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»Das ist nicht clever genug«

Jahn Regensburg – VfB Stuttgart 2:3 – Der Offensive des Absteigers fehlt es weiter an Durchschlagskraft. Kritik von Badstuber

Stuttgarts Cheftrainer Tim Walter jubelt
Stuttgarts Cheftrainer Tim Walter jubelt. Foto: Thomas Kienzle/Archivbild
Stuttgarts Cheftrainer Tim Walter jubelt. Foto: Thomas Kienzle/Archivbild

REGENSBURG. Tim Walter schreitet gut gelaunt über das Spielfeld. Noch 30 Minuten bis zum Spielbeginn. Kurzer Plausch mit den Assistenten, lachende Gesichter, alles bestens. 120 Minuten später hatte der VfB Stuttgart mit dem 3:2 (1:0) beim SSV Jahn Regensburg sein nächstes Zweitligaspiel gewonnen, ist seit sechs Spieltagen ohne Niederlage, hat zumindest für 24 Stunden die Tabellenführung übernommen, aber der Cheftrainer des VfB Stuttgart war dennoch nicht wirklich zufrieden: »Es fehlt weiter an Konsequenz in der Offensive und an Kompaktheit in der Defensive. Wir müssen mit 100 Prozent spielen, 80 Prozent reichen nicht.«

In der hektischen Schlussphase vor 15210 Zuschauern markierten Routinier Holger Badstuber freistehend per Kopf mit seinem zweiten Saisontreffer nach einer Hereingabe von Daniel Davi (76.) und der eingewechselte Hamadi Al Ghaddioui in der Nachspielzeit die entscheidenden Treffer. Die Führung von Nicolas Gonzalez (24.) hatte Max Besuschkow per Foulelfmeter ausgeglichen (70.). Pascal Stenzel hatte zuvor Lann George im Strafraum unfair attackiert. Federico Palacios machte es zum Schluss nochmals spannend. »Das ist einfach nicht clever genug«, schimpfte Holger Badstuber, »wir kriegen die Gegentore zu leicht, das sind konsequente Einladungen, das ärgert mich.«

In Regensburg war das Stadion erstmals ausverkauft in dieser Saison. Und Walter bewies erneut, dass nur er bestimmt, in welche Richtung es geht. Erstmals stand Atakan Karazor im defensiven Mittelfeld nicht in der Startformation. Der galt bisher beim Cheftrainer immer als gesetzt. Gegen jede Kritik schützte Walter den jungen Mann. Und dann spielte er doch nicht. Auch Gonzalo Castro musste erstmals mit der Ersatzbank vorliebnehmen. Zwei Überraschungen bereits, da hatte Schiedsrichter Tobias Stieler das Spiel noch gar nicht angefangen. Mario Gomez hatte die Reise in die Oberpfalz erst gar nicht angetreten.

Tim Walter erwartete »Nadelstiche, sie werden versuchen, uns weh zu tun«, wie bei jedem VfB-Gegner in der 2. Liga. »Wir brauchen viel Tempo und Spielkontrolle, für uns kommt es immer darauf an, unser Spiel durchzuziehen.« Unabhängig vom Gegner. Kritik an seiner Defensive hatte Walter vor dem Spiel vom Tisch gewischt. »Da sind zwei, drei individuelle Fehler gemacht worden, aber das sind Dinge, die mit dem System nichts zu tun haben.«

Der Trainer konnte wieder auf seine Standard-Innenverteidigung zurückgreifen. Neben Holger Badstuber lief erstmals wieder Kapitän Marc-Oliver Kempf auf, auf den Außenbahnen Pascal Stenzel und Emiliano Insua. Im Mittelfeld spielten erstmals der letzte Neuzugang Philipp Förster, Philipp Klement, Orel Mangala und Daniel Didavi, in der Offensive Nicolas Gonzalez und Silas Wamangituka.

Der VfB präsentierte sich als das technisch überlegene Team, die langen Ballstaffetten blieben aber zunächst ohne Ziel. Immer wieder wanderte der Ball zu Torwart Gregor Kogel zurück, der Druck auf das gegnerische Tor entwickelte sich erst nach der ersten Viertelstunde, nachdem Marco Grüttner die erste Chance für den Jahn vertan hatte (18.). Nach einem Angriff über Wamangituka brachte die Regensburger Abwehr den Ball nicht weit genug aus der Gefahrenzone, Gonzalez stand an der Strafraumgrenze frei und verwandelte kurz entschlossen mit einem Flachschuss in die linke untere Torecke zum Führungstor – unhaltbar für Jahn-Torwart Alexander Meyer.

Der VfB agierte nach der Führung entschlossener. Schon vier Minuten nach dem Führungstreffer bot sich Philipp Förster, der vom SV Sandhausen zum VfB gewechselt war, eine hundertprozentige Chance, der Mittelfeldspieler konnte sie aber nicht nutzen. Dem VfB-Spiel fehlte weiter die Konsequenz, die der Trainer ständig fordert. Eine überlegen geführte Begegnung führt nicht zu Toren, in Regensburg auch, weil Didavi unter Form spielte und der Offensive oft die Strategie fehlte.