hohen Favoriten Borussia Mönchengladbach, alles wie erwartet. Aber hätte Mario Gomez in der 30. Spielminute die größte Chance des Spieles genutzt, es hätte anders ausgehen können. Daraus wurde nichts, das Stuttgarter Schicksal besiegelte im Schlussspurt der Borussia der eingewechselte Raffael mit einem Kopfball in der 69. Minute zum 1:0, bevor der ebenfalls eingewechselte Florian Neuhaus zum 2:0 traf (77.). Den dritten Treffer besorgte der Stuttgarter Innenverteidiger Benjamin Pavard mit einem Selbsttor nach einem Schuss von Lars Stindl (84.).

Damit bleibt der VfB mit elf Zählern als Tabellen-16. in großer Abstiegsnot. Dazu sah Erik Thommy noch die Gelb-Rote Karte (83.) und Dennis Aogo (26.) sowie Andreas Beck (46.) mussten verletzt raus. Pavard zog sich beim Eigentor einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zu. »Wenn wir personell nicht so angeschlagen wären, wäre mehr möglich gewesen«, haderte VfB-Coach Markus Weinzierl. »Es ist verdammt ärgerlich, wie wir das Spiel verlieren«, sagte sein glänzend aufgelegter Schlussmann Ron-Robert Zieler. »Wir spielen Fußball, um zu gewinnen – ab der 65. Spielminute dann aber nicht mehr. Das ist ein Nackenschlag mehr.«

»Es ist verdammt ärgerlich. Das ist ein Nackenschlag mehr«

Weinzierl vertraute in der Abwehr auf die Dreierkette mit Weltmeister Pavard, Timo Baumgartl und den Ex-Freiburger Marc Oliver Kempf. Auf den Außenpositionen spielten Andreas Beck und Emiliano Insua; im defensiven Mittelfeld Aogo und Kapitän Christian Gentner. In der Offensive nominierte der Trainer neben Ex-Nationalspieler Gomez wie erwartet Anastasios Donis und Nicolas Gonzalez. Ein Wiedersehen gab es mit dem Ex-Stuttgarter Ibrahima Traoré, den Gladbachs Trainer Dieter Hecking überraschend in die Anfangsformation stellte.

Schon vor dem Spiel war der Beifall nicht enden wollend. Alan Simonson, Europas Fußballer des Jahres 1977, brachte seinen Goldenen Ball mit ins Stadion, um ihn dem Museum zu überreichen. »Er war einer der Größten, die jemals für die Borussia gespielt haben«, sagte Vizepräsident Rainer Bonhof. Und für die Stuttgarter fand Bonhof ebenfalls lobende Worte: »Der Sieg gegen den FC Augsburg hat dem VfB einen richtigen Schub gegeben, defensiv steht die Mannschaft gut.« Bis zur 69. Minute.

Die Borussia begann, wie man das von einem Club erwartet, der vielleicht sogar eine Chance hat, um die Meisterschaft mitzuspielen. Obwohl Trainer Hecking diesem Anspruch massiv widerspricht: »Ich finde es ein wenig übertrieben, wenn unsere Leistungen als Kampfansage im Kampf um die Meisterschaft ausgelegt werden. Das ist nicht das, womit wir uns beschäftigen sollten.« Zieler musste bei einem Schuss von Traoré erstmals eingreifen (8.), der VfB spielte aus einer massiven Deckung mit, sah sich aber doch vorwiegend in die Defensive gedrängt. Einen Freistoß von Thorgan Hazard klärte Pavard (10.), Frankreichs Weltmeister sah sich oft im Zentrum des Geschehens, spielte seinen Part aber sehr sicher. Und das gegen Lars Stindl, Alassane Plea, Hazard und Traoré. Zieler parierte einen Schuss von Plea (15.), die Angriffe der Borussia wurden intensiver.

Yann Sommer im Tor der Borussia blieb weitgehend beschäftigungslos. In der 25. Minute rettete erneut Zieler gegen Hazard, für den verletzten Aogo kam Gonzalo Castro (26.). Ein Tor von Plea wurde von Schiedsrichter Deniz Aytekin wegen Abseitsstellung zurückgepfiffen (27.). Dann vergab Gomez, der nun über 1 000 Minuten ohne Tor ist, in zuletzt bewährter Manier (Zieler: »Es ist ärgerlich, dass Mario da nicht trifft«) nach einem Traumpass von Castro die größte Chance des VfB (30.), kurz danach verzog Kempf. Immerhin sorgten die Offensiven jetzt für ein wenig Entlastung. Drei Minuten vor der Pause parierte Zieler mit einem Reflex einen Schuss von Tobias Strobl. Die Chancen der Mönchengladbacher hätten ausgereicht, um zwei Spiele zu entscheiden.

Im zweiten Durchgang wagte Weinzierl mehr Offensive. Thommy kam für Beck, Mönchengladbach blieb trotzdem die stärkere Mannschaft. Vor allem auch wegen der druckvollen Offensive, der aber noch zu oft der entscheidende letzte Pass fehlte. Die Offensivabteilung von Hecking investierte viel mehr als der VfB.

Gentner scheiterte vor 48 590 Zuschauern mit der zweiten großen Stuttgarter Chance des Spieles (58.). Dann nahm Hecking Plea raus und brachte Raffael (60.). Sofort war die Borussia wieder gefährlicher, Stindl scheiterte mit einem Gewaltschuss (64.). Die Mannschaft von Hecking versuchte aber unverdrossen weiter, die Begegnung spielerisch zu entscheiden. Und in der 69. Minute war es dann soweit. Der eingewechselte Florian Neuhaus flankte auf den eingewechselten Raffael, und der traf per Kopfball zum 1:0. Neuhaus selbst ließ in der 77. Minute das 2:0 folgen – und das Selbsttor von Pavard sicherte der Borussia den siebten Sieg im siebten Heimspiel der Saison. (GEA)