STUTTGART. Beim VfB Stuttgart scheinen in der Clubführung inzwischen alle Tischtücher zerschnitten. In einem Brief an die Mitglieder (der dem GEA vorliegt) kündigte der amtierende Präsident Claus Vogt am Mittwochmorgen an, die für den 18. März geplante Mitgliederversammlung verschieben zu wollen. Diesen Plan mit seinen Präsidiumskollegen zu besprechen, scheint im Vorfeld gescheitert zu sein. »Ich musste feststellen, dass es ein sehr weitgehendes Desinteresse gab, überhaupt eine Diskussion der Argumente gegen eine digitale Ausrichtung der Mitgliederversammlung aufzunehmen«, schreibt Vogt.
Offensichtlich scheint das Präsidium völlig zerstritten. Vogt will die Versammlung auf den 5. September verlegen in der Hoffnung, dass sie dann nach der Coronakrise als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden kann. Momentan wäre eine Veranstaltung aus nachvollziehbaren Gründen nur als Digitalveranstaltung möglich. Vogt begründet die Verlegung vor allem mit der weiter ungeklärten Datenaffäre, deren juristische Klärung »sowohl in unserem Verein als auch in unserer Tochtergesellschaft nicht von allen angesprochenen Personen konsequent und schnellstmöglich unterstützt« wird.
Vogt will Präsident bleiben und sich erneut zur Wahl stellen. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger hatte Ende 2020 seine Gegenkandidatur angekündigt. Und diese damit begründet, dass mit Vogt keine Verständigung mehr möglich sei. Hitzlspergers offener Brief war allerdings entgegen seiner Erwartung von den Fans sehr kritisch bis ablehnend aufgenommen worden. Seither versucht Hitzlsperger, der sich für Äußerungen in dem Brief öffentlich entschuldigte, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. Wie im Club inoffiziell verlautete, wollte Hitzlsperger auf das aktuelle Schreiben des Präsidenten nicht reagieren. Da es sich um eine Angelegenheit des Präsidiums handelt und nicht der AG.
Der Konflikt hat mittlerweile Ausmaße erreicht, die man selbst beim krisenerprobten VfB bisher nicht kannte. Vogt unterstrich kategorisch, die Versammlung im März nicht stattfinden zu lassen: »Meine Person, als Präsident des VfB Stuttgart e.V., wird im Interesse des Vereins und seiner Mitglieder die zur Durchführung der digitalen Mitgliederversammlung förmlich notwendige Einberufung zum 18. März 2021 nicht vornehmen.« (GEA)