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Aktuell VfB Stuttgart

»Druck ist das falsche Wort«

Mit Interimstrainer Nico Willig hat beim »Krisenclub« eine neue Kommunikation Einzug gehalten

In Berlin wieder an Bord des VfB Stuttgart: Kapitän Christian Gentner. FOTO: EIBNER
In Berlin wieder an Bord des VfB Stuttgart: Kapitän Christian Gentner. FOTO: EIBNER
In Berlin wieder an Bord des VfB Stuttgart: Kapitän Christian Gentner. FOTO: EIBNER

STUTTGART. Nico Willig gibt bereitwillig Auskunft. Und nicht nur das. Seine Antworten auf die vielen Reporterfragen kommen derartig geschliffen, dass er zwei Tage vor dem nächsten »Abstiegsendspiel« des VfB Stuttgart bei Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr) in Fachkreisen schon »Dr. Willig« genannt wird. Der Interimstrainer verkörpert einen sehr motivierenden Fußballlehrer, der offenbar die gute Laune und seine optimistische Einstellung auch an seine Spieler weitergeben kann. »Dr. Willig sagt, dass wir an der Effektivität noch arbeiten müssen«, sagt Nico Willig und hat alle Lacher auf seiner Seite. Der Mann verbreitet positive Stimmung, das kann im Kampf gegen den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zum entscheidenden Faktor werden.

»Hiobsbotschaften« hat er keine zu verkünden, Willig kann in Berlin auch wieder mit Kapitän Christian Gentner planen. Der 33-Jährige habe seinen Muskelfaserriss auskuriert und im Training »gut und spielfreudig« gewirkt, sagt Willig. Nicht dabei ist weiterhin Steven Zuber nach seinem Innenbandanriss im Knie. Im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:0) habe seine Mannschaft den Schritt »von der Intensiv- zur Krankenstation« vollzogen und den Relegationsplatz vorerst abgesichert. »Die Krankenstation ist aber immer noch eine, wo man vorsichtig sein muss, um hoffentlich in naher Zukunft gesund zu werden«, sagt Willig.

Auf die Frage, ob es beim VfB Stuttgart tatsächlich in Stein gemeißelt sei, dass er seinen Platz auch im Fall der Abstiegsvermeidung räumen muss, sagt Willig: »Ich habe Blut geleckt nach dem Erfolg, sicher. Aber es gibt eine klare Vereinbarung zwischen dem Verein und mir, damit leben wir beide sehr gut. Diese Wenn-dann-Diskussion kostet nur Energie, darum will ich mich nicht kümmern.«

Willig geht es nur um die nächsten Spiele, die über die Zukunft des Clubs entscheiden. Und der Interimstrainer lebt diese Situation: »Es geht einzig und allein um den Klassenerhalt.« Ob er Druck wahrnehme, wird er gefragt. Willig sagt: »Druck ist das falsche Wort. Ich würde es Anspannung nennen. Ich will Spiele gewinnen. Und es geht bei uns in der zweiten Woche nicht um andere Dinge als in der ersten Woche.«

Mit dem neuen Sportdirektor hat er noch keinen wirklichen Kontakt gehabt, allenfalls »ein kurzes Gespräch über zweieinhalb Minuten«. Was aber nicht nur an Nico Willig liegt, sondern auch an Sven Mislintat, der erst im Mai in Stuttgart vorgestellt werden soll und sich bewusst im Hintergrund hält. Dass er die Mannschaft vor dem Spiel gegen Mönchengladbach umgekrempelt hat, diese Option behält Willig sich auch für Berlin vor. Und sein »Signalspieler« Andreas Beck wird vermutlich sogar wieder in der Mittelfeldraute auflaufen. Aber das sind Spekulationen, erkennbar ist nur, dass Beck in seinen Planungen eine hervorgehobene Rolle spielt.

Nach der Saison werden sie in Stuttgart entscheiden müssen, ob die auslaufenden Verträge der Routiniers Andreas Beck, Dennis Aogo und Christian Gentner verlängert werden sollen. Auch die Perspektiven von Holger Badstuber (Vertrag bis 2021), Mario Gomez (2020), Chadrac Akolo (2021) und Pablo Maffeo (2023) stehen auf dem Prüfstand. Und Nico Willig wird dann bereitwillig wieder in die Jugendarbeit gehen. Man darf allerdings gespannt sein, wie sich der Club verhält, sollte der Interimstrainer tatsächlich nicht nur sein erstes Spiel im Profigeschäft gewinnen, sondern alle vier. Der Sieg gegen die Borussia hat jedenfalls viel bewirkt. »Das 1:0 hat uns befreit, es hilft uns, es treibt unseren Ehrgeiz an. Wichtig ist, dass sich die Spieler auf ihren Positionen wohlfühlen.« Beim VfB Stuttgart ist der Ton nach Markus Weinzierl ein anderer geworden. (GEA)