Freiburg (dpa) - Was es bedeutet, beim FC Bayern München zu spielen, bekam Joshua Zirkzee fast unmittelbar nach seinem traumhaften Bundesliga-Debüt zu hören.
Sportdirektor Hasan Salihamidzic kennt den 18-jährigen Niederländer natürlich schon lange, und er kennt Zirkzee offenbar so gut, dass er nach dem 3:1-Sieg beim SC Freiburg gleich mal über eine von dessen Schwächen sprach.
»Manchmal verlässt er sich auf seine Qualitäten, die wirklich außergewöhnlich sind«, sagte Salihamidzic. Und auch David Alaba wollte Zirkzee nach dem Last-Minute-Tor im Breisgau nicht nur loben: »Er hat ein Talent, das nicht jeder hat. Aber Talent allein reicht oft nicht.«
Mit seinem Treffer in der Nachspielzeit hatte Zirkzee den Rekordmeister vor einem erheblichen Stimmungsdämpfer bewahrt, kurz darauf erhöhte Serge Gnabry sogar noch auf 3:1. Dabei hatte Freiburg die im zweiten Durchgang erstaunlich schwachen Münchner am Rand einer Niederlage, aber dann brachte Trainer Hansi Flick den jungen Matchwinner, der für eine Wiederbelebung der berühmten Dusel-Bayern sorgte.
Keine zwei Minuten brauchte der Angreifer aus der 2. Mannschaft für sein erstes Bundesliga-Tor im ersten Bundesliga-Einsatz. Sein perfektes Debüt feierte der Lockenkopf im Anschluss mit einem Selfie auf dem Rasen des Schwarzwald-Stadions. Er grinste breit und hob den Daumen. Alles gut war bei den Bayern aber längst nicht.
Die Botschaft von Salihamidzic und Alaba an Zirkzee war deutlich: Toller Junge mit riesigem Talent, auf dem er sich nun aber bloß nicht ausruhen soll. Die aktuell extrem angespannte Personalsituation beim Titelverteidiger verhalf dem 1,93 Meter großen Niederländer zum Debüt, obwohl er in der 3. Liga bislang zumindest noch nicht durch Tore aufgefallen ist.
Die Bayern scheinen kurz vor dem Ende der Hinrunde »ein bisschen müde«, wie Salihamidzic sagte. Dass ihnen auch personell langsam die Optionen ausgehen, zeigte sich unter anderem daran, dass Zirkzee seinen Treffer mit drei weiteren Talenten feierte.
Sarpreet Singh (20), Lars-Lukas Mai (19) und Leon Dajaku (18) saßen ebenfalls auf der Bayern-Bank. »Die Personaldecke ist nicht ganz so, wie wir uns das vorstellen«, gab Flick zu. Salihamidzic sprach daher davon, dass man sich mit Blick auf mögliche Verstärkungen im Winter »alle Optionen offen« halte. Der »Kicker« berichtete am Donnerstag, dass die Münchner mit Blick auf die rechte Abwehrseite über eine Verpflichtung von Nationalspieler Benjamin Henrichs nachdenken würden.
Dass Nationalspieler Leroy Sané wie von der »Sport Bild« berichtet schon im Winter zum FC Bayern wechseln wolle, kommentierten Flick und sein Sportdirektor aber nicht. Der 23-Jährige sei schließlich ein Spieler von Manchester City, und zu Spielern anderer Vereine wolle man sich nicht äußern. Damit hatten die Bayern ja schon mal schlechte Erfahrungen gemacht.
Nun soll aber die Konzentration allein dem Hinrunden-Abschluss am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Wolfsburg gelten. Mit einem weiteren Sieg könnten die Münchner bestenfalls bis auf einen Punkt an Spitzenreiter RB Leipzig heranrücken. Bricht der Tabellendritte aber erneut so ein wie in Freiburg im zweiten Durchgang, dürfte es schwierig werden mit dem versöhnlichen Ende einer äußerst wechselhaften Halbserie.
Oder der mit 18 Jahren und 210 Tagen nun jüngste niederländische Torschütze der Bundesliga-Historie kommt wieder ins Spiel. Wie das mit den Dusel-Bayern so funktioniert, weiß Zirkzee ja schon.