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Stuttgart feiert Faghir: Union will keine Europa-Träume

Union Berlin sah sehr, sehr lange wie der sichere Sieger in Stuttgart aus. Doch dann schlug der VfB in allerletzter Sekunde durch Wahid Faghir zu. Der 18-Jährige ist damit neben einem prominenten Nationalspieler zweitjüngster Torschütze der Schwaben.

Timo Baumgartl gegen Nikolas Nartey
Union Berlins Timo Baumgartl (l) und Stuttgarts Nikolas Nartey kämpfen um den Ball. Foto: Silas Stein/dpa
Union Berlins Timo Baumgartl (l) und Stuttgarts Nikolas Nartey kämpfen um den Ball. Foto: Silas Stein/dpa

STUTTGART. Es ist wieder laut im Stadion, auch wenn von möglichen 60000 nur 32595 Zuschauer den Weg in die Mercedes-Benz-Arena fanden. Aber nach drei Minuten Nachspielzeit zahlte sich die zusätzliche Motivation durch die Cannstatter Kurve auf dem Rasen dann doch noch aus, als ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Timo Baumgartl einen Schuss des eingewechselten Wahid Faghir unhaltbar für BerlinsTorwart Andreas Luthe zum vielumjubelten 1:1 (0:1)-Endstand abfälschte. Für die Berliner Führung hatte in der 31. Minute der Torjäger 1. FC Union, Taiwo Awoniyi, gesorgt. Auf der Tribüne jubelte der verletzte Stuttgarter Torjäger Sasa Kalajdzic: »Unglaublich, wie die Mannschaft gekämpft hat. Sie haben auch in Unterzahl nicht aufgeben und tatsächlich noch den Ausgleich geschafft, super, das freut mich wahnsinnig für meine Mannschaft.«

Cheftrainer Pellegrino Matarazzo sagt vor den Begegnungen immer weniger, vermutlich, weil er sich immer mehr Gedanken machen muss, wer gerade nicht verletzt ist oder coronamäßig ausgebremst wird. Gegen den 1. FC Union Berlin blieb es bei der Dreierkette ohne Waldemar Anton und mit Hiroki Ito im Zentrum, das Mittelfeld defensiv orientiert mit dem japanischen Routinier Wataru Endo und Atakan Karazor. Offensiv spielte der VfB mit Neuzugang Chris Führich und Hamadi Al Ghaddioui, weil die Verletztenliste immer noch lang und Corona immer noch wirkt. Es ist immer wieder ein Neustart für den Italo-Amerikaner, sagte er selbst vor dem 9. Spieltag, aber er kennt das nicht anders und beklagt sich nie.

Sechsmal haben sie vorher gegeneinander gespielt, viermal stand es am Ende Unentschieden. Zweimal war das Unentschieden fatal und bedeutete 2018 den Abstieg des VfB Stuttgart aus der Bundesliga. Seither ist es ausgeglichen geblieben zwischen beiden Mannschaften. Union ist eines der ältesten Teams der Liga, der VfB das jüngste. Es werde »kein Spaziergang« werden gegen die von Urs Fischer kompakt aufgestellten Berliner, keine übertriebene Voraussage von Matarazzo.

Das Wiedersehen mit Rani Khedira und Timo Baumgartl verlief wie erwartet. Der VfB Stuttgart machte Tempo, rannte sich in der aufmerksamen Union-Defensive aber immer wieder fest und konnte aus der anfänglichen Überlegenheit kein Kapital schlagen. Union baute im Angriff erneut auf Torjäger Taiwo Awoniyi, der schon in der 5. Minute die erste Chance vergab. Nur zehn Minuten später kam Genki Haraguchi nach einer Flanke von Christopher Trimmel zu spät. In der 17. Minute dann die erste Möglichkeit für den VfB, nach einem langen Ball von Konstantinos Mavropanos konnte Wataru Endo den Ball aber nicht kontrollieren, Marc Oliver Kempf verfehlte danach einen Freistoß von Borna Sosa mit dem Kopf nur knapp (21.).

In der 31. Minute dann die nicht unverdiente Führung für Union. Eine Flanke von Sheraldo Becker konnte Awoniyi nach einem Überzahlangriff völlig freistehend zum 1:0 verwerten, bereits sein siebter Treffer in der laufenden Saison. Weit und breit kein Stuttgarter, die alle auf einen Pfiff von Schiedsrichter Florian Badstübner gewartet hatten – nach einem vermeintlichen Foul an Endo im Mittelkreis. Nur sieben Minuten später die nächste Chance für Awoniyi, den der VfB nie in den Griff bekam.

Im zweiten Durchgang kam nach 54 Minuten Wahid Faghir für den enttäuschenden Al Ghaddioui und Orel Mangala für den ebenfalls enttäuschenden Nikolas Nartey. Als sich die Stuttgarter gerade neu formierten, sah Karazor innerhalb von 33 Sekunden Gelb Rot. Die Folge davon waren Pyros in der Cannstatter Kurve. In Unterzahl fanden die Stuttgarter keine Einstellung mehr zu Union. Zwar überlegen, aber vor dem gegnerischen Tor doch viel zu harmlos.

Matarazzo brachte auch noch Daniel Didavi, um noch ein wenig Ordnung in die Rest-Formation zu bringen, aber phasenweise kamen die Stuttgarter noch nicht einmal mehr über die Mittellinie. Erst in der Schlussphase ergaben sich nochmals Chancen, Faghir scheiterte kurz vor dem Ende mit einem Kopfball. Und dann war ausgerechnet er es, der in der Nachspielzeit doch noch zum 1:1 traf. Der Jubel kannte keine Grenzen, jetzt sind es auf Rang 13 zehn Punkte für den VfB. »Ein sehr zähes Spiel, aber die zweite Halbzeit stimmt mich extrem positiv, die Mannschaft hat einmal mehr große Moral gezeigt«, bilanzierte Matarazzo zufrieden. (GEA)